Der Lambertimord
Christa Böskes klang wieder brüchig und leise, als sie auflegte.
»Und jetzt?« Ecki sah Frank an.
»Los, wir müssen zum Auto zurück, telefonieren.« Er drehte sich zu der Blondine um, die ihn mit großen Augen ängstlich ansah.
»Was ist mit Klaus, was hat Klaus getan? Ich verstehe das alles nicht. Bitte sagen Sie mir, was los ist, bitte, Herr Kommissar.« Mit Tränen in den Augen blickte sie hilfesuchend von Frank zu Ecki, der sie aber nur kühl musterte.
»Das werden Sie noch früh genug erfahren. Ich gebe Ihnen den guten Rat, denken Sie über Ihre Beziehung zu Ihrem Chef nach. Sie gehen doch mit ihm ins Bett, oder irre ich mich?«
Sie nickte nur stumm und suchte dabei in ihrer Jacke nach einem Taschentuch.
Ecki war noch nicht fertig. »Sie werden jetzt auf unsere Kollegen warten. Die bringen einen Durchsuchungsbeschluß mit. Sie werden den Herren Rede und Antwort stehen und ihnen alle Unterlagen zeigen, die sie sehen wollen. Ist das klar?«
Wieder nur ein stummes Nicken.
»Und ich warne Sie, kommen Sie ja nicht auf die Idee, Ihren Chef oder Liebhaber, was auch immer er für Sie ist, anzurufen. Das kann Ihnen eine Anklage wegen Beihilfe einbringen. Haben Sie das auch verstanden?«
Nicken.
Ecki schlug nun wieder einen weicheren Ton an. »Seien Sie ein gutes Mädchen, gehen Sie zurück in Ihr Büro und warten Sie auf unsere Kollegen von der Spurensicherung. Das Büro von Vander ist ab sofort tabu für Sie. Aber das muß ich wohl nicht mehr extra betonen?«
Heftiges Kopfschütteln kam als Antwort.
»So, und nun gehen Sie und machen sich ein bißchen frisch. Sie sehen ja furchtbar aus. Was für ein Auto fährt Vander eigentlich?«
»Einen dunklen Mercedes-Kombi. Den hat er noch nicht so lange.«
»Notieren Sie uns das Kennzeichen bitte auf einem Zettel. Hat er ein Wochenendhaus oder irgendwo eine Ferienwohnung?«
»Ein Haus in der Eifel, in Stadtkyll.«
»Notieren Sie auch die Adresse. Waren Sie schon mal da?«
Sie nickte. Fast verschämt, dachte Frank.
»Hat Vander eine Waffe?«
»Sie meinen eine Pistole?«
»Eine Pistole, einen Revolver, Gewehre.«
»Er hat zwei oder drei Jagdgewehre, soviel ich weiß. Er geht doch mit Herrn Böskes und den anderen vom Brauchtums-Club zur Jagd.«
»Wo bewahrt er die Waffen auf?«
»Ich weiß nicht, ich habe sie noch nicht gesehen. Ich mache mir nichts aus der Jagd, wissen Sie. Ich glaube, die Gewehre sind bei ihm zu Hause.« Die Sekretärin war jetzt wieder ganz das naive Blondchen.
Vanders Sekretärin und Geliebte verließ mit den beiden Ermittlern das Vorzimmer. Auf dem Flur verschwand sie schniefend in der Damentoilette.
Kaum im Auto, hatte Frank schon das Funkgerät in der Hand und rief die Dienststelle in Viersen an, um sich mit dem Führungsstab verbinden zu lassen. »Ja, Ringfahndung. Wir suchen Klaus Vander, er ist mit einem dunklen Mercedes-Kombi unterwegs, neues Modell.« Er gab das Kennzeichen durch. Frank fluchte, denn er mußte akzeptieren, daß er einen Hubschrauber auf die Schnelle nicht bekommen würde, da der über Mönchengladbach im Einsatz war. Erst gegen Abend würde er damit rechnen können. Wenn überhaupt, denn das Wetter sollte schlechter werden. Immerhin konnte Frank durchsetzen, daß er zu den zugesagten Straßensperren noch einige Streifenwagen zugeteilt bekam, die auf den Straßen patrouillieren sollten. »Na, wenigstens etwas.« Frank hatte das Gespräch beendet und lehnte sich mit dem Kopf an die Nackenstütze. Die Entwicklung gefiel ihm gar nicht. »Wenn er sich nach Holland abgesetzt hat, dann wird’s kompliziert. Ich habe die niederländischen Kollegen noch im Ohr.«
»Nun warte doch erst einmal ab. Vielleicht steckt er ja noch irgendwo. Die Kollegen werden als erstes beim ihm zu Hause nachsehen.« Ecki versuchte, die Ruhe zu bewahren. So nervös kannte er Frank nicht. Sein Freund mußte mächtig unter Druck stehen. Ob das nun an den beiden Morden lag oder an seinem Streß mit Lisa, das konnte er nicht einschätzen. Aber er würde es herausbekommen.
»Was denkst du?« Frank sah ihn fragend an.
»Nun, das war mal wieder die klassische Nummer: alter Unternehmer vögelt seine Sekretärin. Hast du gesehen, wie jung die ist? Die ist sicher erst knapp über 20, höchstens 25. Und hast du ihren Aufzug gesehen? Diese steifen Business-Klamotten machen sie zehn Jahre älter. Die passen überhaupt nicht zu ihr. In Jeans und Pulli kann ich sie mir richtig süß vorstellen.«
»Macho. Nicht die Sekretärin, du Idiot. Ich meine
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