Der Kuss
laufen.
***
Michael und Lukas lagen auf dem Rücken, der raue Teppich wetzte an ihrer Haut und sie hielten sich an den Händen. Lukas war splitterfasernackt, Michael dagegen steckte noch in den klebrigen Hosen. Der Vorhang wölbte sich immer wieder unter dem sanften Luftzug und Michael stellte fest, dass er auf fast exakt derselben Stelle lag, wie vor drei Wochen, als er seinen ersten Kuss erhalten hatte. Nie hätte er sich zu träumen gewagt, wo das hin führte.
„Hast du das ernst gemeint, vorhin?“, brummte Lukas in die sommerliche Stille, die gelegentlich von einem Auto gestört wurde.
„Was meinst du?“, murmelte Michael und strich mit der Handfläche über den Teppich. Hatte Lukas – staubgesaugt? Da waren gar keine ekeligen Brösel.
„Na, dass du ficken willst!“ erinnerte Lukas. Michael wandte ihm das Gesicht zu und musterte das Profil seines Freundes, der offenbar irgendwelchen erotischen Gedanken nachhing. Zumindest schmunzelte er dreckig, und als Michael an ihm herab blickte, reckte sich sein Schwanz aus dem Nest brauner Locken.
„Ich dachte, das hätten wir gerade!“, meinte Michael. Lukas schnellte herum, prüfend, ob sein Freund das ernst meinte. Michael blinzelte naiv. Es gelang ihm erstaunlich gut.
„Also das … Streng genommen … Fick war das keiner“, erklärte Lukas.
„Ach so?“, fragte Michael verwundert.
„Für einen Fick müsste man … Naja, man müsste da wohl
eindringen.
Ich weiß jetzt nicht, ob Finger oder so etwas auch zählen“, dozierte Lukas zur Zimmerdecke, „aber sich gegenseitig mit der Hand einen runter holen, das zählt wahrscheinlich nicht. Beim Mund ….“ Michael gluckste. „Du verarschst mich!“, rief Lukas empört und setzte sich auf.
„Red' nur weiter“, forderte Michael ihn auf und kicherte.
„Du machst dich über mich lustig?“, grunzte Lukas beleidigt.
„Küss mich!“, bat Michael und betrachtete begehrlich Lukas' muskulösen Rücken.
„Kannst du vergessen. Ich küsse niemanden, der mich verarscht!“, beharrte Lukas und kratzte sein Knie.
„Dann kannst du das mit ficken auch vergessen!“, erklärte Michael und hatte sofort die ganze Aufmerksamkeit seines Freundes.
„Du meinst es ernst, oder?“, fragte Lukas und musterte ihn eindringlich. Michael wurde ganz warm.
„Find's heraus“, provozierte er, doch seine Stimme klang nicht so herausfordernd, wie gewollt, sondern belegt.
„Ich … hol mir noch ein Bier, willst du auch eins?“ Lukas räusperte sich, und ohne eine Antwort abzuwarten erhob er sich und stolzierte rasch aus dem Zimmer. Michael setzte sich auf und genoss den Anblick seines nackten Freundes, das Spiel der Muskeln seiner Hinterbacken. Er tastete nach seinem Getränk, in dem noch etwas drin war, und es rutschte ihm beinahe aus der Hand. Im allerletzten Moment konnte er es auffangen. Wow, er zitterte, sein Herz raste und seine Brust hob und senkte sich heftig.
Würden sie es wirklich gleich –
machen?
So
richtig?
Schon vor einer Woche, als Lukas im Waschkeller dieses Thema angesprochen hatte, hatte er dieses unruhige, erregende Kribbeln gefühlt. Auch jetzt wurde ihm die Tatsache, dass er da einen Muskel hatte, durch den man auch etwas einführen konnte, siedend heiß bewusst. Er konnte richtig spüren, wie sich dieser beim bloßen Gedanken daran zusammenzog. Im Gegensatz zu Lukas sah er da tatsächlich kein Problem. Sicher, ein bisschen Angst, dass es wehtun könnte war da, aber die Neugier und das Interesse boten dem Paroli.
Mir kleinen Schlucken leere er auch die Dose und versuchte, sie so lässig mit der Hand zu zerdrücken, wie Lukas es vorhin getan hatte. Es wirkte nicht halb so cool und Michael war froh, dass sein Freund das nicht hatte mitansehen müssen. Wo blieb dieser überhaupt?
Die Hose klebte unangenehm an der Haut und Michael überlegte, sie auszuziehen. Sollte er seinen Freund splitternackt überraschen? Oder ihm gönnen, ihn zu entblättern? Er selbst hatte es sehr genossen, Lukas die Hose runter zu ziehen – vielleicht sollte er
ihm
das überlassen. Michael übte sich in verschiedenen Posen, um seinen Freund gleich gebührend zu empfangen. Irgendwie lässig, aber verführerisch, auf jeden Fall männlich. Er spannte seine Muskeln an, drehte und verrenkte die Arme, damit sie definierter aus sahen. Egal, welche Position er einnahm, nachdem er zehn Sekunden darin verweilt hatte, fühlte sie sich lächerlich an.Was
machte
Lukas so lange?
Michael überlegte, ob er seinen Freund rufen
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