Der Lambertimord
die Hand, aber Schrievers war schon zur Tür hinaus.
»Das bringt uns auch nicht weiter«, sagte Frank und sah Schrievers nach. Er konnte hören, wie sich das leichte, schlurfende Geräusch der Pantoffeln langsam entfernte. Schrievers war und blieb ein Gemütsmensch.
»Du siehst doch nicht wirklich einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden? Leenders hat bisher nichts von Holzsplittern gesagt.«
Frank sah seinen Kollegen ernst an. »Dann soll er noch einmal genau nachsehen. Man kann nie wissen. Ich habe da so eine Ahnung.«
»Wir sollten uns fragen, wie viele Baseballspieler es in der Region gibt und wer sonst noch solch ein Sportgerät benutzt.«
»Gibt es hier eigentlich Baseballclubs?«
»Keine Ahnung. Ist der Baseballschläger nicht auch beliebtes Sportgerät bei den schlagenden Verbindungen in der Neonazi-Szene?«
Frank runzelte die Stirn.
»Nee, ich meine das ernst. Vielleicht ist der Schläger eine Verbindung zur Neonazi-Szene in Nettetal. Kann doch sein?«
»Kann alles sein. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß wir bis jetzt nichts wissen. Zumindest nicht viel.«
»Und woher kommt deine Ahnung, von der du gerade gesprochen hast?«
»Woher kommt diese Ahnung?«, echote Frank. »Woher soll sie schon kommen? Erfahrung? Eingebung? Kombinationsgabe? Sag du’s mir.«
»Mann, bist du gereizt, was ist nur mit dir los?«
»Ach, ich weiß auch nicht. Mit Lisa komme ich nicht weiter. Ruth hat sich gemeldet. Mir geht es einfach nicht besonders.«
»Deine übliche Winterdepression hat dich erwischt, wie mir scheint. Das gibt sich schon wieder. Ruth hat sich gemeldet? Was will sie denn von dir?«
»Das weiß ich auch nicht. Sie hat mir einen Brief geschrieben. Aber ich habe ihn noch nicht gelesen.« Frank griff zum Hörer, ließ ihn dann aber wieder fallen. Für Ecki das deutliche Zeichen, daß sein Freund das Thema wechseln wollte.
»Wen willst du denn anrufen?«
»Leenders. Das geht mir auf den Sack, daß wir nicht weiterkommen. Nichts tut sich. Wir müssen endlich eine Spur aufnehmen. Irgendwas muß der Täter übersehen haben. Aber was?«
Ecki hatte eine Idee und lehnte sich vor. Dabei stützte er sich mit seinen Händen auf dem Schreibtisch ab. »Was ist mit den Polen? Hast du mir nicht gesagt, daß diese Tussi bei dem Konzert in Bracht etwas von polnischen Erntehelfern gesagt hat, die sich in der Gegend herumtreiben?«
Frank zog die Augenbrauen hoch und sah seinen Freund skeptisch an. »Fröhlich lebe das Vorurteil. Bloß weil es hier viele polnische Erntehelfer gibt, die anders aussehen als der normale Niederrheiner, heißt das noch lange nicht, daß sie auch in Straftaten verwickelt sind. Du hast wohl zu viele Polenwitze gehört.«
»Ich mache mir nur so meine Gedanken, das wird ja wohl erlaubt sein. Ich habe ja überhaupt nichts gegen Polen. Im Gegenteil, sie sollen ruhig auf unseren Feldern arbeiten. Will ja sonst keiner machen.«
Ecki ließ sich wieder in seinen Schreibtischstuhl zurückfallen. »Bei der Suche nach unserem Täter sollten wir keinen Gedanken vorschnell verwerfen. Wir können uns ja mal vom Arbeitsamt die Liste mit polnischen Erntehelfern für diesen Bereich kommen lassen. Ein Blick darauf kann nicht schaden. Es kann ja durchaus sein, daß wir einen Treffer landen. Solange wir keinen klaren Anhaltspunkt haben, sollten wir jede Möglichkeit nutzen.«
Frank nickte nur.
»Wir sollten uns auch von den niederländischen Kollegen in der Provinz Limburg eine Liste mit ungeklärten Todesfällen schicken lassen. Vielleicht finden sich Gemeinsamkeiten. Ich kümmere mich drum. Und mal sehen, was unser geschätzter Computer in Sachen ungeklärte Frauenmorde sonst noch hergibt.«
Frank mochte es nicht glauben. Sein Kollege Ecki wollte aus freien Stücken Büroarbeit machen. »Was ist denn mit dir los? Du willst freiwillig Aktenberge abarbeiten? Bist du krank?«
»Nee, aber wenn ich dich hier erlebe, bin ich froh, wenn du draußen ermittelst. Dann kommst du vielleicht wieder auf andere Gedanken. Um noch einen draufzusetzen: ich werde mir von Schrievers auch die Angaben zu dem Baseballschläger besorgen. Vielleicht gibt es ja nicht so viele Exemplare davon. Und: was sagst du nun? Besser eine Info zuviel als gar keinen Anhaltspunkt in der Sache Heike van den Hövel.«
Frank war platt. Beinahe hätte er Ecki als Dank für seine freiwillige Aktenwühlerei eine zusätzliche Volksmusik-Einheit im Auto versprochen. Aber er konnte das Angebot gerade noch rechtzeitig herunterschlucken.
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