Der Lambertimord
baute sich jetzt vor Markus Jansen auf. »Ich will dir mal erzählen, wie es wirklich war. Ihr habt euch im Wald getroffen. Dann hat es Streit gegeben, weil Heike dich verlassen wollte. Und dann hast du zugeschlagen, mit einem Baseballschläger.«
Jansen sprang auf und schlug dabei so heftig mit der Faust auf den Tisch, daß das Mikrofon umkippte. In seiner Wut wirkte er größer, als er in Wirklichkeit war. Ecki wich vor Schreck einen Schritt zurück.
»Ich habe Heike nicht umgebracht. Wann kapiert ihr das endlich!? Scheiße! Ich habe sie geliebt, wir haben uns geliebt! Wir wollten heiraten und Kinder haben. Ich werde doch nicht umbringen, was ich liebe!« Mit einer hilflosen Geste strich er sein Haar zurück, das ihm ins Gesicht gefallen war.
Frank drückte Jansen mit festem Griff wieder auf den Stuhl und stellte dabei das Mikrofon gerade. Jansen schlug die Hände vor das Gesicht. Seine Schultern zuckten. Er winselte leise vor sich hin.
»Das wäre nicht das erste Mal, daß Liebe ein Mordmotiv ist. Nach allem was wir wissen, könnte es so gewesen sein, wie mein Kollege es gerade geschildert hat. Sie haben Heike van den Hövel umgebracht, weil Sie eine Trennung nicht verwunden hätten. Die Indizien sprechen gegen Sie. Legen Sie ein Geständnis ab, Jansen, das wird Ihr Gewissen erleichtern.« Franks Ton wurde fast versöhnlich.
Markus Jansen hörte auf zu weinen. Mit leiser Stimme wiederholte er immer wieder: »Ich habe sie nicht umgebracht. Ich habe sie nicht umgebracht.« Plötzlich verstummte er und sah Frank an. Ihm schien etwas eingefallen zu sein. »Ich, wenn ich es wirklich gewesen wäre, wie hätte ich die Leiche wegschaffen sollen? Ich habe doch gar kein Auto.« Er sah sie verzweifelt und doch zugleich hoffnungsvoll an. Das mußte die Polizeibeamten von seiner Unschuld überzeugen.
»So einfach ist das nun auch wieder nicht.« Frank lehnte sich wieder an die Wand und sah auf Jansen herunter. »Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wahrscheinlich hat ihnen ein Komplize geholfen. Vielleicht Masuhr? Aber vielleicht haben Sie Heike van den Hövel auch gar nicht im Wald umgebracht. Gut möglich, daß Sie ihr in Hinsbeck aufgelauert und dort umgebracht haben. Wir werden auf jeden Fall das Waldgelände mit Leichenspürhunden absuchen lassen. Spätestens dann werden wir wissen, wo Heike umgebracht wurde.«
Ecki konnte sehen, daß Frank alle Hoffnungen Jansens zunichte gemacht hatte.
Markus Jansen blickte mit rotgeränderten Augen auf das Tonband und beobachtete, wie sich die Spulen unaufhörlich und stumm drehten. Es war nur ein leichtes Schleifgeräusch zu hören. Ansonsten war es still im Vernehmungszimmer.
Frank versuchte etwas anderes. »Wir wissen von unseren Kollegen, daß Sie schon seit zwei Jahren zu der Gruppe Kämpfer 20. Juli ’44 gehören. Wie sind Sie zu diesen Leuten gestoßen?«
Jansen lehnte sich mit einem langen Seufzer in seinem Stuhl zurück, als habe ihn die Frage aus einer anderen Welt geholt. »Weiß nicht mehr.«
»Kommen Sie, strengen Sie sich an, versuchen Sie, sich zu erinnern. Wir sind noch lange nicht fertig. Seit wann kennen Sie Klaus Masuhr?«
Jansen starrte bockig geradeaus. »Das wissen Sie doch schon. Seit zwei Jahren. Was hat das mit Heikes Tod zu tun?«
»Das versuchen wir ja gerade zu klären. Also, warum haben Sie sich mit diesen ominösen Kämpfern zusammengetan? Rassenwahn, Deutschtum, Befreiungsphantasien? Was war es? Imponiergehabe? Machtgelüste? Lust an den Qualen anderer Menschen? Wie fühlt man sich, wenn man wehrlose Asylanten angreift? Wie Herrenmenschen?« Franks Stimme war voller Verachtung für den Neonazi, der sich bei jedem seiner Worte auf dem Stuhl wie unter Schlägen hin- und herwand.
Markus Jansen zuckte schließlich mit den Schultern. »Ich habe Kurt im BaCa in Kaldenkirchen kennengelernt. Da war er öfter, zusammen mit anderen aus seiner Clique. Wie das so ist in Kneipen. Und dann habe ich ihn einmal auf dem Flur vom Sozialamt getroffen. Wir sind dann zu ihm nach Hause, ein Bier trinken. Dabei hat er mir von seinen Fahrten in die Wälder an der Grenze erzählt. Er hat da mit seinen Kumpeln nach altem Kriegszeug gegraben. Stahlhelme, Munition, auch mal eine Panzerfaust, Gasmasken und so’n Kram. Scheint noch ’ne Menge da rumzuliegen. Sie wollten immer schneller sein als der Kampfmittelräumdienst. Einmal waren wir in Boisheim bei einem Bauern. Der hat uns von einem Flugzeug erzählt, das im Krieg bei ihm runtergekommen ist, so ein englischer
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