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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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gemeinsamen Touren immer für Freundschaft gehalten. Wie ein Hund war er ihm hinterhergelaufen. Selbst bei den Nutten im Puff hatte Böskes ihm zeigen wollen, daß er Vanders Freundschaft wollte und so manche Rechnung großzügig übernommen.
    Vander hatte dabei immer gewußt, daß er eines Tages Böskes ganz in der Hand haben würde. Irgendwann würde sich Dieter einmal so in seine Abhängigkeit begeben, daß er ewig auf ihn angewiesen sein würde. Dann bräuchte er sich um seine Firma keine Sorgen mehr zu machen, das wußte Vander. Und auch im Club würde er mit Böskes Hilfe seine Ziele künftig durchsetzen können. Vander war fest entschlossen, sich diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen. Der heutige Tag würde seinem weiteren Leben guttun. Die Aussicht darauf hatte ihn dazu verleitet, eine Flasche Champagner kaltzustellen. Außerdem hatte er sein ganz spezielles Telefonbüchlein durchforstet. Er wollte diese Nacht nicht alleine zu Ende bringen. Nach drei vergeblichen Anläufen hatte schließlich Ellen zugesagt. Sie war zwar überrascht gewesen, daß sich Vander nach so langer Zeit bei ihr gemeldet hatte, wollte aber gerne zu ihm kommen. Die dunkelhaarige Ellen war Anfang Vierzig und längst nicht seine erste Wahl, aber immerhin würde sie ohne viel Federlesen die Beine breit machen, da war er sich sicher.
    Vander trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad. Er hatte mit Böskes ausgemacht, daß er zuerst den Umschlag mit den Fotos entgegennehmen und dann das Geld übergeben würde. Der Erpresser würde erst später merken, daß er nicht die gesamte Summe bekommen hatte. Mehrfach hatte Böskes noch mit dem Unbekannten telefoniert, hatte versucht, ihm klarzumachen, daß er die 100.000 Euro nicht so schnell würde besorgen können. Erst als der Anrufer erneut mit einem ersten Foto im Internet gedroht hatte, hatte Böskes schließlich eingelenkt und die Übergabe vereinbart. Natürlich nur zum Schein, wie er Vander in seinem Büro erzählt hatte.
    Böskes war ziemlich aufgeregt gewesen. Er hatte sogar schon daran gedacht, die Polizei zu informieren und Christa alles zu beichten. Schlimmer hätte es für Vander nicht kommen können. Deshalb war er erleichtert gewesen, als er Böskes beruhigt und auf seinen Kurs gebracht hatte. Schließlich hatte er ihm klarmachen können, daß nichts würde schiefgehen können. Eine leichte Sache: hinfahren, Umschlag gegen Werkzeugkoffer tauschen, zurückfahren. Fast so einfach wie bei Pit-Stop: rein, rauf, runter, raus, hatte er mit einem Anflug von Sarkasmus gesagt. Sie hatten am Ende doch noch gelacht.
    50.000 Euro hatte Böskes zusammenkratzen können. Es sei nicht leicht gewesen, an das Geld zu kommen, ohne daß Christa davon erfahren würde, hatte er lamentiert. Aber er habe es dann doch noch hinbekommen. Na ja, ist mir egal, dachte Vander. Hauptsache, das Geld lag nun im Kofferraum. Immerhin hatte Vander auch noch seinen eigenen Plan.
    Vander versuchte, durch die Windschutzscheibe in der Dunkelheit etwas zu erkennen. So ganz geheuer war ihm die Umgebung aber dann doch nicht. Er kannte die Gegend zwar, aber er war immer nur tagsüber hier gewesen. Immer im Dezember, auf Einladung der Mönchengladbacher Brauerei Hannen, die in dem Waldstück bei Leuth jedes Jahr Kunden, Prominenz aus Politik und Verwaltung und andere wichtige bzw. weniger wichtige Zeitgenossen zum »Bäumchenschlagen« versammelte. Die Weihnachtsbäume waren dabei an diesen Tagen eher Nebensache. Der Termin war eher eine günstige Gelegenheit, um vor allem politische Geschäfte zu machen.
    Jetzt aber brannte kein Lagerfeuer, hingen keine Lichterketten in den Bäumen, waren keine Familien mit Sägen oder kleinen Beilen in den Schonungen rund um die große Lichtung unterwegs. Schon der Zufahrtsweg durch den Wald war stockdunkel gewesen. Nur das fahle Abblendlicht hatte sich an den Tannen vorbei getastet, die eng am Weg standen. Schatten waren beim Vorbeifahren plötzlich zurückgesprungen, die dann doch bloß schlanke Bäume gewesen waren, deren Stämme im Scheinwerferlicht stumm, nackt und kalt dastanden.
    Nicht, daß Vander Angst gehabt hätte. Dieses Gefühl hatte er nie gekannt, selbst als Kind nicht. Aber trotzdem beschlich ihn langsam eine Ahnung, daß er möglicherweise in der Falle sitzen könnte. So ganz allein, in einem fremden Auto, an einem Ort, der jetzt in diesen kalten Dezembernächten noch unwirtlicher wirkte als ohnehin schon. Klaus Vander rutschte unruhig auf dem Fahrersitz hin und

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