Der Lächler
die Gesellschaft zur Jagd ging, das brauchte er nicht aus den Augen zu verlieren. Er würde eben im Freien so lange warten, bis sich das Grau des Tages über den Himmel schob.
Er schloß die Tür zur Hütte. Eine Jacke nahm er nicht mit. In Hemd und Hose machte er sich auf den Weg. Was war sclüon die Kälte der Nacht gegen das innere Feuer der Rache, das in ihm loderte?
***
Diesmal befanden wir uns in Sukos Zimmer. Mein Freund lag auf dem Bett, ich hockte in einem Sessel, starrte wütend zu Boden und hörte, wie mein Freund mir zuflüsterte: »Was regst du dich auf, John? Du kennst diese Typen doch.«
»Ja, ich kenne sie!« knirschte ich, »und ich lerne sie immer besser kennen.«
»Willst du packen?«
»Am liebsten ja.«
»Und warum tust du es nicht?«
»Klar – warum? Vielleicht will ich ihnen beweisen, daß wir besser sind. Jeder hat seinen Stolz, selbst ein Geisterjäger, und deshalb werde ich nicht verschwinden.«
»Ich ebenfalls nicht.«
Wir waren beide sauer, denn man hatte uns abfahren lassen wie kleine Kinder. Es war uns bewußt gemacht worden, wer hier das Sagen hatte, der Geheimdienst nämlich. Für uns war das Zimmer der Wissenschaftler verschlossen geblieben. Wir waren wieder zurückgeschickt worden, von einem Menschen, der hier die Oberaufsicht hatte und sich Frogg nannte.
Auch unsere Hinweise auf eventuelle dämonische Aktivitäten hatten ihn nicht von seinem hohen Roß stürzen können.
So hielten sich also zwei frustrierte Geisterjäger in einem Hotelzimmer auf und verfluchten ihren Job.
»Willst du noch etwas tun?« fragte mich Suko.
»Würde ich gern.«
»Was denn?«
»Einen Killer fangen.«
»Und warum tust du es nicht?«
Ich winkte ab, weil ich den Spott in Sukos Stimme nicht überhört hatte.
Dann stand ich auf und ging zur Tür.
»Du willst ihn doch fangen, sehe ich.«
»Nein, ich werde noch an die Bar gehen und einen Drink nehmen. Damit spüle ich den Ärger runter. Willst du mitkommen?«
Im Liegen schüttelte Suko den Kopf. »Das mach mal alleine. Ich liebe dieses Bett hier.«
»Ja, wir sehen uns dann morgen.«
»In alter Frische?«
Ich dachte an den Drink und erwiderte: »Kann ich dir noch nicht sagen.«
Sukos Lachen begleitete mich bis in den Flur. Ich nahm wieder die Treppe und betrat die Halle, wo ich nahe der Tür stehenblieb. Im Hintergrund war als Halbrund die sogenannte Jägerbar aufgebaut worden. Mit bequemen Hockern, die eine dicke, grüne Lederpolsterung aufwiesen, und auch das Holz der Bar schimmerte grünlich.
Alle Hocker waren besetzt, das hatte ich mit einem Blick festgestellt.
Auch in den Sesseln hockten die Gäste zusammen, und es gab nur ein Thema, über das sie sprachen: über die im Morgengrauen beginnende Jagd. Zwar kannte ich Krommow und Tacharin nicht, trotzdem versuchte ich herauszufinden, ob sich diese beiden unter den in der Halle sitzenden Gästen befanden. Es konnte jeder sein, der Mann mit den roten Haaren oder der kleine, über dessen Bauch sich eine schwarze Weste spannte.
Ich wollte auch nicht fragen, aber mein Zimmer reizte mich ebenfalls nicht. Deshalb ging ich in die Dunkelheit der Nacht, blieb aber vor der Tür stehen und betrachtete eine Landschaft, die sich im Vergleich zu meinem eisten Besuch doch ziemlich verändert hatte.
Es lag nicht allein an der Dunkelheit, daß der Waldrand so verschwamm.
Nebelschwaden zogen lautlos wie Gespenster vorbei. Es waren keine Unterschiede mehr auszumachen, der Wald erstickte fast in den Schwaden, und eine Bewegung darin zu erkennen war so gut wie unmöglich. Ich wartete auch weiterhin und fragte mich, weshalb mich gerade dieser Waldrand so magisch anzog.
Der Grund lag auf der Hand. Sollte sich Onopko tatsächlich in der Nähe aufhalten, so bot ihm der Wald eine ideale Deckung.
Von dort aus konnte er das Hotel und auch die nach vorn hin zeigenden Fenster der Zimmer unter Kontrolle halten.
Wartete er schon?
Lauerte er auf eine Chance?
Ich mußte zugeben, daß mir bei diesem Gedanken ein Schauer über den Rücken rann. Deshalb war es besser, wenn ich aus dem Lichtbereich des Eingangs hinaustrat und…
Jemand kam, ich hörte das Knirschen, und dieser Jemand bewegte sich vom Waldrand her auf das Hotel zu. Natürlich dachte ich an Onopko, fragte mich aber gleichzeitig, ob der Killer wirklich so abgebrüht war und einfach auf den Bau zuging.
Das wollte ich nicht glauben. Wenig später wurde meine Vermutung bestätigt. Ich erkannte schon anhand des Gangs, daß es Wladimir Golenkow war, der
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