Der Kuss Im Kristall
nickte. „Das wird nicht schwer sein.“
„Hast du eine Ahnung, wer Kilgrews Posten im Ministerium übernehmen wird?“
„Auberville ist im Gespräch, ebenso Lord Barrington und Lord Lockwood. Außer Barrington sind sie alle zwar recht jung für diesen Posten, aber dennoch geeignet.“
Gut. Auf diese Weise würde Ethan leicht an Informationen gelangen. „Halt mich auf dem Laufenden, ja?“
Alethea löste die Schnur ihres Umhangs und hörte geduldig zu, während Dianthe aufgeregt davon erzählte, mit wem sie an diesem Abend tanzen würde, und sich fragte, ob Douglas McHugh dabei sein würde. Grace blinzelte Alethea zu, und die wusste, dass ihre Tante sich genau wie sie über Dianthes jugendliche Lebensfreude amüsierte.
„Glaubst du, er bringt seinen beeindruckenden Bruder mit?“, fragte Dianthe mit einem Seitenblick auf Alethea. „Weißt du, den, der ein Auge auf dich geworfen zu haben scheint, Binky.“
„Gelegentlich tauchen sie zusammen auf“, erwiderte Alethea ungerührt.
Sie hoffte, McHugh bei dem Konzert zu begegnen. Sie war in den Salon gegangen, um ihn zur verabredeten Zeit zu treffen, aber McHugh war nicht gekommen. Sie hatte lange gewartet, aber sie hatte Tante Grace und Dianthe versprochen, sie zu dem Konzert zu begleiten, auf dem Hortense und Harriet Thayer Nokturnen vortragen würden. Danach würde man tanzen und Erfrischungen zu sich nehmen. In Londons wohlhabenden Kreisen galten die Thayers als sehr respektabel, daher wusste Alethea: Ihre Teilnahme wäre eine gute Gelegenheit für Dianthe, sich zu zeigen.
Als sie das Haus der Thayers erreichten, sah Alethea erleichtert Rob McHugh im Gespräch mit dem Gastgeber. Er wandte sich ein wenig um, als spürte er ihre Gegenwart, und grüßte sie mit einem Nicken. Ja, er würde einen Moment Zeit finden, um mit ihr zu reden. Sie erwiderte das Nicken und folgte den anderen Gästen ins Musikzimmer, wo vor einem Podest mit einem Pianoforte und einer Violine einige Stühle standen.
Sir Martin Seymour war von einer Gruppe kichernder junger Damen umgeben, und Alethea erinnerte sich an seine Behauptung, er wäre sehr beliebt. Sie fragte sich, was er an einer verarmten alten Jungfer ohne Titel wie ihr fand. Er konnte es weitaus besser treffen.
Er blickte zu ihr hinüber und lächelte. Mit ein paar entschuldigenden Worten verabschiedete er sich von der Gruppe und trat zu ihnen. „Ah, Mrs. Forbush und Miss Lovejoy. Wie schön, dass Sie da sind. Gestern Nacht habe ich Sie leider verpasst. Ich hoffe, es erging Ihnen gut.“
„Oh ja“, sagte Dianthe. „Alethea kam nicht mit uns, aber Grace und ich hatten viel Spaß.“
„Es freut mich, das zu hören“, sagte er. Mit einem besorgten Gesichtsausdruck richtete er das Wort direkt an Alethea. „Verlieren Londons Gesellschaften an Reiz, oder folgten Sie nur Ihrer natürlichen Zurückhaltung, Miss Lovejoy?“
„Es war die Zurückhaltung“, erwiderte Alethea lachend.
„Und doch scheinen Sie Partyspiele zu mögen. Ich vermute, Sie sind darin sehr talentiert.“ Er machte ihr das Kompliment mit einer Gelassenheit, die die unterschwellige Bedeutung der Worte Lügen strafte. Meinte er damit das Versteckspiel auf Graces Weihnachtsfeier?
„Einige Spiele mag ich in der Tat, Sir Martin“, räusperte sie sich. „Andere geraten leicht außer Kontrolle.“
Grace hüstelte und tätschelte Dianthe an der Schulter. „Wir suchen uns jetzt einen Platz, und Sie können inzwischen über den Wert von Partyspielen sprechen.“
„Vielen Dank, Tante Grace“, sagte Alethea, ohne Sir Martin aus den Augen zu lassen. Kaum waren die beiden anderen außer Hörweite, flüsterte sie: „Wollen Sie mich verraten, Sir Martin?“
Er tat sehr gekränkt. „Niemals! Ich wollte Sie nur ein wenig necken, Miss Lovejoy! Sie wissen sehr gut, dass ich für Sie die tiefste Zuneigung empfinde.“
Allmählich begann sie, das Gegenteil zu befürchten. Ein Gentleman hätte sie an diesen Moment der Schwäche nicht erinnert. Aber im Augenblick wollte sie ihm in diesem Punkt nicht widersprechen.
Er nahm sie am Arm und führte sie zu einem Paar Flügeltüren, die zur Terrasse hinausgingen. „Ich habe mich gefragt, ob Sie die Zeit hatten, über unser letztes Gespräch nachzudenken, Miss Lovejoy.“
„Ich war beschäftigt“, antwortete sie ausweichend. Wie sollte sie ihm in aller Öffentlichkeit eine Abfuhr erteilen? Zumindest schuldete sie ihm die Höflichkeit eines Gesprächs unter vier Augen.
„Darf ich Sie nochmals bitten, mich
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