Der Lambertimord
verabschiedet hatte. Schließlich hatte er bis zu seiner Pensionierung nicht mehr lange. Da konnte sein Gespür schon mal nachlassen. Frank konnte es ihm im Grunde noch nicht einmal richtig verdenken. Beuke war einfach schon zu lange bei der Polizei. Irgendwann wird jeder Ermittler einmal dienstmüde. Und vielleicht auch ein bißchen nachlässig.
Ecki schreckte auf und stieß Frank an. Die Kommandos draußen wurden mehr.
»Sie scheinen etwas entdeckt zu haben.« Er meldete sich über Sprechfunk und fragte die Position der Einsatzführer ab. »Komm.« Er hatte bereits die Autotür geöffnet und war schon halb draußen.
»Haben Sie Jansen?«
»Nein, aber sie haben so was wie einen verlassenen Sammelplatz gefunden. Auf jeden Fall jede Menge Dosen. Im Sektor C.«
Die beiden Beamten hasteten mit hoch geschlagenem Kragen zunächst durch ein Waldstück und bogen dann auf einen Waldweg ab. Zwischendurch fluchte Ecki, weil er in eine Pfütze getreten war. Nach knapp einem Kilometer wurden sie an einer Biegung von einer Beamtin mit Funkgerät in Empfang genommen und eingewiesen. Keine hundert Meter weiter stießen sie auf eine ganze Gruppe uniformierter Einsatzkräfte. Sie standen am Rand einer Lichtung. Überall lagen leere Bierdosen. In der Mitte des Platzes waren die Reste eines Lagerfeuers zu sehen.
Frank wandte sich an den Einsatzleiter. »Das ist aber nicht der Platz, den Beuke uns beschrieben hat, oder?«
»Nein, der liegt weiter westlich in Sektor D. Hier.« Der Beamte im Einsatzanzug hielt Frank die Karte hin und umkreiste das Gebiet mit einem Kugelschreiber.
»Hm. Und, was meinen Sie? Wie lange ist hier auf der Lichtung schon niemand mehr gewesen?« Frank sah sich um und versuchte, sich aus den spärlichen Spuren ein Bild zu machen.
»Schwer zu sagen, Kollege. Ich denke mal, daß hier schon seit mehreren Wochen niemand mehr war. Zumindest den Resten nach zu urteilen, die man hier noch immer sehen kann. Aber ich kann mich auch täuschen. Durch die Jahreszeit, durch den Regen, verändert sich eine Umgebung doch sehr schnell.«
Frank nickte. »Dann werden wir besser mal die Kollegen der Spurensicherung herbeizitieren. Die werden uns sicher mehr sagen können. Mist, und ich dachte, daß wir Markus Jansen endlich zu fassen kriegen. Irgendwie habe ich das unbestimmte Gefühl, daß er hier irgendwo steckt.«
Aus dem Funkgerät des Einsatzleiters war eine Stimme zu hören. Er meldete sich und hörte kurz schweigend zu. »Wo?« Er sah auf der Karte nach. »Unternehmen Sie nichts.« Er sah Frank und Ecki an. »Kommen sie. Ich glaube, Ihr Gefühl hat Sie nicht getrogen.«
Diesmal ging es tief ins Unterholz. Obwohl sie beim Laufen schützend ihre Hände erhoben hatten, schlugen Frank und Ecki Tannenzweige ins Gesicht. Sie waren mittlerweile bis auf die Haut naß. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die dunkle Umgebung. Nach rund 200 Metern blieben sie stehen. Ein halbes Dutzend Beamte erwartete sie schweigend. Keine 20 Schritte von ihnen entfernt war ein niedriges Zwei-Mann-Zelt zwischen zwei Tannen gebaut. Durch den tarnfarbenen Zeltstoff hob es sich kaum gegen die dunkelgrüne Umgebung ab. Außerdem waren rund um das Zelt jede Menge abgestorbene Äste zu einer Art Schutzwall geschichtet, der fast bis zur Zeltspitze reichte. Obwohl ohnehin schon tief im Dunkel des Dickichts versteckt, hatte der unbekannte Waldbewohner viel Arbeit investiert, um seine Behausung vor den neugierigen Blicken zufällig vorbeikommender Jäger oder Spaziergänger zu verbergen und sich so vor einer unliebsamen Entdeckung zu schützen. Frank konnte einen schwachen Schein erkennen, im Inneren des Zelts schien eine Taschenlampe zu brennen.
Der Einsatzleiter unterhielt sich flüsternd mit seinen Kollegen und beugte sich dann zu Frank. »Offenbar handelt es sich nur um eine Person. Sie hat uns noch nicht bemerkt. Zugriff?«
»Warten Sie. Ich werde zunächst mit meinem Kollegen vorgehen.«
Langsam bewegten sich die beiden Fahnder Richtung Lichtschein. Sie hatten beide ihre Waffe gezogen. Als sie kaum noch fünf Schritte von der zugezogenen Zeltöffnung entfernt waren, hörten sie leise Musik. Im Zelt lief offenbar ein Kofferradio oder ein CD-Player. Nichts bewegte sich. Frank drehte sich um und winkte die Gruppe zu sich. Sekunden später tauchten die Beamten kaum hörbar neben ihnen auf.
»Wir brauchen ein Messer.« Lautlos wurde Frank ein Messer mit einer langen Klinge gereicht. Er gab den Männern mit gedämpfter Stimme Anweisungen.
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