Der Lambertimord
überhaupt nichts gewußt. Er kann nichts gewußt haben. Heike hat ihm bestimmt nichts erzählt. Er kann nur einen Verdacht gehabt haben.« Der Gedanke an seine Freundin trieb ihm wieder die Tränen in die Augen. Schon auf der Fahrt ins Präsidium hatte Markus Jansen wie ein Häufchen Elend im Polizeitransporter gesessen und während der ganzen Fahrt geweint und gewimmert.
»Sagen Sie mir, wer hat Heike umgebracht? Wer hat das getan?«
Markus Jansen begann leise zu schluchzen, seine Schultern hoben und senkten sich.
»Das möchten wir gerne von Ihnen wissen, Herr Jansen.« Frank lehnte sich scheinbar ungerührt an die Wand, sodaß er jetzt seitlich zu Jansen stand.
»Ich war es nicht, ich war es nicht.« Es klang wie ein Winseln. Jansens Hände begannen zu zittern. »Oh, nein. Ich war es nicht.« Er starrte auf die gegenüberliegende Wand, als könne er sie mit seinem Blick durchbrechen, um dahinter seinen Frieden zu finden.
»Beruhigen Sie sich, Jansen. Also noch einmal von vorne. Erzählen Sie uns, warum Sie bei van den Hövel gearbeitet haben.«
Ecki hatte sich Frank gegenüber ebenfalls an die Wand gelehnt. Der Verdächtige in der Mitte, so hatten sie es bei ihren Vernehmungen bisher immer gehalten.
Auch räumlich ein echtes Kreuzverhör.
Jansen holte wieder tief Luft. »Das Sozialamt hat mir den Job besorgt. Ich wäre alleine nie zu van den Hövel gegangen. Ich mag keine Gartenarbeit. Ich habe in den Hallen gearbeitet. Anhänger beladen. Kisten sortiert und so. Es war eine echte Drecksarbeit. Aber was sollte ich machen? Hätte ich abgelehnt, hätte es wieder Ärger gegeben.«
»Mit wem?« Ecki hatte die Arme lässig verschränkt.
»Na, mit dem Amt. Und mit meiner Mutter. Alle haben immer nur auf mir herumgehackt. Mein Alter hätte mich durchgeprügelt, wenn ich nicht dorthin gegangen wäre. Er hat immer nur geprügelt. Und gesoffen.«
»Obwohl Sie schon längst volljährig sind? Das glauben Sie doch selbst nicht.«
Markus Jansen sah ihn und Ecki nur schweigend an.
»Was hat van den Hövel gesagt, als er Sie entlassen hat?« Frank versuchte, sachlich zu bleiben.
»Nicht viel. Nur, daß ich meine Finger von seiner Tochter lassen soll. Sie sei zu schade für so einen Versager wie mich. Aber ich habe ihr doch nichts getan! Ich habe doch in der Firma nur meine Arbeit getan.«
»Warum haben Sie van den Hövel nichts davon erzählt, daß Sie seiner Tochter nicht nachsteigen, wie er gesagt hat, sondern schon länger mit ihr fest zusammen waren? Schließlich sind Sie beide doch keine Kinder mehr.« Ecki hatte sich erwartungsvoll an der Wand abgestoßen und stand jetzt dicht vor Jansen.
»Sie haben keine Ahnung, was der Alte für ein Theater veranstaltet hat. Und noch veranstaltet hätte. Ich wollte nicht, daß Heike Ärger bekommt und dann aus Angst mit mir Schluß macht. Ich habe sie so sehr geliebt. Ich habe sie nicht getötet.«
»Haben Sie einen Baseballschläger?« Eckis Frage kam unvermittelt.
»Nein. Wieso?«
»Was haben Sie gemacht, als van den Hövel Sie hinausgeworfen hat?«
Jansen zögerte mit der Antwort. »Ich bin erst durch die Stadt gelaufen. Ich habe mich nicht nach Hause getraut. Ich wußte erst nicht, wohin.«
»Und dann?« Frank stieß sich ebenfalls von der Wand ab und sah auf das Zählwerk des Tonbandes; es war noch Platz genug für eine längere Vernehmung.
»Dann bin ich nach Hinsbeck gefahren. Zum Masuhr. Der hat mir das Zelt geliehen, und dann sind wir nach Leuth in den Wald gefahren.«
»Sie haben die ganzen letzten Wochen im Zelt gehaust? Wer hat Sie versorgt?« Ecki sah auf Markus Jansen hinab.
»Klaus Masuhr ist gekommen und hat mir Dosen gebracht, Einsatzverpflegung von der Bundeswehr meist. Auch Heike ist noch dagewesen und hat mir Decken und was zu Essen gebracht. Heike ist dann immer ein paar Stunden geblieben.«
»Wann war sie da und wie oft?« Ecki ging um den Tisch herum und sah dem jungen Mann vor sich direkt ins Gesicht.
Markus Jansen zuckte förmlich unter Eckis hartem Tonfall zusammen. »Ich, ich weiß nicht. Am Anfang halt, die ersten Tage. Ich weiß es nicht mehr. Vielleicht war sie dreimal da, oder viermal.«
»Komm Freundchen, du kannst mir nicht erzählen, daß du keine Ahnung hast, wie oft deine Freundin dich im Wald besucht hat.« Ecki war unversehens ins Du verfallen. Ein deutliches Zeichen dafür, daß er ziemlich ungeduldig wurde.
»Ehrlich, ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich nicht erinnern.«
»Hör auf, uns Märchen zu erzählen.« Ecki
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