Der Lächler
offiziellen Teil des Hotels gehörte und auch von den Gästen benutzt werden konnte.
Er war leer.
Onopko drückte die Tür auf. Er schnaufte und spürte in seinem Gehirn wieder die Stiche.
Diesmal nicht so stark, aber sie hatten ihm doch mitgeteilt, daß der Feind ihn noch immer verfolgte. Er wollte ihm auf den Fersen bleiben, und der Lächler mußte jetzt einfach schneller sein, denn einer sollte sterben. Er hatte seinen ursprünglichen Plan längst verworfen. Das Morgengrauen interessierte ihn nicht mehr. Wenn er den Mann tötete, dann würde es in dieser Nacht und auch sehr schnell geschehen.
Auf leisen Sohlen huschte er die Treppe hoch. Er entfernte sich von seinem Feind, dafür nahm er die Botschaft seines Komplizen auf, die ihm den Weg wies.
Plötzlich grinste er. Niemand wußte, daß er und Tacharin zusammenarbeiteten. So unterschiedlich sie auch waren: Irgendwie waren sie aus dem gleichen Holz geschnitzt. Als Menschen hatten sie Kontakt mit einem Dämon bekommen, der im Sterben gelegen hatte, aber nicht hatte sterben wollen. Sein Herz und sein Gehirn hatte er freiwillig abgegeben, um in zwei Personen auf eine völlig unterschiedliche Art weiterhin existieren zu können. Es gehörte einfach dazu, und Onopko ging davon aus, daß sie dieses Geheimnis auch weiterhin für sich behalten würden. Schließlich mußten sie noch in die Staaten, um sich die anderen drei zu holen.
Er hatte das zweite Stockwerk erreicht, wo sich Leonid und Igor ein Zimmer teilten.
Der Lächler wußte, daß sich in diesem Hotel auch Leute vom Geheimdienst aufhielten. Bisher waren sie ihm nicht über den Weg gelaufen.
Er konnte sich vorstellen, daß sie nahe der Zimmertür lauerten, und dementsprechend vorsichtig bewegte er sich weiter.
Außerhalb des Hotels hatte er keinen gesehen, und auch jetzt wunderte er sich, daß niemand an der Tür Wache hielt.
Sollten sie nur zu zweit gewesen sein? Diese beiden Froschmänner, die er erledigt hatte?
Das wäre natürlich ideal gewesen, und die Spuren wiesen darauf hin. Er war lockerer, als er die nächsten Schritte zurücklegte und mit einem sicheren Instinkt die richtige Tür fand.
Er klopfte nicht an.
Blitzschnell öffnete er sie und stand im Zimmer, das Messer in der rechten Hand…
***
Möglicherweise hatte mein Verhalten für eine gewisse Nervosität bei Suko und auch Wladimir gesorgt, denn als ich die Hotelhalle betrat, da fand ich beide vor. Sie standen mit Frogg zusammen, der einen ziemlich betroffenen Eindruck machte, wozu auch die käsige Gesichtshaut beitrug. Ich wurde sofort gesehen, und drei Köpfe drehten sich mir zu.
»Er ist in der Nähe«, sagte Suko.
Ich blieb stehen, nickte und sagte: »Das weiß ich.«
»Wieso?«
»Weil ich ihn gesehen habe!«
»Du?« fragte Suko.
»Ehrlich?« Auch Wladimir war überrascht.
»Ja.«
»Und weshalb haben Sie ihn nicht festgehalten oder überwältigt?« wollte Frogg wissen.
Ich starrte auf seinen grauen Anzug, der etwas verknittert aussah.
»Vergessen Sie es, Mister. Oder haben Sie Augen, die einen dichten Nebel durchdringen?«
»Nein.«
»Eben, im Wald war es neblig.«
»In welche Richtung lief er?« fragte Suko.
»Richtung Hotel.«
»Dann könnte er hier sein.«
»Sicher.«
»Gesehen haben wir nichts«, sagte Wladimir und stockte, weil Frogg einen Finger gehoben hatte.
»Wenn das alles stimmt, meine Herren, dann gebe ich für meine Leute keinen Cent mehr.«
Ich war überrascht. Suko und Wladimir nickten. »Wie meinen Sie das, Mr. Frogg?«
»Ich habe zwei meiner besten Leute weggeschickt, damit sie sich in der Umgebung umschauen. Und sie sind auch fündig geworden. Onopko versteckte sich in einem alten Bootshaus. Sie sind dann durch den Fluß geschwommen, so jedenfalls wollten sie vorgehen, die Ausrüstung hatten sie dabei, nur habe ich nichts mehr von ihnen gehört.«
»Das werden Sie wohl kaum mehr«, sagte Wladimir.
»Tot, nicht?«
»Wahrscheinlich.«
»Okay«, sagte ich. »Wir wissen jetzt, daß es Onopko geschafft hat. Zumindest befindet er sich in der Nähe. Kann es sein, daß er das Hotel schon betreten hat?«
»Durch den normalen Eingang ist er nicht gekommen«, erklärte Frogg.
»Dann hätten wir ihn gesehen.«
»Dann muß er schon bei den beiden Wissenschaftlern sein!« sagte Suko. Er starrte Frogg dabei an. »Stemmen Sie sich noch immer gegen unsere Hilfe?«
»Nein, nicht mehr…«
***
Onopko hatte die Tür wieder ins Schloß gedrückt. Nicht sehr laut, sondern normal, trotzdem zuckte Igor
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