Der Lambertimord
täglichen Lagebesprechung eingetroffen und hatte nur noch den Schluß der Unterhaltung zwischen Frank und Ecki mitbekommen. »Na, alles im Griff?«
Frank winkte ab. »Wir kommen nicht wirklich weiter. Wenn man davon absieht, daß wir nun doch einen Fahndungsansatz haben. Aber mehr auch nicht, bedauerlicherweise. Leider.« Er nahm die Füße vom Tisch. »Ich warte noch auf Beuke. Vielleicht kann der uns sagen, wo sich dieser Jansen aufhält. Im Moment jedenfalls ist er wie vom Erdboden verschluckt.«
»Wer? Beuke?« Böllmann kalauerte.
Frank mußte lachen. »Nein, Jansen natürlich.« Obwohl sie sich nun doch schon einige Jahre kannten, soviel Humor hatte er dem Juristen nicht zugetraut. Zumal Juristen schon qua Studium keinen Hang zum Humor entwickelten, wie Frank immer behauptete. Die meisten Juristen jedenfalls nicht.
»Ich habe eben vor meiner Abfahrt lange mit Beuke gesprochen. Er hat schon mit mehreren Verbindungsleuten Kontakt aufgenommen. Offenbar hat niemand aus der rechten Szene Jansen in den vergangenen Tagen gesehen. Oder zumindest will ihn niemand gesehen haben. Kann ich gut verstehen, daß einigen Herren die Sache zu heiß ist. Zwei Morde, und dann noch in ihrem Umfeld, das wirft kein gutes Licht auf die Bewegung.« Böllmann hatte seinen Mantel ausgezogen und sich zu den beiden an den Tisch gesetzt.
»Wollen Sie auch einen Kaffee? Schön schwarz und stark?« Ecki war schon aufgestanden und unterwegs, bevor Böllmann etwas sagen konnte.
Böllmann sah Frank direkt ins Gesicht. »Ich habe läuten gehört, daß Sie Probleme mit Ihrer Freundin haben?«
»So, das wissen Sie auch schon?«
»Der Flurfunk funktioniert bei Polizei und Staatsanwaltschaft bestens. Das wissen Sie doch. Einige behaupten sogar, daß er die einzige Form moderner Kommunikation ist, die in unseren Behörden funktioniert.«
»Vergessen Sie das Landgericht nicht. Dort soll es nicht anders sein.« Frank kannte die Klagen der verschiedenen Geschäftsstellen, daß moderne Techniken wie Fax und Computer nur langsam, zu langsam Einzug hielten.
»Ja, okay. Es gibt da ein paar Probleme, von denen ich im Moment auch noch nicht so recht weiß, wie ich sie einsortieren soll. Ist mir im Moment auch einigermaßen egal bzw. muß mir egal sein.«
»Ein anderer Mann?« Böllmann war für seine direkte Art bekannt.
»Nein, das will ich doch nicht hoffen. Der Fehler liegt wohl auch bei mir.«
»Der Beruf.« Böllmann nickte verständnisvoll.
»Vielleicht.« Frank wollte weg von dem Thema. »Was machen wir nun? Wir haben zwei Morde, die zusammengehören könnten, so scheint es jedenfalls. Aber wir haben noch keinen Täter oder keine Täter, und unser derzeitiger Hauptverdächtiger ist spurlos verschwunden. Wenigstens kann Heike van den Hövel endlich beerdigt werden. Ihr Vater ist völlig am Ende. Er bringt sich vor lauter Gram noch selbst ins Grab.«
»Die Presse sitzt mir im Nacken.« Staatsanwalt Ralf Böllmann hatte im Moment so gar keinen Sinn für die Nöte von Angehörigen. »Besonders diese, wie heißt sie noch gleich, Sabine, Sabine; ich kann mir ihren Nachnamen nicht merken, von RTL Explosiv, nervt.«
»Die Presse ist mir, mit Verlaub, scheißegal. Wenn wir nix vorzuweisen haben, haben wir eben nix zu berichten. Sollen sie ihre Zeitungen und Sendungen doch mit anderen Sachen füllen. Passiert doch genug in der Welt.« Frank trank an seinem Kaffee und blätterte dabei achtlos in einem der Schnellhefter, die in einem kleinen Stapel auf seinem Schreibtisch lagen.
Böllmann nickte dankbar, als Ecki ihm den Becher mit dampfendem Kaffee anbot. »Sie haben gerade von möglichen mehreren Tätern gesprochen. Wie meinen Sie das?«
Frank schob seinen Kaffeebecher auf der Tischplatte mit einem schabenden Geräusch zwischen seinen Händen hin und her. »Es ist doch überhaupt nicht gesagt, daß es mehrere Täter sind. Es kann auch ein und derselbe Täter sein. Auszuschließen ist das nicht.« Er schob mit einer heftigen Bewegung den Becher weit von sich. »Ach, ich weiß einfach nicht weiter. Niemand redet, keine verwertbaren Spuren. Dieses Kaff macht mich noch fertig, Scheiße.«
Böllmann wunderte sich. »Ich denke, Sie sind hier geboren? Sie müssen doch einen viel direkteren Zugang zu der Mentalität der Menschen hier haben?«
»Das habe ich auch gedacht. Aber ich habe eher das Gefühl, daß sie mich hier als Fremdkörper sehen. Ich denke, das hat nichts mit meinem Beruf zu tun. Das hat vielmehr mit meinem Weggang aus Breyell zu tun.
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