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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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sah Joosten Dieter Böskes an. Der sah fragend zurück.
    »Das werde ich mit meinen Kollegen im Vorstand erst noch besprechen. Du hörst dann von mir. Ich werde dich bald zurückrufen.«
    Joosten fragte nach. »Wann?«
    »Bald. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen.«
    »Dann kann ich nur hoffen, daß wir nicht noch länger warten müssen.« Joosten machte einen sehr ungehaltenen Eindruck.
    Böskes ging zu seinem Kombi, der vor dem Baucontainer stand. Typischer Benz eines Bauunternehmers, dachte Frank, und viel zu schade, um ihn auf matschigen Baustellen zu versauen.
    »Ihren Wagen möchte ich auch nicht immer waschen müssen«, rief er Böskes aufmunternd nach. Der aber winkte nur stumm ab und stieg ein.
    Frank war durch das Ende der Unterhaltung zwischen Böskes und Joosten neugierig geworden. »Darf ich fragen, worum es bei Ihrem Treffen ging? Ich habe Sie vorhin von der Frittenbude aus beobachtet. Das sah mir ganz nach einem Streit aus? Gibt es Probleme?«
    Joosten zog aus seiner Manteltasche eine Schachtel mit Zigarillos und zündete sich eins an. »Ach, weißt du, das hat mit Zusagen zu tun, die Böskes Verein gemacht hat. Wir sollten schon vor Monaten eine große Spende bekommen. Die ist aber bisher nicht angekommen.«
    Joosten hatte Frank einfach geduzt, obwohl sie sich viele Jahre nicht gesehen hatten. Das störte ihn zwar nicht, wunderte Frank aber trotzdem. »Um welche Summe geht es?«
    »Ist das jetzt eine dienstliche oder eine private Frage?«
    »Auch wenn ich die Mordkommission im alten Rathaus untergebracht habe, und wir noch ermitteln – das ist wirklich rein privat.«
    »Mordkommission im alten Rathaus, auch nicht schlecht.« Joosten schien sich zu amüsieren.
    »Was ist daran so witzig?«
    »Na, da drin sind in den vergangenen Jahren von den Parteien schon so manche Leichen der politischen Gegner ausgegraben worden. Oder auch schon Rufmorde begangen worden.« Joosten grinste über den eigenen Kalauer. »Nach den langen Jahren im Rat kann ich das aus eigener Anschauung bestätigen. Das kannst du mir glauben.« Joosten wechselte das Thema und wurde unvermittelt ernst. »Es geht um mehr als 10.000 Euro.«
    »Ein stolzes Sümmchen. Da kann man schon einiges bewegen.«
    »Wäre in der Tat nicht schlecht. Stimmt. Aber die Überweisung ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, die uns nicht gefallen.«
    »Nämlich?«
    »Wir sollen einen Architekten für die weitere Planung nehmen, der dem Brauchtumsverein nahesteht. So macht man heutzutage Geschäfte, fein nicht?« Joosten zog heftig an seinem Zigarillo und sah Frank hinter den grauen Wölkchen herausfordernd an.
    »Das grenzt ja an …«
    Joosten hob abwehrend die Hände und unterbrach ihn. »Ich habe nichts gesagt. Und ich werde das auch nie sagen.«
    »Schon gut, ist sowieso nicht mein Thema. Für Moral und Ethik bin ich in diesem Fall nicht zuständig. Das müßt ihr schon unter euch ausmachen. Aber nett ist das nun wirklich nicht.« Frank verfiel nun auch ins Du.
    »Was meinst du, was in der Baubranche hinter verschlossenen Türen so alles passiert? Ich habe in meinem Berufsleben schon manches Mal derbe schlucken müssen. Die schwarzen Schafe treten in dem Gewerbe nicht selten herdenweise auf. Das kann ich dir sagen.« Die grauen Wölkchen wurden dichter.
    »Und warum wehrt ihr euch nicht?«
    »Wir sind dabei. Ich habe Böskes zu verstehen gegeben, daß die Presse sich sicher über ein paar entsprechende Informationen freut. Hoffentlich hat Böskes die Botschaft verstanden. Wir als Förderkreis lassen uns nicht so einfach über den Tisch ziehen. Schließlich haben wir einen Ruf zu verlieren. Unser Erfolg hängt vor allem damit zusammen, daß wir überparteilich arbeiten. Wenn das anders wäre, könnten wir direkt einpacken. Negativbeispiele gibt es auch in dieser Stadt mehr als genug. Da glaub’ mal dran.« Joosten sah nachdenklich auf einen imaginären Punkt jenseits des Marktplatzes.
    Frank begann zu frieren. »Willst du nicht auf einen Kaffee mit ins Rathaus kommen? Hier draußen ist es einfach zu kalt.«
    »Nee, mein Lieber, laß’ mal gut sein. Das sieht dann nachher noch so aus, als ob ich etwas mit den Morden zu tun habe. Nee, nee, lieber ein andermal und dann an neutraler Stelle.«
    »Was reden die Leute denn eigentlich so über den Mord?«
    »Du weißt doch, Breyell ist ein Dorf. Da quatscht jeder über jeden, und meist stimmt noch nicht mal die Hälfte. Die Aufregung im Dorf ist schon ganz schön groß. Das schon. Ein Mord in Breyell.

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