Der Kuss
verstehen kann, warum er dir deswegen gleich den Schwanz lutschen will.“
Michael wurde rot. Er hatte sofort vor Augen, wie Lukas ihn überraschend in den Mund genommen hatte – er fühlte es regelrecht, und sein Schwanz reagierte. Es gab wohl kaum eine unpassendere Gelegenheit.
Dann legte Ronny wieder einen Arm um Michaels Schulter, zog ihn zu sich heran, was dieser nur mitmachte, weil er nicht stark genug war um sich zu wehren.
„Aber mal im Ernst. Unter Freunden. Was soll der Scheiß, den du mit ihm abziehst?“
Freunde?
Seit wann waren Michael und Ronny
Freunde?
Und
wer
kam hier mit Scheiße an?
„Ich könnte mich nicht erinnern, dass
wir beide
Freunde wären“, murmelte Michael – und Schwupps – war das Gewicht des Arms wieder weg. Ronny hob abwehrend die Hände und erklärte:
„Hey, nicht
solche
Freunde, okay? Ich steh nicht auf Kerle! Das war rein platonisch gemeint!“ Michaels Kopf schwirrte und ihm war, als habe jemand eine Falltür in seinem Inneren geöffnet.
„Du bist
nicht
schwul?“, fragte er nochmal nach. Ronny wirkte erstaunt.
„Nein, verdammt nochmal! Seh ich schwul aus, Hey?“, schimpfte er empört.
„Seh
ich
schwul aus?“, wollte Michael wissen. Doch das interessierte ihn nicht wirklich. Wenn Ronny nicht schwul war, was hatte er dann bei Lukas gemacht? Halbnackt … verschwitzt. Plötzlich kippte etwas in Michaels Bewusstsein. Es war Sommer. Da schwitzte man eben. Lukas rannte daheim oft ohne Shirt herum. Michael hatte nicht direkt
gesehen,
dass sie miteinander rumgemacht hatten, aber es sprach doch einiges
dafür,
oder etwa nicht?
„Touché“, grinste Ronny, „Nur, du
bist
schwul, oder nicht? Ist es
das,
weswegen du Lukas so verarscht?
'Experimentierphase in der Adoleszenz'
oder so was?“
„Wieso behauptest du ständig, dass
ich
Lukas verarsche?
Er
verarscht
mich!“,
stieß Michael ungehalten hervor. Da verdrehte Ronny die Augen, ließ einen Stoßseufzer los und rang theatralisch die Hände gen Himmel, als bete er einen Gott an.
„Mann, ihr seid solche Dramaqueens!“, rief er dabei wie im Gebet, „Habt ihr eine Ahnung, wie unerträglich das für Dritte ist?“ Damit hob er ein Bein über die Bank, sprang auf und war schon weg.
Michaels Herz raste, und in seinen Kopf machte sich ein schrilles Pfeifen breit. War Ronny also gar kein
Lover
von Lukas? Michael musste vor sich hin lächeln bei dem Gedanken, und er fühlte sich plötzlich leicht. Dann verfinsterte sich sein Blick wieder. Da war immerhin noch Lu.
„Einmal Pommes für dich“, trällerte Michaels Mutter, schob ihm den Pappteller hin und ließ sich ihm gegenüber nieder. „Ein kleines
'Danke'
wäre nett“, forderte sie, „Und schau nicht so böse, da kriegt man ja das Fürchten.“
„Danke“, maulte Michael und schaute die Pommes an, als wären sie vergiftet.
Immer wieder lief die Szene ab, als er Lukas und Ronny zusammen in der Wohnung gesehen hatte, versuchte er herauszufinden,
was genau
er gesehen hatte. Hatte er die Situation tatsächlich völlig überschätzt? Dass Ronny Lukas die Arme um die Schulter gelegt und ihn an sich ran gedrückt hatte, erschien nun nicht mehr halb so verdächtig. Immerhin kannte Ronny Michael praktisch überhaupt nicht, und er hatte ihm auch dauernd den Arm um die Schulter gelegt. Es gab solche Menschen, die Probleme mit dem Distanzbereich hatten.
„Guck mal, der ist doch …
süß“,
begann Michaels Mutter plötzlich, und nickte zu irgendeinem Kerl in ungefähr seinem Alter. Michael kannte ihn vom Sehen, er ging auf seine Schule. Seine Mutter bereitete ihm allmählich Sorgen. Das Gerede der beiden Männer vorhin schien sie völlig aus dem Konzept gebracht zu haben.
„Ist der nicht ein bisschen zu
jung
für dich?“, fragte Michael, und stopfte nun doch ein Pommes in sich rein. Seine Mutter prustete los als wäre sie sechzehn.
„Aber nein, … ich meinte, für
dich!“,
erklärte sie. Michael glotzte sie an, als wäre ihr Kopf von Außerirdischen durch einen blinkenden Globus ersetzt worden.
„Mich?“, platze er heraus, „Was wird das jetzt?“
„Nichts weiter“, sie zuckte mit den Schultern, „Ich dachte nur, dass er dir vielleicht gefällt.“ Sie ließ ihren Blick durch die Menge schweifen und nickte zu einem anderen Jungen. „Was ist mit
dem?“
„Du kannst mich seit einer Woche kaum ansehen, und findest es nicht nur auf einmal okay, wenn mich wer verprügeln will, nein, jetzt spielst du auch noch die Supermutti, die mit ihrem schwulen Sohn
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