Der Lambertimord
Lambertiturm ein Friedhof war?«
»Das ist mindestens genauso abwegig wie die Theorie vom Frauenmörder. Erstens ist die Erde am Turm schon längst entweiht, und zweitens weiß von dem Friedhof mit Sicherheit kaum noch jemand. Zumindest niemand von den jüngeren Breyellern.« Frank schüttelte entschieden den Kopf.
»Na, dann eben nicht.« Frank schob eine CD ein.
»Nein, bitte nicht. Ich bin jetzt nicht in der richtigen Stimmung für Negermusik. Folklore habe ich eben zur Genüge gehabt. Außerdem passen Blues und Pommes nicht wirklich zusammen.«
Frank verzog nur unmerklich das Gesicht und schaltete den CD-Player kommentarlos wieder aus. Er wollte sich nicht ärgern.
Auf dem Hof von van den Hövel war niemand zu sehen. Auch kein Auto. Offenbar waren die polnischen Saisonarbeiter in den verschiedenen Plantagen des Obsthofs unterwegs oder sogar schon abgereist.
Die Außentür zum Büro war zwar offen, aber die Sekretärin war nicht da. Ihr Büro war ebenso leer wie das Firmengelände. Ecki klopfte an van den Hövels Bürotür und öffnete sie vorsichtig, als er nichts hörte.
»Kommen sie herein. Setzen sie sich.« van den Hövel winkte die beiden Ermittler zu sich an den Schreibtisch und sprach dann wieder in den Hörer. »Ja, nur eine ganz schlichte Dekoration in der Kapelle. Und nur weiße Blumen.« van den Hövel bereitete offenbar das Begräbnis vor. »Das ist mir egal, daß die jetzt schwer zu bekommen sind. Ich will weiße Blumen, also sehen Sie zu, daß Sie die herbeischaffen.« Er legte auf, ohne sich zu verabschieden. »Setzen Sie sich doch. Was wollen Sie? Ich habe nicht so viel Zeit. Sie haben ja gehört, ich muß mich noch um die Beerdigung kümmern. Weiße Blumen und ein weißer Sarg, für meine unschuldige Heike. Wie finden Sie das?« van den Hövels Wangen glühten. Er hatte eine Aufgabe und sah etwas besser aus als in den Tagen zuvor.
Ecki ließ sich auf einem der beiden Stühle vor dem Schreibtisch nieder. »Ich weiß nicht, ist das nicht ein bißchen kitschig? Weiß ist doch eher die Farbe der Hochzeit, finde ich.«
van den Hövel ließ den Einwand nicht gelten. Ohnehin war seine Frage nach dem Geschmack der Kommissare sowieso eher rhetorisch gemeint gewesen. Er hatte sich längst festgelegt. Weiß war die Farbe der Unschuld. Und seine Tochter war unschuldig. Unschuldig gestorben. Seine Tochter war ihr ganzes Leben lang unschuldig gewesen. »Ich habe auch die alte schwarze Beerdigungskutsche bestellt. Sie ist für diesen Zweck deutlich angemessener als ein Leichenwagen. Jeder soll sehen, daß eine Prinzessin zu Grabe getragen wird.«
Irgendwie abstrus, dachte Frank. Aber einen Trauernden und seinen Schmerz sollte man respektieren. Wenn van den Hövel diese Inszenierung half, dann sollte er sie auch haben. Bevor Frank zum Grund ihres Besuchs kommen konnte, klingelte das Handy in seiner Jackentasche. »’Tschuldigung.« Er suchte umständlich die richtige Taste und meldete sich. »Lisa? Lisa, das ist aber eine Überraschung. Ja? Ich, hm, ich freue mich.« Wie dämlich, dachte er, gerade jetzt mußte Lisa anrufen. Er fing an zu stottern. »Ich, wir sind gerade unterwegs. Ich kann jetzt nicht reden. Nein.« Frank nahm das Handy ans andere Ohr. »Nein, hör’ zu, ich, ich melde mich gleich. Bestimmt. Was?« Frank sah Ecki an und steckte das Handy mit einem Räuspern in seine Jackentasche zurück. Er sah entschuldigend van den Hövel an. »Tut mir leid.«
»Keine Ursache.« van den Hövel machte eine großzügige Geste und legte dann beide Hände flach auf den Schreibtisch. Er sah entschlossen aus. »Was kann ich für Sie tun?«
»Sagt Ihnen der Name Jansen etwas? Markus Jansen?« Ecki beobachtete bei der Frage das Gesicht von van den Hövel.
»Jansen? Jansen? Nein, sagt mir nichts. Ich meine, der Name ist nicht gerade selten in dieser Gegend. Alter rheinischer Adel. Nein, im Ernst, wer soll das sein?« van den Hövel sah neugierig von einem zum anderen.
Da Frank noch über das Telefonat nachzudenken schien und zögerte, übernahm Ecki das Antworten. »Es gibt Hinweise darauf, daß Markus Jansen mit Ihrer Tochter befreundet war. Seit wann und wie lange, das wissen wir noch nicht. Können Sie uns vielleicht weiterhelfen?«
»Ach, deeer Jansen.« van den Hövel dehnte nachdenklich den Namen und beugte sich vor. »Den habe ich vom Hof geworfen, als er sich an Heike heranmachen wollte. Hatte den Kerl für eine paar Wochen in meinem Betrieb beschäftigt. Das Arbeitsamt hatte ihn mir
Weitere Kostenlose Bücher