Der Lambertimord
geschickt. War kein großer Verlust. Der hatte zwei linke Hände. Jansen hat mehr versaut, als er uns geholfen hat. Wir hatten nur Ärger mit ihm. Und als ich mitbekommen habe, daß er meiner Tochter schöne Augen gemacht hat, war es sowieso aus.«
»Wie haben Sie das mitbekommen?«
»Na, er ist immer um sie ’rumgestrichen, wenn sie auf dem Hof zu tun hatte. Stand dann dämlich bei ihr rum, anstatt seine Arbeit zu machen.«
»Wo ist er jetzt?«
»Was fragen Sie mich das? Woher soll ich das wissen? Der ist doch schon seit vier oder fünf Wochen weg. Keine Ahnung. Fragen Sie doch mal beim Arbeitsamt. Oder bei seiner Mutter. Ich glaube, die wohnt hier in Kaldenkirchen.« van den Hövel lehnte sich zurück.
Frank hatte sich wieder gefangen. »Meinen Sie nicht, daß Ihre Tochter alt genug war, um sich ihre Freunde selbst auszusuchen?«
van den Hövel lief rot an. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen. »Glauben Sie nicht, daß Sie das nichts angeht? Außerdem will ich mein Erbe nicht an irgend so einen hergelaufenen Trottel verlieren. Dafür habe ich zu lange und zu hart gearbeitet.« Er hielt Frank seine großen Hände hin. Sie hatten sicher früher hart zupacken können. Das konnte Frank sehen.
»Hören Sie zu, ob mich das etwas angeht oder nicht, das lassen Sie ruhig meine und unsere Sorge sein. Schließlich geht es hier um Mord.« Auch Frank konnte sich nur mit Mühe beherrschen.
»Schon gut. Sie haben ja recht.« van den Hövel hatte plötzlich Tränen in den Augen, die er mit dem rechten Zeigefinger wegwischte. »Sie müssen schon entschuldigen. Wissen Sie, wie schwer das alles für mich ist? Ich habe meine einzige Tochter verloren, und ich weiß nicht mehr, was aus meinem Betrieb wird. Ich habe alles verloren. Das Leben macht keinen Sinn mehr. Ich habe keine Lust mehr. Was meinen Sie, was hier los ist? Ich kann meine Sauerkirschen nicht mehr verkaufen, weil die Billigimporte aus dem Ausland die Preise drücken. Für den Preis, für den die liefern, kann ich meine Ernte nicht mal kostendeckend verkaufen. Wenn ich nicht mein Kern- oder Beerenobst hätte, könnte ich sowieso einpacken, das können Sie mir glauben. Das gleiche gilt mittlerweile auch für die Erdbeeren. Die Supermärkte kaufen lieber die billigen aus Übersee, statt sich auf die Qualität vor ihrer Haustür zu besinnen. Scheiß-EU. Am besten, ich schieß’ mir eine Kugel in den Kopf.«
Ecki schien von den Existenzängsten van den Hövels unbeeindruckt und ließ nicht locker. »Jansen soll Kontakte zur rechtsradikalen Szene gehabt haben. Was wissen Sie darüber?«
»Davon weiß ich nichts. Er hat jedenfalls nicht so ausgesehen wie die.«
»Was meinen Sie damit?«
»Na ja, rasierter Schädel, oder Stiefel. Obwohl, er hatte wohl immer eine tarnfarbene Hose an. Aber das ist in unserem Beruf ja nicht ungewöhnlich. Schließlich gehört Grün zu unserem Alltag. Und praktisch sind die Militärhosen sowieso. Die Bekleidung muß in unserem Gewerbe viel aushalten, wissen Sie.«
»Warum haben Sie uns nicht früher von Jansen erzählt, spätestens als wir nach dem Bekanntenkreis von Heike gefragt haben?«
»Warum sollte ich das? Für mich war das Thema erledigt. Außerdem war Jansen noch nicht mal ein Bekannter von Heike.«
»Wenn ich mir die SMS ansehe, die die beiden ausgetauscht haben, dann habe ich aber einen ganz anderen Eindruck.« Ecki hatte sich selbstvergessen den schmalen Brieföffner genommen, der vor ihm auf van den Hövels Schreibtisch lag, und wog ihn in seiner Hand.
»SMS?«
»Ja, diese Kurzmitteilungen, die man mit dem Handy verschickt.«
»Heike hatte kein Handy. Sie brauchte keins.«
»Wir haben aber ein Mobiltelefon bei der Leiche gefunden. Ihre Tochter hat es als Kartentelefon genutzt. Vielleicht wissen Sie es deshalb nicht.«
»Was steht in diesen Meldungen?« van den Hövel hatte sich wieder vorgebeugt und sah Ecki mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich möchte sie sehen.«
»Das wird nicht möglich sein, wir stecken noch mitten in den Ermittlungen. Wir können ihnen die Unterlagen nicht aushändigen. Vielleicht später.« Ecki versuchte, beruhigend zu wirken.
»Aber ich habe ein Recht, zu erfahren, was meine Tochter vor ihrem Tod erlebt hat und mit wem sie zu tun hatte!«
Frank wurde ungehalten. »Das wissen Sie ja jetzt. Den Rest müssen Sie sich denken, oder Sie müssen warten. Sagen Sie, spielen Sie?«
van den Hövel wurde von dem plötzlichen Richtungswechsel des Gesprächs völlig überrascht. »Wie? Wer
Weitere Kostenlose Bücher