Der Kuss Im Kristall
gibt es keine Möglichkeit, so etwas zu verbergen. Ich werde verhindern, dass du das riskierst.“
„Aber …“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Psst. Keine Widerrede. Noch stehe ich nicht unter Arrest.“
„Was nun, McHugh?“
„Pass auf dich auf, Alethea. Traue niemandem. Nicht einmal …“
„Ja? Nicht einmal wem?“
„Nicht einmal jenen, denen du früher vertraut hast. Und versuche, immer in der Nähe anderer zu bleiben. Lass dich nicht fortlocken, unter welchen Umständen auch immer.“
Hatte er beobachtet, wie Sir Martin sie durch die Flügeltüren nach draußen geführt hatte? Warnte Rob sie davor, ihm zu trauen?
„Keine Angst. Ich bin den Behörden immer ein Stück voraus.“ Er lächelte. „Dafür haben sie mich ausgebildet.“
Sie lächelte ebenfalls über diese Ironie. „Und was soll ich tun?“
„Halte die Augen offen. Und triff mich morgen Abend um halb zehn im Salon. Bis dahin sollte ich Neuigkeiten haben.“
18. KAPITEL
Alle Worte, die Alethea sich sorgfältig zurechtgelegt hatte, lösten sich in Nichts auf, als Sir Martin sich am nächsten Tag in Graces kleinem Wohnzimmer neben sie setzte. Aus Angst, er könnte ihre Hand halten wollen, schenkte sie ihm etwas Tee ein, damit er beschäftigt war.
Als er nach der Tasse griff, zitterte seine Hand ein wenig. „Haben Sie Ihre Entscheidungen getroffen, meine Liebe?“
Sie überlegte, ob es wohl wirklich angemessen wäre, höflich zu lächeln, wenn man jemandem eine Abfuhr erteilte. Schnell, höflich und unmissverständlich, hatte ihre Tante ihr geraten. „Ich fürchte, ich …“
Sir Martin beugte sich vor und unterbrach sie. „Ehe Sie fortfahren, darf ich meine Sache noch einen Moment lang verteidigen? Ich fürchte, als ich das erste Mal fragte, habe ich mich nicht sehr geschickt ausgedrückt.“
„Sie haben sich sehr geschickt ausgedrückt“, widersprach Alethea. „Ihre Worte haben mich angerührt, und ich fühlte mich geehrt. Aber …“
Lachend zuckte er die Achseln. „Und ich hocke hier und dachte, wie dumm ich war, dass ich nicht erwähnte, was ich Ihnen außer meiner Zuneigung noch zu bieten habe. Sehen Sie, Ich schätze es, dass Sie die Verantwortung für Ihre jüngeren Geschwister übernommen haben. Meine Verbindungen werden den beiden nützlich sein. Ich kenne viele Leute, die den jungen Bennett in all seinen Plänen unterstützen können. Sollte er den Wunsch hegen, seine Ausbildung nach dem Abschluss in Eton fortzusetzen, so verfüge ich über ausgezeichnete Verbindungen nach Cambridge. Danach könnte ich ihn gewissen Leuten empfehlen, falls er für das Parlament kandidieren will.“
Sie lehnte sich zurück und betrachtete Sir Martins Gesicht. Wie hatte er so direkt ihren schwachen Punkt treffen können? Seine Argumente waren weitaus überzeugender als seine Zuneigung. Wie sollte sie da ablehnen?
„Was Ihre Schwester betrifft – nun, ich denke, ihr werden bald Anträge gemacht werden. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird sie jeden Vorteil und jede Verbindung brauchen können. Ich will keineswegs unhöflich sein, Miss Lovejoy, wenn ich Sie daran erinnere, dass Dianthes Mitgift als jüngere Schwester nicht gerade üppig ausfallen wird.“
Alethea wollte schon widersprechen und ihm mitteilen, dass sie immer vorhatte, Dianthe auch ihren Anteil zu überlassen, doch das erschien ihr nicht richtig. Sir Martin brauchte nicht zu wissen, wie hoch oder niedrig Dianthes Mitgift war, solange er nicht der Bräutigam war.
Seine Miene wurde ernst, und er senkte seine Stimme. „Dianthes Zuneigung zu Douglas McHugh ist mir nicht entgangen“, meinte er vertraulich. „Das hätte eine gute Verbindung sein können, wäre da nicht Glenross. Selbst in Anbetracht der Umstände, dass nur Douglas den nächsten Erben zeugen kann …“
Oh, dieser Lügner! Versuchte er immer noch, sie von McHugh fernzuhalten? Sie war kurz davor, ihn darüber in Kenntnis zu setzen, dass Rob McHugh sehr wohl in der Lage war, einen Erben zu zeugen, aber wie sollte sie ihm erklären, woher sie diese Information hatte?
„… nach dem bevorstehenden Skandal wird er gänzlich unakzeptabel sein.“
„Skandal? Welcher Skandal?“, fragte sie, ohne zu überlegen.
Er verzog das Gesicht. „Das müssen Sie doch gehört haben, meine Liebe.“
„Was?“
Er sah ihr direkt in die Augen und erklärte: „Nun, die Behörden suchen McHugh. Sie wollen ihn zum Tod von Charles Fengrove letzte Nacht befragen. Sehr tragisch. Und dann natürlich zum Tod
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