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Der Kuss

Der Kuss

Titel: Der Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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Kasse und weg, ehe er noch einmal auf Lukas traf. Mit hektischem Blick sah er sich um, suchte seinen Nachbarn, um ihm auf seiner weiteren Route nicht über den Weg zu laufen. Lukas beugte sich gerade konzentriert über die Tiefkühlpizzen und trommelte arglos gegen die Truhe, während er seine Auswahl traf.
    Eilig drängte sich Michael zur Kasse. Die Dame vor ihm legte sorgfältig Stück für Stück des Inhalts eines übervollen Einkaufswagens aufs Förderband. Michael trat nervös von einem Bein aufs andere, brummte für sich ein ungeduldiges
'los, los, mach schon'
. Da registrierte er, dass sich jemand hinter ihm einreihte. Seine Ohren begannen zu glühen, und er drehte etwas den Kopf, gerade nur so viel, um mit Erleichterung festzustellen, dass es nicht Lukas war. Michael atmete auf.
    Endlich gab die Dame mit dem üppigen Einkauf das Förderband frei, und theoretisch hätte Michael die Damenbinden nun hinter dem Warentrennklötzchen ablegen können. Aber es war ihm peinlich, daher zögerte er damit.
    „Möchten Sie nicht …?“, begann der ältere Herr hinter ihm mit einer freundlichen Aufforderung, zeigte dabei auf die Packung, die Michael so in seiner Hand hielt, dass man sie kaum erkennen konnte. Da wurde der Mann vom Klingelton seines Handys unterbrochen. „Ja Schatz? Ich bin noch im Geschäft. Ja, kann ich machen …“, flugs tauchte er mit seinem Einkaufswagen wieder in die Tiefen des Supermarkts.
    Sofort schleuderte der nächste Kunde einen Stapel Tiefkühlpizzen aufs Förderband, dazu ein Sixpack Bier, Chips, Kekse … kurz: alles, was das Gesundheitsamt gerne auf dem Index sehen und am liebsten unter FSK 80 stellen würde.
    Michael schluckte, schob zögernd die Damenbinden in den kleinen Freiraum, der verblieben war, und zwängte das Warentrennklötzchen dazwischen. Er musste nicht erst prüfen, wer hinter ihm stand, die Auswahl der Produkte war ziemlich offensichtlich. Zumindest, bis eine kleine Packung hinzu geschleudert wurde. Unwillkürlich glotzte Michael darauf, dann direkt in Lukas' Augen.
Kondome.
Lukas grinste übers ganze Gesicht und zwinkerte. Scheiße, hatte er eine Freundin? Michaels Brustkorb schnürte sich zusammen.
    Da hob Lukas die Hand, streife Michael sanft am Oberarm und wackelte mit den Augenbrauen. Herzrasen. Lukas lächelte voller Zuneigung und drückte erneut sanft, aber mit etwas mehr Nachdruck Michaels Schulter. Dieser starrte ihn fragend an und fühlte, wie er bis unter die Haarwurzeln rot anlief.
    Lukas neigte sich etwas vor, leckte sich über die Lippen und öffnete den Mund. Michael strecke ihm – eine Welle der Erregung im Bauch – den Kopf entgegen. Wie weggeblasen, all der Hass, den er sich fest vorgenommen hatte.
    Lukas sagte etwas, das Michael vor heller Aufregung nicht hören konnte, so heftig rauschte das Blut in seine Ohren. Atemlos blinzelte er, als Lukas noch ein Stückchen näher kam.
    „Zahlen!“, hauchte sein Freund. Zahlen? Welche Zahlen?
    „Zwei Neunundneunzig“, forderte die Kassiererin mit nörgelndem Tonfall, offenbar schon ein zweites oder gar drittes Mal, „Haben Sie eine Kundenkarte?“
    Wumms!
    Hektisch wühlte Michael in seiner Geldbörse nach den Münzen, hörte hinter sich ein belustigtes „
Ts“
, das ihm bis in den Nacken kroch und seine Wirbelsäule hinab klettere. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen – klaubte immer wieder Kleingeld heraus, verzählte sich, warf es wieder zurück, zählte von Neuem.
    Die Kassiererin stöhnte ungehalten und verdrehte genervt die Augen, während sie ihre Hand aufhielt und dabei mit den Fingern eine Bewegung machte, die Michael antreiben sollte. Doch je nervöser Michael wurde, umso mehr verwandelten sich die Münzen in abstrakte Scheiben ohne Wert und Zahl. Schließlich, obwohl er so viel Kleingeld hatte, dass er den Preis zwei oder sogar dreimal davon hätte bezahlen können, zupfte er einen Fünfziger heraus.
    „Haben Sie es nicht kleiner?“, wollte die Dame an der Kasse wissen und mustere den zerfledderten Schein, als wäre er wertloses Zeitungspapier.
    Plötzlich rückte Lukas von hinten an Michael ran, legte eine Hand auf jene, die die Geldbörse hielt, mit der anderen klaubte er die Münzen heraus. Die Hitze des so nahen Körpers trieb Michael schlagartig den Schweiß auf die Stirn, und ein dünnes Rinnsal bahnte sich den Weg, von seinem Nacken ausgehend, den Rücken hinab bis zwischen die Arschbacken. Lukas' Atem kroch in sein Ohr.
    Die Kassiererin musterte die beiden Jungs misstrauisch,

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