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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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versteckt.
    Sekundenlang blieb es still. Dann ging ich weiter.
    Ein Schatten ragte vor mir hoch. Ein mächtiger Baum, dessen Astwerk weit nach unten wuchs, so daß ich mich ducken mußte, um seinen Stamm in der unmittelbaren Nähe zu passieren.
    Auf einmal war der Schatten da. Und es war kein Baum, denn Bäume bewegten sich nicht.
    Der Schatten huschte weg. Ich ›hörte‹ ihn, denn seine Füße wühlten das Laub auf dem Boden auf.
    Ich reagierte heftig und zu schnell, denn plötzlich peitschte ein Schlag mein Gesicht. Es war einer der zu tief nach unten wachsenden Äste, der mich erwischt hatte, und nach den nächsten Schritten wurde ich vorsichtiger, denn da zog ich den Kopf ein.
    Auf einmal sah ich ihn.
    Es gab Stellen, wo der Nebel dünner geworden war, und genau durch eine dieser Stellen huschte er hindurch. Ein Fliehender auf zwei Beinen, kein Tier, ein Mensch, und ich hörte jedesmal das wuchtige Aufschlagen seiner Füße, wenn er den Boden berührte.
    Es hatte keinen Sinn, wenn ich ihn anrief. Er würde sowieso nicht stehenbleiben, aber ich nahm die Verfolgung auf. Er mußte mich hören.
    Ich keuchte bewußt lauter, und ich hatte auch Glück, daß ich den hin und herzuckenden Schatten trotz des dichter werdenden Nebels nicht aus den Augen verlor und sogar erkannte, in welch eine Richtung er sich bewegte. Es war einfach selbstverständlich, daß er sich das Haus ausgesucht hatte, ein Hotel, in dem diejenigen wohnten, die er töten mußte.
    Ich hetzte ihm nach. Mein Laufen wirkte grotesk, denn ich war gezwungen, die Beine sehr hoch anzuheben, um nicht über irgendwelche Wurzeln oder im Weg liegende Gegenstände zu stolpern.
    Etwas tanzte vor meinen Augen.
    Rot, breit, klobig und gleichzeitig verschwommen. Ich wußte nicht, was es war, duckte mich instinktiv, hörte einen bösen Fluch, und einen Moment später huschte etwas auf mich zu – und vorbei!
    Noch einmal schrak ich zusammen, als ich einen dumpfen und gleichzeitig auch singenden Aufprall vernahm. Ich bückte mich noch tiefer, drehte mich gleichzeitig und konnte erkennen, was geschehen war.
    Der Killer hatte ein Messer auf mich geworfen und zum Glück nicht getroffen. Dafür würde jetzt ein Baumstamm ›bluten‹, durch dessen dicke Rinde sich die Klinge gebohrt hatte.
    Ich tauchte zur Seite ab, kam wieder in die Höhe und konnte die direkte Verfolgung vergessen, denn von einem Killer namens Onopko war nichts mehr zu sehen. Ärger schoß nicht in mir hoch. Ich wußte schließlich, wohin er sich gewandt hatte.
    Das Hotel und seine Gäste lagen wie auf dem Präsentierteller vor ihm.
    Dort würde er sich auf seine Art und Weise austoben wollen. Allerdings würde er da nicht nur einen Gegner haben. Auch Suko und Wladimir warteten darauf, ihn stellen zu können…
    Leonid Tacharin und Igor Krommow waren nicht hinunter in die Bar gegangen. Sie hätten sich gern mit den anderen zusammengesetzt, aber dieser Mann, der sich Frogg nannte und dazu noch viel zu sagen hatte, der hatte es ihnen verboten.
    »Bleiben Sie in Ihrem Zimmer. Wenn Sie Wünsche haben, werden wir Sie mit allem versorgen, was in unseren Möglichkeiten liegt.«
    »Auch mit Frauen?« hatte Tacharin gefragt.
    Frogg hatte nur gegrinst und war gegangen.
    Allein in diesem Doppelzimmer. Zwei Flüchtlinge, zwei Wissenschaftler, aber auch zwei Individualisten, die nicht viel voneinander wußten, die sich auch nicht aneinander gewöhnen wollten. Freiwillig jedenfalls wären sie nie zusammen in ein Doppelzimmer gezogen, doch sie hatten sich fügen müssen.
    Sie waren unterschiedlich, auch vom Aussehen her. Igor Krommow zählte zu den bulligen Typen, er wirkte mehr wie ein Bauer, der einen langen Tag und die halbe Nacht über arbeitete. Sein Gesicht war stets gerötet, am Hals zeichnete es sich besonders stark ab, denn dort waren einige Äderchen geplatzt. Krommow hatte kaum noch Haare, und seine Augen standen immer etwas vor.
    Ein weiches Kinn, ein fleischiger Mund, und der ewige Schweiß, mit dem er zu kämpfen hatte, verfollständigten seine nicht eben filmreife Erscheinung.
    Tacharin war kleiner und auch schmächtiger. Ein etwas schiefer Typ, was an seiner Haltung lag, denn auch wenn er stand, sah er aus, als würde er jeden Augenblick nach links wegkippen. Sein Haar war schwarz, es wuchs strähnig und lang. Er war ein Typ aus dem Süden der ehemaligen UdSSR. Seine Hautfarbe hatte einen gelblichen Ton bekommen, wahrscheinlich lag es an seiner Leber, aber er redete nie darüber. Er war sowieso still

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