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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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Chine an. Darüber trug sie eine graue Perücke mit einem schwarzen Seidenschleier, der ihr Gesicht verbarg.
    Schließlich streifte sie ein paar weiße Seidenhandschuhe über, die ihre Hände verhüllten. Sie wusste, nichts konnte ihre Identität verraten.
    Als sie Hufe klappern hörte, trat sie zum Fenster. Eine schwarze Kutsche hielt vor dem Haus, und die Tür ging auf. Es war kein Kunde für Madame Marie, sondern ihr Klient. Er kam früh. Alethea lächelte, dachte, er musste begieriger darauf sein, die Zukunft zu erfahren, als sie geglaubt hatte, und spähte durch die Spitzenvorhänge, während er im Haus verschwand. Wieder erstaunte es sie, dass ein Mann wie McHugh eine Wahrsagerin konsultierte. Sie entschied dann, die schweren Samtvorhänge nicht vor die Spitzengardinen zu ziehen.
    Vorsichtshalber überprüfte Alethea noch einmal ihre Verkleidung in dem Spiegel über dem Kamin. Ja, die Schleier verbargen ihr Gesicht und machten es unmöglich, sie zu erkennen. Sie würde sicher sein. Gerade als sie weiße Kerzen anzündete und Sandelholz abbrannte, klopfte es an der Tür. Sie schob die kleine Messingscheibe beiseite, die über dem Türspion hing, und sah den Schotten. Er war allein. Einen Moment hielt sie inne, die Hand auf dem Riegel, während die Aufregung ihr beinahe die Kehle zuschnürte.
    „Er ist nur neugierig“, flüsterte sie sich selbst zu, obwohl sie wusste, dass jeder Klient – vielleicht dieser? – Tante Henriettas Mörder sein konnte. Sie warf einen Blick auf den Klingelzug, tastete nach dem kleinen Dolch in ihrer Tasche, straffte die Schultern und schob den Riegel zurück.
    Langsam öffnete sich die Tür, und eine schmale Frau erschien, ganz in Schwarz gekleidet. Hinter den schweren Schleiern war nicht einmal ihr Gesicht auszumachen. Obwohl er zu gern die Stoffe zurückgeschoben hätte, um ihre Züge zu sehen, bezwang Rob seine Ungeduld. Die Identität Madame Zoes war nur ein Teil seiner Probleme. Wer sie wirklich war, würde er in Erfahrung bringen können, wann immer es ihm beliebte. Erst aber musste er ihre Schwächen aufdecken, feststellen, wo sie verletzbar war, und den perfekten Weg finden, sie zu vernichten. Er schätzte, dass er dafür mindestens drei Besuche benötigen würde.
    „ Entrez, M’sieur .“ Mit leiser, wohlklingender Stimme begrüßte sie ihn, bevor die verschleierte Frau einen Schritt zurückmachte, damit er hereinkommen konnte. Wenn das die Stimme einer alten Frau war, dann wollte er nicht mehr Rob McHugh heißen.
    Rasch schaute er sich um und entdeckte dabei diverse Details, die ihm einiges verrieten. Der kleine Holzstapel neben dem Kamin zeigte ihm, dass der Raum immer nur für kurze Zeit benutzt wurde. Es gab wenig persönliche Gegenstände. Dies war nur ein Salon, die Wahrsagerin lebte hier nicht. Die Möbel waren geschmackvoll, wenn auch alt und abgenutzt. Vor dem einzigen Fenster, das zur Straße hinausging, hing ein leichter Spitzenvorhang, und kleine Grünpflanzen standen auf dem Sims. Um sich zusätzlich vor Blicken zu schützen oder geheimnisvolles Zwielicht zu schaffen, ließen sich noch blaue Samtvorhänge davor ziehen. Hinter einem Vorhang im Alkoven befanden sich vermutlich ein Sofa und ein Waschtisch, vielleicht auch ein Schrank oder eine Bügelpresse. Das einzige Zugeständnis an weibliche Eitelkeit war der alte Spiegel, der über dem Kamin hing.
    Am bemerkenswertesten schien Rob der kleine dunkle Fleck auf dem fadenscheinigen Teppich unter dem Tisch in der Mitte zu sein. Tee? Wein? Blut? Sehr interessant. Und dann war da noch der diskret angebrachte Glockenzug an einem Haken neben dem Kamin. Wozu war er da?
    „ M’sieur ?“, fragte die Frau noch einmal.
    „Madame Zoe? Habe ich mich verspätet?“
    „ Mais non “, entgegnete sie. Als er an ihr vorbei ins Zimmer trat, stieg ihm ein leichter Duft von Maiglöckchen in die Nase. Süß und verführerisch. Auch sehr interessant.
    Mit einer einladenden Bewegung zur Mitte des Raumes forderte sie ihn auf, sich zu setzen.
    „Wissen Sie, wer ich bin?“, fragte er, ohne den Stuhl zu beachten.
    Noch immer sprach sie leise und mit schwerem Akzent, doch jetzt klang ihre Stimme amüsiert. „Ich weiß alles, M’sieur .“
    Er lachte belustigt. „Wer bin ich also?“
    „Sie sind mein Drei-Uhr-Termin.“
    Kluges Ding. Er schüttelte den Kopf. „Machen Sie sich über mich lustig?“
    „ Mais non, M’sieur .“ Sie umfasste die Rückenlehne des Stuhls ihm gegenüber. „Das wäre schlecht für das Geschäft,

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