Der Lambertimord
Kette aus grünen Uniformen langsam in Bewegung. Das Gebiet war in Planquadrate unterteilt worden, die nun systematisch abgesucht werden sollten. Eine Arbeit, die mit Sicherheit Stunden dauern würde. Über Sprechfunk waren Frank und Ecki mit der Einsatzleitung verbunden. Aus dem Funkgerät waren hin und wieder knappe Kommandos zu hören. Es begann zu regnen.
»Auch das noch.« Ecki verschränkte die Arme vor der Brust. »Das kann ja noch heiter werden. Hoffentlich sind wir hier bald fertig. Wenigstens müssen wir nicht in deinem MGB frieren.«
»Stell’ dich nicht so an. Immerhin mußt du nicht raus in die Kälte.«
Ecki antwortete nicht und sah der Menschenkette nach, die langsam im Wald verschwand. »Es wird Zeit, daß sich endlich was tut. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, daß wir mal einen Fall hatten, der uns derart lange beschäftigt hat. Irgendwie ist der Wurm drin.«
Frank trommelte mit seinen Fingern einen Bluesrhythmus auf dem Lenkrad ihres Mondeos. Laumen war nur knapp einem Mordanschlag entkommen, ihre Anlage war nicht ausgebaut worden.
Ecki beugte sich vor und kramte in der Ablage zwischen den Sitzen. »Hatten wir letztens nicht noch eine volle Tüte Salinos im Auto?«
»Die hast du schon längst alle gemacht. Erinner’ dich.«
»Ich habe Hunger. Wir hätten uns doch noch ein paar Teilchen mitnehmen sollen, findest du nicht?«
Frank überhörte die Frage einfach und schloß die Augen.
Nach anderthalb Stunden war immer noch nichts passiert. Außer den Kommandos, die regelmäßig über die Funkanlage kamen, und dem Summen der Standheizung, war es still im Auto gewesen. Beide waren sie in ihren Gedanken versunken. Ab und zu war einer von ihnen im Sitz herumgerutscht, um eine bequemere Sitzhaltung zu finden. Es war eine schläfrige Atmosphäre, die noch durch das stetige, dumpfe Prasseln der Regentropfen auf das Autodach verstärkt wurde.
Frank hatte versucht, ein bißchen zu schlafen. Es war ihm nicht gelungen. Zuviel ging ihm durch den Kopf. Was, wenn sie heute wieder keinen Erfolg hätten? Er wußte sich wirklich keinen Rat mehr. Er hatte sich schon bei dem Gedanken ertappt, den Fall abzugeben. Markus Jansen war einfach wie vom Erdboden verschluckt.
Sie hatten alle Möglichkeiten in Betracht gezogen. An der Grenze war niemand aufgefallen, auf den seine Beschreibung gepaßt hätte. Auch die Kontrollen an den Flughäfen waren ohne Erfolg gewesen. Vermutlich war Jansen schon längst im Ausland. Vielleicht war er schon in Brasilien. Frank mußte an einen Kollegen von der Autobahnpolizei denken, der nebenbei für eine Geldtransportfirma gearbeitet und dabei seinen eigenen Beifahrer überfallen hatte. Mit mehreren Millionen war er seit Mitte der 90er Jahre über Jahre spurlos verschwunden gewesen. Erst vor kurzem hatten ihn Zielfahnder in einem Nest in Brasilien entdeckt. Warum sollte nicht auch Jansen untergetaucht sein? Andererseits hatte Markus Jansen vermutlich weder das Geld noch die Intelligenz, um sich so abzusetzen. Nur, wo um alles in der Welt war er?
Frank hatte vor Tagen lange mit den niederländischen Kollegen telefoniert, um sie um Amtshilfe zu bitten. Nicht auszuschließen, daß der Gesuchte sich über die nahe Grenze abgesetzt hatte, und nun warm und trocken irgendwo an der Küste in einem beheizten Wohnwagen hockte. Zunächst hatte Frank noch gedacht, daß das doch auffallen mußte. Ecki war da ganz anderer Meinung gewesen. Denn er kannte eine ganze Reihe von Leuten, die selbst bei diesen Temperaturen Urlaub an der holländischen Küste machten. Auch im Herbst und im Winter war die Provinz Zeeland offenbar fest in niederrheinischer Hand. Vielleicht war es ja ein gutes Zeichen, daß sich bis jetzt die holländischen Kollegen noch nicht wieder gemeldet hatten. Andererseits hatten sie ihm aber wenig Hoffnung gemacht.
Über Beuke hatte Frank sich geärgert. Warum hatte der sich nicht schon früher gemeldet? Er mußte doch gewußt haben, in welche Richtung sich die Ermittlungen in den Mordfällen entwickelten. Unabhängig davon hätte Beuke nach der Überprüfung der Mutter eine Vermißtenmeldung in Sachen Markus Jansen rausgeben müssen. Frank konnte Beuke nicht verstehen. Die Argumente seines Kollegen vom Staatsschutz waren ziemlich schwach gewesen. Schließlich hatte jeder zuviel zu tun, jeder Kollege schob einen Berg von Überstunden vor sich her, jeder Kollege hatte private Probleme.
Frank hatte eher den Eindruck, daß Beuke sich schon innerlich vom Polizeidienst
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