Der Lambertimord
suchte den Autoschlüssel in seiner Jackentasche. »Lassen Sie uns gehen. Es ist wirklich spät geworden. Ich sage noch der Spurensicherung Bescheid. Sie sollen sich die Wohnung ansehen und den PC mitnehmen. Vielleicht finden sie was. Morgen werden wir mit den Nachbarn Ihrer Tochter reden müssen.«
Auf dem Rückweg setzten sie kurz van den Hövel in Kaldenkirchen ab. Als sie auf der Autobahn Richtung Mönchengladbach unterwegs waren, kam Ecki doch noch zu seinem Recht – er hörte endlich seine Schlager-CD. Die beiden Ermittler hörten schweigend zu und hingen in der Dunkelheit müde ihren Gedanken nach. Es war ein langer Tag gewesen. Aber je länger die CD lief, um so unruhiger wurde Frank. Das Schlagergedudel machte ihn nervös und kribbelig. Ecki dagegen räkelte sich entspannt in seinem Sitz. Zumindest er konnte sich bei der Schlagerparade von Dieter Thomas Heck hervorragend entspannen.
XI.
Heinz-Jürgen Schrievers klopfte nur kurz an den Rahmen und steckte den Kopf ins Büro. »Moin, Jungs, na, wie isset?«
Frank telefonierte und hob nur kurz die Hand. Ecki sah von seiner Zeitung auf. »Wie immer, und du? Alles fit? Willst du nicht reinkommen?«
»Nee, keine Zeit, ich muß rüber zum Alten. Wir sollen neue Software für das Archiv kriegen.« Schrievers verzog das Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen.
Ecki wußte, daß Schrievers nicht viel von moderner Datenverarbeitung hielt. »Nu stell dich mal nicht so an, auch an dir gehen die modernen Zeiten nicht vorbei.« Er sah an Schrievers herunter und grinste. »Du willst wirklich in deinen Puschen zum Alten? Wenn das man gut geht!«
Schrievers schob seinen mächtigen Bauch nun doch vollends in den Raum und baute sich vor Ecki auf.
»Was hast du gegen meine Pantoffeln? Sie sind warm und bequem. Genau das Richtige, um sich in den zugigen Büros nicht den Pips zu holen. Meine Frau meint das auch.«
Ecki unterbrach ihn. Wenn Schrievers seine Frau ins Spiel brachte, konnte eine kurze Unterhaltung leicht eine halbe Stunde dauern. Ecki kannte niemanden, der so sehr an seiner Frau hing wie Schrievers. »Okay, das ist dein Bier, das mußt du selber wissen. Aber du bist doch nicht hier, um uns von deiner Gertrud und der neuen Software zu erzählen.«
Heinz-Jürgen Schrievers machte eine beleidigte Handbewegung. »Ich wollte die geschätzten Herren nicht stören. Ich dachte nur, ich hab ein paar Neuigkeiten für euch, die euch interessieren könnten.«
Frank hatte mittlerweile sein Gespräch beendet und den Telefonhörer wieder auf den Apparat gelegt. »Nun hab dich doch nicht so, Heini, äh, Heinz-Jürgen. Du weißt doch, daß wir deine Gertrud mögen. Und ob du mit nackten Füßen zum Alten gehst oder in Pantoffeln, daß ist uns völlig wurscht. Was gibt’s?«
Schrievers stopfte umständlich sein Uniformhemd, das einen kleinen Fettfleck neben der Brusttasche hatte, mit beiden Händen in den Hosenbund. Er schien den Faden verloren zu haben. »Ach, ich habe selbst mal in Viersen recherchiert. Es ist so, wie ich gesagt habe. Die Kollegen haben nicht wirklich viel. Die jungen Frauen sind immer noch spurlos verschwunden. Selbst die Veröffentlichung ihrer Fotos in den niederländischen Zeitungen hat keinen Erfolg gehabt. Niemand hat sie erkannt. Es gab zwar ein paar Hinweise, die waren aber völlig nutzlos. Und in der Mordsache von Ruth Meisen sind sie auch nicht weiter. Keine heiße Spur. Nur bei der Mordwaffe gibt es Gewißheit. Ruth ist mit einem Baseballschläger erschlagen worden. Die Gerichtsmediziner haben damals winzige Holzsplitter in ihrer Kopfhaut gefunden. Die Viersener Kollegen haben sogar deren Herkunft klären können. Der Schläger war aus naturbelassenem Eschenholz mit einer speziell gehärteten Lackierung der Schlagfläche. Der Täter hat offenbar mit einem amerikanischen Markenprodukt getötet, älteres Modell und lange benutzt. Der Schlägertyp wird zum Beispiel von einer Firma im Bergischen vertrieben. Die Recherche dort hat aber nichts gebracht. Die Dinger muß es zu Tausenden in Deutschland geben. Wollt ihr die Maße des Schlägers? Ich kann sie euch gleich als E-Mail schicken.«
»Nee, schon gut, Heinz-Jürgen. Laß man, danke für deine Mühe. Sollten wir es uns anders überlegen, melden wir uns bei dir.«
Heinz-Jürgen Schrievers war zufrieden, mehr konnte er nicht tun. Er nickte kurz und tippte sich beim Verlassen des Büros mit einem Zeigefinger an die Stirn. Er sah Ecki an. »Wir sehen uns spätestens beim Konzert.«
Ecki hob
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