Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
Raketen.«
»Verdammt sollst du sein, Jordan.« In Viviannes Augen blitzte es. »Dreh endlich das Schiff um und lande.«
Jordans Finger tanzten über den Monitor. »Ich werde jetzt den Kurs eingeben.«
3
Die Wut der Weisen zeigt sich nie .
Hohepriesterin von Avalon
Vivianne sah zu, wie Jordan den Kurs eingab – doch es war nicht der zur Erde.
Dieser verlogene Hurensohn!
Dieser Mann konnte doch nicht derselbe wie der sein, von dem sie vor ihrer Ohnmacht geträumt hatte.
Der Jordan aus ihrem Traum war schlanker, schlaksiger und süßer gewesen.
Das Adrenalin pumpte, als Jordan in das Schwimmbecken eintauchte. Den ganzen Sommer hatte er für dieses Rennen trainiert. Der Sieger würde an einem Sommerlager teilnehmen und erhielt eine besondere Ausbildung sowie das Angebot zur Aufnahme an einer renommierten Universität. Und Jordan, der sich in bester Verfassung befand, war fest entschlossen zu gewinnen.
K’dark, ein guter Freund, schwamm auf der Bahn neben ihm und lag eine halbe Länge zurück.
Jordan atmete gleichmäßig und trat stark aus. Seine aufgewärmten Muskeln trugen ihn durch das Wasser. Seine Züge kündeten nicht von Mühe; die langen Übungsstunden im Schwimmbecken hatten ihm großes Durchhaltevermögen gegeben.
Doch auch K’dark hatte hart trainiert. Die beiden Freunde trieben sich gegenseitig an.
Jordan drehte den Kopf, holte Luft und sah, wie K’darks Vater am Beckenrand seinen Sohn anfeuerte. Es war das erste Mal, dass er K’dark schwimmen sah. Sein Vater arbeitete in Doppelschichten, um seine Familie zu ernähren.
Jordan sah nach rechts, nach links, kam zur Wand und stieß sich ab. Er und K’dark führten das Rennen an.
Einer von ihnen beiden würde der Sieger sein.
Er holte wieder Luft und sah, wie K’darks Vater auf- und abhüpfte. Der Sieg bedeutete so viel für Jordan, aber für K’darks Zukunft wäre es noch wichtiger, wenn er dieses Rennen gewann. Ohne ein Stipendium würde es sich seine Familie nicht leisten können, ihn auf die Universität zu schicken.
Und Jordan hatte bereits ein Stipendium errungen. Er wurde langsamer.
K’dark zog an ihm vorbei .
Viviannes Geist hatte ihr einen Streich gespielt. Der wirkliche, erwachsene Jordan konnte doch nicht so sein wie dieser selbstlose Junge. Denn der erwachsene Jordan war ein Lügner. Und gefährlich.
Vivianne musste sich beherrschen, nicht auf die Kontrollinstrumente loszustürzen. Stattdessen machte sie ein ausdrucksloses Gesicht und schlenderte beiläufig zu Jordan hinüber. Sie kannte die Draco in allen Einzelheiten so gut wie ihr Penthouse am Strand. Das bedeutete, dass sie das Navigationssystem genauso leicht abschalten und das Schiff in den Orbit lenken konnte, wie sie das Programm in ihrem Fernseher wechselte – wenn sie nur nahe genug an die Kontrollen herankam.
Ihr Puls raste, und mit gezwungener Fröhlichkeit fragte sie: »Sollten wir nicht allmählich umkehren?«
»Raketenabschuss in dreißig Sekunden«, warnten die nordamerikanischen Staaten.
Viviannes Puls wurde noch schneller. Jordan stand am Kontrollbord und bot ein Bild der Gelassenheit.
Gray beugte sich über seinen Monitor. »Noch eine Minute, bevor der Hypertransporter voll einsatzfähig ist.«
»Raketenabschuss in zwanzig Sekunden.«
Noch war Vivianne zu weit von den Instrumenten entfernt. Sie starrte auf den Bildschirm, während in ihrem Kopf eine Gleichung die andere jagte. »Sie bluffen nicht. Sie werden schießen, wenn du nicht beidrehst.«
»Ich weiß.« Jordans Tonfall war kühl. »Aber nachdem sie die Raketen abgeschossen haben, wird es dreiundfünfzig Sekunden dauern, bis uns die Geschosse erreichen. Bis dahin sind wir schon auf und davon.«
»Zehn Sekunden.«
Aus keinem ihr erkennbaren Grund setzte er das Leben aller Personen an Bord aufs Spiel. »Hör auf, Jordan. Wir haben doch gar keine Vorräte. Wir haben nicht genug zu essen, nicht genug Wasser, Sauerstoff und …«
»Fünf Sekunden.«
Mit entschlossener Miene beugte er sich über das Instrumentenbrett.
»Zwei Sekunden.«
Hoffentlich bemerkte er nicht, dass sie etwas vorhatte. Vivianne kam näher, ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Noch ein Schritt. Und dann noch einer. Sie nahm all ihre Wut und Angst zusammen, wandelte sie in schiere Entschlossenheit um, sprang los, rannte gegen Jordan an und drückte ihn zur Seite.
Sie war schnell, aber Jordan war noch etwas schneller.
Als sie gegen seinen steinharten Körper stieß, hatten seine
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