Der Lambertimord
Schneider. Ecki habe er schon verständigt. Schneider klang merkwürdig nervös. Es gebe Neues von van den Hövel. Ein Anrufer habe erklärt, daß der Obsthofbesitzer in einem Jagdhaus hocke und einen merkwürdig verwirrten Eindruck mache. Der Anrufer sei ein Vereinskollege von van den Hövel, der ihm am Vorabend den Schlüssel für die Jagdhütte überlassen hatte. Der Anrufer sei mit ihm zu dem Holzhaus im Leuther Wald gefahren, weil ihm nicht ganz geheuer war, daß van den Hövel mitten in der Woche in den Wald wollte, van den Hövel habe zwar gesagt, er wolle einfach mal ein, zwei Tage was anderes sehen, aber eben das sei ihm komisch vorgekommen, van den Hövel habe so etwas noch nie gemacht. Die Hütte werde von den Jagdfreunden in aller Regel nur in der Jagdsaison genutzt, und dann auch nur von allen gemeinsam, zum Schüsseltreiben. Manchmal auch zu Sommerfesten.
Frank unterbrach Schneider. »Sag’ mir lieber, wo die verdammte Hütte steht und wer sonst noch in den Wald unterwegs ist.«
»Außer Ecki niemand.« Schneider gab ihm die Lage der Hütte durch.
»Okay, das finde ich. Und – danke, Schneider. Den Rest kannst du mir nachher erzählen.« Ihm fiel Vander ein. »Hat van den Hövel Waffen dabei?«
»Soviel ich weiß, nur seine Doppelläufige.«
»Na, prima. Das reicht. Na, wir werden schon klarkommen.« Frank legte auf und zog sich in Rekordzeit an.
Keine fünf Minuten später war er auf dem Weg nach Nettetal.
Ecki hatte den Wagen rund 100 Meter vor der Hütte abgestellt und war langsam parallel zum Waldweg Richtung Hütte gegangen. In Breyell hatte er zuvor im alten Rathaus ein Funkgerät geholt und von dort noch kurz mit Staatsanwalt Böllmann telefoniert. Böllmann war zwar auf dem Sprung in eine Verhandlung gewesen, sicherte ihm aber zu, nötigenfalls auf Abruf bereitzustehen. Anschließend war er zu Hubert Heutz nach Schaag gefahren, um sich den Zweitschlüssel für die Jagdhütte abzuholen. Ecki hatte Heutz nur mit Mühe davon abhalten können, mit ihm zu kommen. Der Schaager Bäckermeister hatte Angst um seine Hütte. Er flehte Ecki förmlich an, möglichst wenig kaputtzumachen. Man wisse ja aus dem Fernsehen, was bei Festnahmen so alles passieren könne. Außer einer Musikanlage, Fernseher und Videorecorder sei zwar nichts wirklich Wertvolles dort, aber das Wochenendhäuschen habe er vor vielen Jahren mit Freunden quasi alleine Stein für Stein hochgezogen.
Ecki konnte Hubert Heutz schließlich beruhigen. Es werde schon nicht zum gewaltsamen Sturm auf die Hütte kommen, Festnahmen passierten in aller Regel weniger spektakulär als in den Fernsehkrimis. Er verschwieg dem wackeren Bäcker, daß er mit seinem Kollegen Schneider vereinbart hatte, daß sich für alle Fälle ein Sondereinsatzkommando bereithalten sollte.
Der Weg durch das Unterholz war einfacher, als Ecki dachte. Die Tannen standen lichter zusammen als an anderen Stellen des Grenzwalds. Trotzdem boten sie Ecki ausreichenden Sichtschutz. Er wollte und durfte nicht allein handeln, aber er wollte immerhin schon vor Ort sein, um gegebenenfalls eine mögliche Flucht van den Hövels rechtzeitig registrieren zu können. Immer wieder sah Ecki auf seine Uhr und fragte sich, wann denn endlich Frank auftauchen würde. Eigentlich hätte er schon bei ihm sein müssen.
Nach 50 Metern blieb Ecki stehen und wartete. Er sah hinauf durch die Tannenspitzen. Der Himmel über dem Grenzwald war grau und verhangen. Es roch nach Schnee. Ecki mußte an seine Kinder denken. In drei Tagen war Weihnachten und das alte Jahr schon fast wieder vorbei. Er zog die Nase hoch. Er hatte sich in den vergangenen Tagen irgendwo einen Schnupfen geholt. Das hatte ihm noch gefehlt, so kurz vor den Feiertagen krank zu werden. Marion hatte ihm zwar ein paar homöopathische Mittel aus der Hausapotheke aufgedrängt, aber er glaubte nicht so recht an den Erfolg.
Ecki versuchte, durch das Gebüsch das Haus zu erkennen. Aber viel mehr als das Heck eines Geländewagens und zwei breite Fenster war nicht zu sehen. van den Hövel war also noch dort. Ecki wurde langsam ungeduldig. Wo nur Frank blieb? Wie auf ein Stichwort knackten hinter ihm Zweige. Er fuhr herum und griff dabei nach seiner Dienstpistole, die im Schulterholster steckte. Da war Frank aber schon bei ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. Obwohl van den Hövel sie nicht hören konnte, unterhielten sie sich flüsternd.
»Du kommst reichlich spät.«
»Ich war noch nicht angezogen. Außerdem ist es bis Leuth auch
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