Der Lambertimord
Für die Breyeller gehöre ich nicht mehr dazu, Breyeller von Geburt an hin oder her. Ich trage diesen Makel vor mir her, ich spüre das. Etwas steht zwischen mir und den Leuten da draußen.« Frank zeigte zum Fenster. Dort draußen war es dunkel geworden.
»Vielleicht sollten wir das Waldstück um den Tatort in Leuth noch mal absuchen?« Ecki versuchte, pragmatisch zu sein.
»Was soll das bringen?« Frank schüttelte den Kopf und zog den Becher wieder zu sich.
»Vielleicht haben wir irgend etwas übersehen? Ich weiß es doch auch nicht. Auf jeden Fall, wenn wir gar nichts tun, werden wir auch nichts finden. Das ist mal klar.« Ecki sah Böllmann an.
»Wenn es denn hilft? Ich meine, Sie sollten vielleicht all Ihre Theorien noch einmal durchgehen und mit den anderen diskutieren. Überprüfen Sie noch einmal alle Spuren. Übrigens, sind auf dem Handy noch andere Anrufe oder SMS gespeichert worden? Was sagt die KTU?«
Ecki schüttelte den Kopf. »Niente. Nix. Denada. Nur die Nummer von Jansen und seine Liebesschwüre.«
»Sie hören wohl auch zuviel Radiowerbung, was?« Böllmann stand auf. »Wie auch immer, lassen Sie sich was einfallen. Irgendwo muß Jansen doch stecken. Der kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Ich denke, daß die Überwachung seiner Mutter fortgesetzt werden sollte. Wenn er noch in der Nähe ist, wird er früher oder später bei ihr auftauchen, und dann haben wir ihn. Meine Herren, ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend.« Ralf Böllmann schüttelte den beiden die Hand und verschwand mit seiner Aktenmappe im Treppenhaus.
»Was war das denn jetzt? Unsere Lagebesprechung? Nur wir beide? Böllmann hätte wenigstens auf die Kollegen warten können. Na, da sitzen wir nun, und sind so klug wie vorher.« Ecki sah demonstrativ auf seine Uhr.
»Na, los, mach’ schon und verschwinde. Ich weiß, die Kinder warten.«
Ecki war das sichtlich unangenehm. »Wir können doch eh’ jetzt nichts mehr regeln. Laß’ uns morgen weitermachen. Ich glaube, wir können jetzt beide eine Pause ganz gut brauchen. Vielleicht solltest du zu deinem Gitarristen fahren und mit ihm die Friedenspfeife rauchen.« Ecki fiel etwas ein – wie sollte er ohne Frank heimkommen?
»Wenn es nicht allzu lange dauert, können wir noch schnell auf ein Bier in eine der Kneipen hier gehen.«
»Laß’ man, ich brauche jetzt keine psychologische Betreuung. Du kannst ruhig fahren. Schneider müßte noch irgendwo hier stecken. Oder die Kleine, wie heißt die denn noch? Die erst vor kurzem aus der Einsatzhundertschaft rübergekommen ist. Die Blonde.«
»Du meinst Katja. Was ist mit der?«
»Du bist also schon per du mit ihr. Aha.« Frank tat tadelnd. »Schneider und deine Katja müssen doch auch noch nach Gladbach. Die nehmen dich bestimmt gerne mit. Ich bleibe noch ein bißchen und gehe noch mal eine Runde durchs Dorf. Ich brauche dringend frische Luft.«
Klaus Schneider steckte den Kopf durch die Tür. »Ich bin dann jetzt weg. Tschüß bis morgen.«
Ecki lief hinter ihm her. »Hey, kannst du mich mitnehmen?« An der Tür drehte er sich noch einmal kurz um und winkte Frank kurz zu. »Ciao.«
Frank mußte lachen. Jetzt mußte sich wohl Schneider auf der ganzen Fahrt die neuesten Geschichten aus dem Musikantenstadl anhören.
XXVIII.
Am nächsten Morgen geschah etwas, mit dem Frank nie gerechnet hätte. Es war so gegen halb Elf, als er mit Ecki im Café Schluhn frühstücken wollte. Kurz bevor sie den abgeschrägten Zugang zum Marktplatz erreichten, kam ihnen ein alter Mann entgegen, der ein Fahrrad schob. Er schien schon eine längere Strecke unterwegs gewesen zu sein, jedenfalls machte ihm das Atmen Mühe. Er hatte gegen die Kälte einen dicken Wollmantel angezogen, außerdem trug er Fäustlinge an den Händen, und auf dem Kopf saß eine braune Mütze. Die Ohrenklappen der Mütze hatte der Mann unter dem Kinn fest zusammengebunden. Seine faltigen Wangen waren rot vor Kälte. Vor Frank und Ecki blieb er schnaufend stehen.
»Sie sind doch die beiden Polizisten, die dieser Tage zweimal bei meinem Nachbarn waren?«
Erst jetzt erkannte Frank den Mann. Es war der Alte, der in Hinsbeck neben Masuhr wohnte. »Ja, und, was kann ich für sie tun, Herr …?«
»Krüger, Helmut Krüger.« Der Mann nickte eilfertig. »Sie ermitteln doch gegen den Masuhr?«
Frank wurde neugierig. »Wollen Sie nicht mit ins Büro kommen? Dort ist es auf jeden Fall wärmer.«
»Nein, nein.« Der Alte winkte ab. »Ich will gleich wieder
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