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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die Waffe beschrieb einen Bogen nach oben, so daß die Mündung jetzt direkt auf ihn zeigte.
    »Rühr dich nicht, Lächler!«
    Er grinste breiter. Möglicherweise animiert durch das Wort. Ich sah die klobigen Zähne, die eine kompakte Mauer bildeten, ohne einen Zwischenraum zu haben.
    Er grinste, ich zielte auf ihn – und ich merkte, wie sich an meinem Kreuz etwas veränderte. Die Temperatur nahm zu, es spürte die Nähe des Feindes, und auch im Schädel des Lächlers fing die Gehirnmasse an zu zucken, als hätte sie Schläge erhalten.
    Auch Onopko zuckte. Er vibrierte. Seine Arme hoben und senkten sich in bestimmten Bewegungen. Er hielt jetzt den Mund weit offen, aber er war gleichzeitig verzerrt und etwas zur Seite gedreht, als wäre die Luft dort besser.
    Wieder trieb Nebel heran und hüllte uns beide ein, aber ich sah ihn noch immer und auch sein pulsierendes Gehirn.
    Er riß die Arme hoch. Beide Hände preßte er seitlich gegen den Kopf, so daß ich noch frontal auf sein Gehirn schauen konnte.
    Dann stöhnte er.
    Und ich holte mal wieder mein Kreuz hervor. Es lag so wunderbar wffm in meiner Hand, es war wie ein Fanal des Vertrauens, und diesmal war ich es, der lächelte.
    Onopko glotzte mich an. Es war kein Schauen mehr, sondern ein irres Glotzen. Die Augen bewegten sich vor, als hätten sie von der Rückseite des Kopfes einen entsprechenden Druck bekommen.
    Er tat nichts.
    Er wehrte sich nicht, ich hatte nur den Eindruck, als gäbe es für ihn nur mein Kreuz, dessen Anblick ihn magisch anzog.
    Und dann war er sehr nahe.
    »Jetzt, Lächler«, sagte ich. Meine Hand war schon oben, ich mußte sie nur vorstrecken. Flehte er?
    Nicht mit der Stimme. Vielleicht mit den Augen. Aber er war ein dämonischer Killer, der mein Mitleid nicht verdient hatte, und so ging ich den Weg bis zum Ende.
    Ich drückte mein Kreuz gegen die rote Stelle an der Stirn, hörte das Zischen und zog den Talisman wieder zurück. Es war eben diese herrliche Macht, die mich nicht im Stich ließ. Das zuckende Gehirn, das in einem so tiefen Rot erstrahlt war, veränderte sich in sehr kurzer Zeit.
    Es sah so aus, als wären Schatten dabei, sich in den Schädel zu stehlen und das Gehirn zu überschwemmen.
    Die Farbe verlor an Tiefe. Die Schwärze überwog. Sie war kohlig, sie war rußig, ich sah die ersten schwarzen Qualmfäden aus dem Kopf hervordringen, wobei all dies auf das obere Drittel begrenzt blieb. Alles andere war normal.
    Die Haare schmorten weg, Knochen zerbarsten mit knisterndem oder knackendem Geräusch. Das ehemals rote Gehirn schrumpfte wirklich zu einer teerartigen Masse.
    Onopko sackte in die Knie.
    Er riß in seiner letzten Bewegung den Mund auf, dann zerrte er seine Lippen in die Breite und kippte sehr langsam nach rechts. Ich glaubte, einen hellen Schrei gehört zu haben, war mir aber nicht sicher. Statt dessen schaute ich auf Onopko, der einmal die Geheimwaffe des KGB hatte werden sollen.
    Jetzt lag er auf dem Rücken. Er war erst auf die Seite gefallen und dann in die andere Position hineingerollt.
    Ich schaute auf ihn nieder.
    Noch im Tod grinste er mich an…
    ***
    »Kannst du mitkommen, John?«
    Ich schrak zusammen, als Suko mich ansprach. Ich hatte ihn nicht ankommen hören, er aber hatte Onopko schon gesehen und seine Existenz praktisch abgehakt.
    »Wohin denn?«
    »In Tacharins Zimmer.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Du wirst es sehen.«
    Wir gingen schweigend. Und wir sahen in der Halle auch die Gäste stehen, die ein ebenfalls schweigendes Spalier gebildet hatten, obwohl in ihren Gesichtern zahlreiche Fragen zu lesen waren.
    Nebeneinander gingen wir die Treppe hoch. Im Flur stand Frogg. Er sah ziemlich betreten und durcheinander aus.
    Wladimir Golenkow wartete im Todeszimmer. Auch sein Gesicht zeigte einen ernsten Ausdruck. Da alle Lichtquellen im Raum eingeschaltet waren, mußte ich mich erst an die Helligkeit gewöhnen.
    Wladimir trat zur Seite.
    Mein Blick fiel auf Tacharin.
    Plötzlich drehten sich Nägel in meinem Magen. Ich schloß die Augen, öffnete sie wieder, denn ich konnte vor diesem Bild nicht weglaufen. In Tacharins Brust befand sich ein Loch. Wir konnten hineinschauen. Es lag an der linken Seite, und ich hätte das Herz sehen müssen, was auch der Fall war. Es war kein normales Herz. Es war ein schwarzer Klumpen, und den wiederum kannte ich von Onopkos Kopf her.
    »Es passierte, als auch Onopko verging«, murmelte Suko. »So muß es einfach gewesen sein…«
    »Hast du dir schon Gedanken gemacht, wie’s

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