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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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stand auf und kehrte ihr den Rücken zu. „Sie wird nicht kommen, Alethea. Sie ist tot.“
    Tot? Nein, bestimmt nicht. Gerade erst hatte sie doch Lady Enright bei der Weihnachtsfeier der Millertons getroffen. Sie war heiter und gesund gewesen. „Wann – wie ist sie gestorben?“
    „Sie wurde ermordet. Vor kaum zwei Stunden.“
    Alethea wurde übel. Sie presste die Hände vor den Mund, um einen Entsetzensschrei zu unterdrücken. Sie sah McHughs kerzengeraden Rücken, hörte den tonlosen Klang seiner Stimme und wusste, er war nicht annähernd so unberührt, wie er sie glauben machen wollte.
    „Du musst dich irren. Wir haben eine Verabredung. Sie verspätet sich nur ein wenig.“
    Er drehte sich zu ihr um. „Ich irre mich nicht, Alethea. Sie wurde erwürgt und erstochen.“
    Aletheas Hände zitterten, und sie erschauerte. Genau wie Tante Henrietta! Was hatte der Mörder vor?
    Alethea bemerkte nicht, dass jetzt ihr ganzer Körper zitterte, und McHugh umfasste ihre Schultern, damit sie sich beruhigte.
    „Was hat das mit dir zu tun?“, fragte er.
    Was würde McHugh ihr antun, wenn er wüsste, dass sie Ermittlungen führte, um den Mörder zu fassen? Er würde auch das gegen sie verwenden. Daher – je weniger er erfuhr, desto besser. „Nichts“, erwiderte sie.
    Er ließ sie so abrupt los, dass sie gegen das Kissen fiel. „Lügst du? Nun, ich werde dir sagen, was ich denke.“
    Er begann, vor dem Bett auf und ab zu laufen und strich sich dabei das Haar glatt. Zum ersten Mal bemerkte Alethea einen Blutspritzer auf seinem Ärmel. Lady Enrights Blut?
    „Ich glaube, es gibt da einen Zusammenhang. Ich folgte einer Fußspur im Schnee, die von Eloises Haus in diese Richtung führte. Als ich die Spur zwischen den vielen anderen verlor, stellte ich fest, dass ich nahe dieser Adresse war. Ich beschloss nachzusehen, ob die berüchtigte Madame Zoe etwas damit zu tun hat, und kam geradewegs hierher. Wäre ich nicht rechtzeitig erschienen, wärest du heute Nacht das zweite Opfer geworden, Alethea.“
    Sie versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sollte sie ihm von Tante Henrietta erzählen? Oder dass es mehr Opfer gab, als er wusste?
    „Die Frage ist also, was hast du getan, dass man dich umbringen will?“, fragte er.
    In Aletheas azurblauen Augen trat ein gehetzter Ausdruck. Sie blickte zur Tür, als erwartete sie, dass Eloise hereinkam, dann sah sie wieder zu ihm. Es war hoffnungslos. Wäre die Lage anders gewesen, hätte er sie vielleicht getröstet. Er hätte sie an seine Brust gezogen und leise, beschwichtigende Worte geflüstert. Aber die Situation war nun mal so, wie sie war.
    Bei dem Gedanken daran, was geschehen war, wurde Rob plötzlich übel. Schlimm genug, eine gute Freundin wie Eloise zu verlieren, aber wenn er Alethea verloren hätte … Oh, aber er hatte Alethea verloren. Dafür hatte er selbst gesorgt. Er hatte sich Maeves Erwartungen entsprechend verhalten, Alethea kompromittiert, ihr sogar absichtlich den Höhepunkt verweigert als Teil seiner Rache. McHugh der Zerstörer. Aber wie hätte er ihr nur widerstehen sollen? Als sie ihm zugelächelt und mit ihm gescherzt, ihn glauben gemacht hatte, dass sich tief in seinem Innern irgendetwas Liebenswertes befand, war er schon bereit gewesen. Und auch dafür würde sie bezahlen müssen, genau wie für alles andere.
    Die Spannung, von der Ethan Travis und Martin Seymour immer gesprochen hatten, war nicht weniger geworden. Tatsächlich war sie nur schlimmer geworden, seit er Alethea zum ersten Mal geküsst hatte. Wenn er sie tausend Jahre lang jeden Tag und jede Nacht lieben würde, ob er dann genug von ihr bekäme? Er bezweifelte es. Aber er würde es nie herausfinden, denn was sie gerade getan hatten, würde nicht noch einmal passieren. Sie würde ihm Einhalt gebieten, aber er würde nicht aufhören können. Selbst jetzt spürte er sein Verlangen wieder erwachen, und dieses Verlangen drohte, seine Pläne zu durchkreuzen. Aber das würde er nicht zulassen. Die Aussicht auf Rache hatte ihn am Leben gehalten, und er würde nicht aufgeben.
    Er hatte sie jetzt genau da, wo er sie beziehungsweise Madame Zoe immer haben wollte. Ihre Existenz war nun abhängig von seiner Gnade. Abgesehen von Maeve ging es auch um das, was er in dem algerischen Gefängnis ertragen musste. Während all der langen Tage und Nächte, die er in der Schwitzkiste des Dey eingesperrt gewesen war, hatte er diesen Moment geplant und davon geträumt, wie süß seine Rache sein

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