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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Mantel gehüllt regungslos und gekrümmt neben der offenen Autotür lag.
    Vander wußte nicht, wie lange und wie oft er zugeschlagen hatte. Er ließ ebenso plötzlich den Schläger sinken, wie er ihn mit einem Satz an sich gerissen hatte. Vor seinen Füßen war nur aufgewühlter Boden und Blut. Offenbar war der’Schädel des unbekannten Skinheads aufgebrochen. Mit einem Fuß schob er ein Bein des Mannes zur Seite, damit er an die offene Autotür gelangen konnte. Er beugte sich hinein, aber der Beifahrersitz war leer. Klaus Vander keuchte. Das durfte doch nicht wahr sein. In diesem Scheißauto mußten doch die Fotos sein. Vander durchwühlte das Handschuhfach. Außer ein paar Tankquittungen und einem Werbeflyer der Diskothek E-dry in Geldern war das Fach leer. In der Mittelkonsole lagen eine offene Tüte Kaugummi und ein paar Münzen. Vander winselte, ihm wurde fast schwarz vor Augen. Wo waren diese Scheißfotos? Er riß die hintere Tür auf, aber auch der Rücksitz war bis auf ein paar zerfledderte Autozeitungen leer.
    Er lehnte sich an den Ford. Ruhig, ganz ruhig, sagte Vander zu sich selbst und versuchte, wieder Herr seiner Sinne zu werden. Die Fotos werden schon irgendwo sein. Oder das Schwein hatte ihn ebenso linken wollen, wie auch Böskes seinen Erpresser hatte betrügen wollen. Vander versuchte, seinen Atem zu beruhigen. Er starrte ausdruckslos auf den regungslosen Körper vor ihm. Er fühlte kein Mitleid. Er fühlte überhaupt nichts. Das Schwein hatte ihn erniedrigt, das machte niemand mit einem Klaus Vander. Niemand. Er stand mehr als fünf Minuten regungslos da und versuchte, sich nur auf sein Atmen zu konzentrieren. Jetzt nur nicht die Nerven noch mehr verlieren, wiederholte er mit innerer Stimme gebetsmühlenartig diesen Satz immer wieder.
    Um ihn herum war der Wald genauso schwarz und undurchdringlich wie noch vor ein paar Minuten. Von irgendwo hörte er Flügelschlagen. Dünne Nebelschleier zogen um die Scheinwerfer. Vander fror. Abrupt drehte er sich um und durchsuchte noch einmal den Wagen, diesmal gründlicher und mit Erfolg. Unter dem Beifahrersitz ertasteten seine Finger einen Umschlag. Er zog ihn hervor, es war ein dünner brauner DIN-A5-Umschlag. Mit klammen Fingern riß er die Klebestelle auf und zog einen Farbabzug heraus. Er schüttelte den Umschlag, aber er war leer. Keine Diskette, keine Negative, keine weiteren Fotos. Das Schwein hatte sie wirklich reinlegen wollen.
    Vander hielt das Foto in das Licht der Autoscheinwerfer. Es war eine Aufnahme, die auf einer Waldlichtung gemacht worden sein mußte. Mitten auf dem Bild sah er ein Pärchen in eindeutiger Stellung. Von der Frau konnte er nur die gespreizten Beine sehen, die fast senkrecht in die Höhe standen. Von dem Mann war auf den ersten Blick nur das blasse, etwas unförmige Hinterteil zu erkennen. Erst bei näherem Betrachten konnte er das Gesicht des Mannes sehen, das zur Seite gewandt war, so als habe er im letzten Augenblick gemerkt, daß jemand auf den Auslöser einer Kamera gedrückt hatte. Kein Zweifel, es war Böskes. Und die blonden Haare der schlanken Frau konnten durchaus Heike gehören.
    Vander war seltsam erregt. Hastig steckte er das Foto in seine Jackentasche. Das Bild würde ihm sicher noch manchen Dienst erweisen. Er drehte sich um und suchte den Baseballschläger, den er bei der Suche nach den Fotos achtlos neben das Fahrzeug geworfen hatte. Er hob ihn auf und warf ihn auf den Rücksitz des Ford.
    Hastig zog er den Schlüssel vom Zündschloß und schloß den Kofferraum auf. Zwischen leeren Bierdosen, einer alten leeren Sporttasche, einer Decke, Werkzeug und einem Abschleppseil, fand er, was er suchte. Er hob den Benzinkanister hoch. Dem Gewicht nach mußte er voll sein. Vander fühlte Genugtuung.
    Mit weit von sich gestreckten Armen goß er den Inhalt des Kanisters über die Motorhaube und die Polster der Sitze. Den leeren Behälter warf er in den Fußraum des Ford. Seine Rippen schmerzten, als er den massigen Körper des Skinheads hochwuchtete und zum Auto zog. Er mußte mehrfach ansetzen und kam doch immer nur wenige Zentimeter voran. Der Mann war schwerer als vermutet.
    Naßgeschwitzt schob er schließlich die leblosen Beine des Mannes auf den Rücksitz. Sie verklemmten sich zwischen Bank und Beifahrersitz. Als Vander die Beine wegdrückte, meinte er, ein leichtes Stöhnen gehört zu haben. Mit beiden Händen faßte er den Türgriff und schlug die Wagentür zu.
    Er suchte in seinen Taschen nach einem Feuerzeug, bis

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