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Der Kuss

Der Kuss

Titel: Der Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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ihr Haar zurück.
    „
Hallo?
Der eine hat mir fast den Arm gebrochen und mir gedr… Ist dir das völlig
egal?“,
rief Michael. Beinahe hätte er sie gehabt. Sie hielt inne und ihr Gesicht zuckte besorgt, doch dann straffte sie die Schultern, trippelte weiter die Treppen hinab und erklärte betont abgebrüht:
    „Es ist doch nichts passiert. Und die kleine Lektion, dass man sich nicht mit viel Stärkeren anlegt, war durchaus wertvoll für dich. Manchmal, mein Schatz, muss man ein bisschen was
einstecken
lernen.“
    Michael hatte in seinem Leben bereits genug eingesteckt, und in einer Woche ging die Schule wieder los – dann würde er tagtäglich hervorragend darin trainiert,
einzustecken
. Ihre Worte waren der reine Hohn!
    Sie hatten die Haustür erreicht, seine Mutter öffnete sie mit Elan und hielt sie ihrem Sohn auf. Vor der gesamten Nachbarschaft! Na das fing ja gut an!
    Mit einem mulmigen Gefühl im Magen sah sich Michael um. Auf den ersten Blick zumindest konnte er Lukas nicht entdecken. Andererseits war er zu gehetzt, um wirklich etwas erkennen zu können. Es war bereits dunkel, und die Lampen tauchten den Platz in ein oranges Licht.
    Nach den heißen Tagen war die Luft angenehm kühl. Die meisten Nachbarn waren wieder aus ihrem Urlaub zurück und in Feierlaune. Entsprechend viel war hier los. Es war laut, es wurde viel gelacht, vor dem Imbiss stand eine lange Schlange, fast alle Tische waren besetzt. Sowohl im Zelt als auch davor. Für einen Moment hoffte Michael, seine Mutter würde sich davon einschüchtern lassen und dazu übergehen, sich nur etwas zu holen und es oben in der Wohnung zu verspeisen.
    Doch zu früh gefreut.
    „Halt' uns den Platz frei, ich stell mich ums Essen an!“, befahl Michaels Mutter und dirigierte ihn zu dem vermutlich letzten freien Platz. Missmutig setzte sich Michael und bohrte mit den Fingern in den Kerben der Tischplatte herum. Plötzlich wackelte die Bank, und jemand ließ sich neben ihm darauf fallen. Ein Arm legte sich schwer auf seine Schultern, klemmte Michaels Kopf in die Ellenbeuge.
    „Na? Mein kleiner Freund?“, grunzte ihm Ronny ins Ohr. Scheiße! „Ich glaub, ich hab mich heute Vormittag nicht präzise genug ausgedrückt!“ Michael zog den Kopf ein, versuchte sich aus dieser ungebetenen Umarmung zu befreien. Seine Mutter stand mit dem Rücken zu ihm. Dass sie nicht sah, wie er in Bedrängnis geriet, war auf der einen Seite gut, aber auch irgendwie schlecht. Würde sie das auch für eine
kleine Lektion
in
Einstecke
n
halten?
    „Ihr seid krank!“, zischte Michael todesmutig, und machte sich auf einen Fausthieb gefasst.
    „
Ihr?
Wer
i
hr?“,
fragte Ronny stattdessen, und nahm seinen Arm von Michaels Schultern. Das kam überraschend.
    „Na
ihr,
Lukas und du und …“, begann Michael aufzuzählen.
    „Schön langsam! Pass auf was du sagst!“, bremste Ronny mit einem gefährlichen Ton in der Stimme.
„Ich
bin
nicht
die Schwuchtel hier!“, stellte er klar. Hatte da einer ein Problem mit seiner Sexualität?
    „Ja
klar!“,
spöttelte Michael, durch den überraschenden Rückzug von Ronny, ermutigt.
    „Sag mal – du willst dich echt ein paar Wochen flüssig ernähren, was?“, knurrte der Tätowierte. Die Drohung war nicht ohne, aber nur eine Drohung – Ronny war sogar noch ein Stück von Michael abgerückt.
    „Nur zu – lass dich gehen!“, provozierte Michael. Zwar musste er seine Fäuste ballen und die Fersen überkreuzen, um sein Zittern zu unterdrücken, und er hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen, aber Michael sprach so ruhig und nüchtern, wie er sich nie zugetraut hätte. Ronny funkelte ihn überrascht an.
    „Glaub mir, wenn mir Lukas dafür nicht die Hölle heiß machen würde, gäb's hier schon Blaulicht!“, tönte er.
    „Mhh, ein Krieger des
Konjunktiv“,
entgegnete Michael. Das war nicht der klügste Gedankenblitz für diese Situation. Spätestens dafür würde er nun aber eine angeknackste Rippe kassieren. Michael hielt, in Erwartung des Schmerzes, den Atem an.
    „
Was?“,
entfuhr es Ronny zunächst empört, dann grinste er und musste lachen. Er schlug mit der flachen Hand fest zwischen Michaels Schulterblätter und meinte:
    „Du hast Eier in der Hose, hätte ich dir nicht zugetraut.“
    Er packte Michael am Genick und schüttelte ihn grob, aber kameradschaftlich hin und her, als habe er ihn soeben als Bandenmitglied akzeptiert.
    „Ich glaub, ich beginne zu verstehen, was Lukas an dir findet, auch wenn ich nicht

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