Der Lambertimord
riechen. Der Mann stank nach Bier und Zigaretten. Seine Augen funkelten ihn an.
»Immer schön brav sein, dann passiert dir auch nichts. Nun laß mal sehen, was du mir Schönes mitgebracht hast. Gib mir endlich den Koffer!« Jeden Satz begleitete er mit einem Stoß des Baseballschlägers. Er hatte offenbar Spaß gefunden an seinem erniedrigenden Spielchen mit dem hilflosen Boten Böskes’. »Und zieh den Mantel aus! Den brauchst du nicht mehr.«
Der Unbekannte entriß Vander den Werkzeugkoffer und stieß den völlig verängstigten Geschäftsmann von sich. »Los, ausziehen und hinknien!« brüllte ihn der Skinhead jetzt an.
Vander gehorchte wie in Trance. Nie hätte er sich vorstellen können, daß jemand ihn würde so erniedrigen können. Dafür mußte Böskes bluten. Das würde er sich teuer bezahlen lassen, das schwor sich Vander.
»Hast du nicht gehört, du Sau! Schneller! Ausziehen! Runter mit dem Mantel!« Die Befehle kamen bellend.
Vander hatte den Mantel noch nicht ganz ausgezogen, als ihn der Baseballschläger hart an der Schulter traf. »Habe ich nicht gesagt, schneller?«
Vander schrie auf und fiel auf die Knie. Die feuchte Kälte drang sofort durch den dünnen Hosenstoff. Vander zitterte vor Wut und Kälte.
Der Unbekannte schwang sich den schwarzen Mantel um die Schultern. Er sah aus wie einer der SS-Schergen, die als Todesengel an den Rampen der Vernichtungslager gestanden hatten. Der Mann drehte sich um und stellte den Koffer auf die Motorhaube seines alten Fords. Über die Schulter blaffte er in Richtung Vander: »Und du bleibst schön, wo du bist! Sonst küßt dich mein harter Freund nochmal.« Mit fahrigen Händen öffnete der Unbekannte den Koffer. »Sehr schön, aber nicht genug. Wo ist der Rest?«
Mit wutverzerrtem Gesicht drehte er sich um und schwang den Schläger in Richtung des am Boden kauernden Vander, der den Kopf tief zwischen die Schultern gezogen hatte.
»Böskes konnte auf die Schnelle nicht alles besorgen.« Der Baseballschläger kreiste über seinem Kopf, jede Sekunde würde ihn der Schlag treffen. Vander duckte sich noch tiefer. »Ich werde auch den Rest bringen.«
»Keine Kohle, keine Fotos. So einfach ist das.« Der Unbekannte zog Vander zu sich hoch. Wieder spürte er den schlechten Atem des Schergen.
»Hast du gehört? Keine Kohle, keine Fotos. Sag das deinem Freund. Ich laß mich nicht verarschen. Ein deutscher Mann läßt sich nicht verarschen. Nicht von so einem Arschloch. Ich will den Rest der Kohle spätestens in zwei Tagen. Sag ihm das. Sonst hat er schlechte Karten. Ganz schlechte Karten.«
Vander hatte seine verschmutzten und nassen Hände schützend vor seinen Kopf gehoben.
»Das nützt dir auch nichts, du kleiner Scheißer. Hast du mich verstanden?«
Vander nickte nur.
»Hat es dir die Sprache verschlagen? Hä? Wohl taub geworden vor Angst. Hast du mich verstanden?«
»Ja.«
»Wie heißt das?«
Vander spürte den Baseballschläger in seinem Magen. Er mußte fast kotzen.
»Jawohl, Herr Sturmbannführer.«
»Nur Sturmbannführer. Ich werde dich noch in die Spur bringen. Also?«
»Jawohl, Sturmbannführer.« Vander wand sich unter dem Griff des Mannes, der ihm nun den stinkenden Atem ganz ins Gesicht blies.
Der Mann ließ ihn los. Fast wäre Vander wieder auf den Boden gesunken. Der Unbekannte wischte sich seine Hand am Hosenbein ab und trat einen Schritt zurück. Seine Stimme änderte sich so plötzlich, als habe jemand einen Hebel umgelegt. »Ich bin ja kein Unmensch. Damit dein Freund sieht, daß sein Geld gut angelegt ist, habe ich auch eine kleine Aufmerksamkeit für ihn.« Er säuselte fast. Er ließ Vander einfach stehen und ging zum Wagen. Bevor er die Beifahrertür öffnete und sich hineinbeugte, lehnte er den Baseballschläger an den Kotflügel des stahlblauen Autos.
Er war auf den Angriff nicht vorbereitet. Es klang dumpf, als der Schläger schwer auf seinen Rücken schlug. Vor Schmerz brüllte er auf und zog den Kopf aus der offenen Tür. Als er sich umdrehte, traf ihn der Baseballschläger mit voller Wucht an der linken Schläfe. Seine Arme wollten den Kopf schützen. Im Gesicht des Angegriffenen war so etwas wie eine Mischung aus ungläubigem Staunen und Haß, als ihn der nächste Hieb traf, der ihn umwarf.
Vander riß es dabei fast die Arme aus, so hart hatte er den Schläger herumgerissen und zugeschlagen. Er zielte nun auf den ganzen massigen Körper vor ihm. Immer wieder schlug er auf den Skinhead ein, der nun in Vanders schwarzem
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