Der Lambertimord
abstützen mußte. Er war mit einem Mal kreidebleich.
»Du hättest glatt die Abfahrt verpaßt.«
»’Tschuldige. Soll nicht mehr vorkommen.« Frank versuchte ein Lächeln, das aber eher zu einem verunglückten schiefen Grinsen wurde. Die Gedanken an Heike, Jansen und Masuhr ließen ihn nicht los. So könnte es gewesen sein: eine Dreiecksgeschichte mit tödlichem Ausgang. Wenn sie Markus Jansen fänden, hätten sie den Schlüssel zu den Taten. Zum ersten Mal seit langem fühlte sich Frank zufrieden und zuversichtlich. Fast hätte er angefangen zu pfeifen. Kein Mord bleibt auf die Dauer ungesühnt. Die Sonne bringt die Wahrheit an den Tag. Frank mußte an die Binsenweisheit denken und klappte gleichzeitig die Sonnenblende herunter. Die kalte Sonne stand tief und blendete ihn.
Im Präsidium trafen sie Ralf Böllmann. Er kam gerade von einem Gespräch mit dem Polizeipräsidenten, wie er erzählte. Ein wirklich zugänglicher Mensch, wie Böllmann hinzufügte. Er, der Präsident, gehe davon aus, daß die Zusammenarbeit zwischen den beiden Behörden Staatsanwaltschaft und Polizei mit dem Einsatz der neuen Kommunikationsmittel und der veränderten Behördenstruktur weiter vorankommen werde.
Frank und Ecki hatten allerdings diesmal nicht die Geduld, sich Böllmanns Theorie über die Fortschreibung von Kommmunikations- und Fahndungsstrukturen bei den Strafverfolgern anzuhören, und nickten mehr oder weniger geistesabwesend. Böllmann wunderte sich über ihr Verhalten, denn sonst waren die beiden Ermittler immer darauf aus, die neuesten Entwicklungen in der Justiz kennenzulernen. In ihrem Büro informierten Frank und Ecki den Staatsanwalt über die neue Lage.
»Dann sehen Sie zu, daß Sie Jansen so schnell wie möglich festnehmen können. Ich bin nach ihren Ausführungen davon überzeugt, daß Jansen als Täter für die beiden Morde in Frage kommt. Gute Arbeit, meine Herren, wirklich gute Arbeit, freut mich – für uns und für Sie.« Böllmann schlug mit der flachen Hand auf seine schwarze Aktenmappe, die er wie ein Primaner auf seinem Schoß liegen hatte. »Seien Sie mir nicht böse, aber ich habe in einer halben Stunde noch eine Sitzung im Landgericht. Wir sehen uns dann später bei der Lagebesprechung.« Der Staatsanwalt verabschiedete sich und bekräftigte erneut, daß er sehr froh sei über die überraschende Entwicklung. »Denn die Presse steht mir fast täglich auf den Füßen. Vielleicht können wir ja bald den Erfolg feiern. Ich lade Sie schon jetzt auf ein Glas Roten ein. Ach ja, bevor ich das vergesse, Beuke soll Sie unterstützen. Ich denke, der Schlüssel zu den Morden liegt in dem Neonazi-Milieu. Bleiben Sie dran.«
Als Böllmann zur Tür hinaus war, seufzte Frank. »Wenn das so einfach wäre. Ich weiß noch nicht einmal, wo wir Jansen suchen sollen.«
Ecki hatte schon den internen Ablaufplan in der Hand. »Das ganze Programm: wir lassen das Haus von seiner Mutter beobachten, am besten auch das Haus von Masuhr. Außerdem soll uns Beuke alle Querverbindungen in dieser merkwürdigen Kampftruppe aufdröseln. Und wir sollten tatsächlich van den Hövel noch mal besuchen.«
»Ey, du bist ja ganz heiß auf diesen Jansen.«
»Ich bin jetzt davon überzeugt, daß er unser Mann ist.«
»Bevor wir van den Hövel besuchen, sollten wir aber erst etwas essen. Beuke kann uns nachher bei der Lagebesprechung aufklären. Ich weiß auch schon, wo wir was zu Essen bekommen.«
»Du willst ins Capere. Stimmt’s?«
»Nee, heute steh’ ich nicht auf italienische Küche. So gut sie im Capere auch ist. Ich will Fritten. Ganz einfache Fritten.«
»Und wo sollen wir diese Fritten zu uns nehmen? Hast du einen neuen Geheimtip aufgetan?«
»Wart’s einfach ab. Allerdings ist es noch ein kleines Stück Weg.«
Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu, wenn die kleinen Babys schlafen, drum schlaf auch du.
Lalelu, vor dem Bettchen stehn zwei Schuh’ und die sind genauso müde, geh ’n jetzt zur Ruh’.
hmhmhmhm.
XXVII
Er erinnerte sich wieder. Der ganz typische Geruch von heißem Fett und Mayonnaise brachte ihn auf eine kleine Zeitreise zurück in seine Jugend. Frank und Ecki standen in der Frittenbude direkt gegenüber dem Lambertiturm. Das kleine Ladenlokal mit der kurzen Glas- und Kunststofftheke, den wenigen Tischen und einfachen Stühlen mit dünnem Stahlrohrrahmen war in seiner Jugend der Treffpunkt der Breyeller Dorfjugend gewesen. Genauso wie die Bänke und der aus kleinen blauen und gelben Mosaiksteinchen
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