Der Lambertimord
PC. »Trotzdem werden wir Böllmann informieren.«
»Du glaubst doch nicht, daß du das Ding knacken kannst? Masuhr wird nicht so blöd sein und jeden an seine Daten lassen. Ohne Paßwort wirst du da nicht reinkommen.«
Frank starrte auf die Startseite. Natürlich war der PC mit einem Paßwort geschützt. »Du hast recht. Sag’ mal was, irgendwas mit Nazi, Goebbels, Hitler, oder so.«
»Versuch’s mal mit SS.«
»Geht nicht.«
»Dann: Wehrmacht, Eva Braun, Sturmbannführer, Heydrich, Gestapo, Großdeutsches Reich, Endlösung.«
»Nicht so schnell.« Frank probierte die Namen und Begriffe durch. »Nee, nichts paßt. Das Paßwort muß anders heißen.«
»Aber vielleicht geht hier was.« Ecki kam mit einem aufgeschlagenen Ordner an den Schreibtisch. »Hier sind Fotos. Vielleicht ein Familienalbum, lauter besoffene Typen mit dicken Bäuchen und Tarnhosen.«
Frank nahm Ecki den Ordner aus der Hand. »Laß’ mal sehen.«
»Mann, als wenn ich nicht selbst gucken könnte.«
»Reg’ dich ab, da hinten sind noch mehr Ordner.« Frank blätterte durch die Fotoseiten. Die Aufnahmen waren sauber aufgeklebt, mit Datumsangaben beschriftet, und ähnelten sich. Sie zeigten Männer, die in Gruppen auf einer Lichtung um ein großes Lagerfeuer standen und dabei Bier tranken. Den Gesten nach zu urteilen, waren sie zum Zeitpunkt der Aufnahmen schon ziemlich betrunken. Auf anderen Fotos waren kleine Grüppchen zu sehen, die Gefechtsübungen abzuhalten schienen. Zumindest lagen sie entweder in irgendwelchen Erdlöchern und beobachteten einen imaginären Feind, robbten unter Stacheldraht, oder sie waren beim Marschieren abgelichtet worden. Die Qualität der Aufnahmen war alles andere als gut. Vermutlich war der Fotograf selbst nicht mehr ganz nüchtern gewesen. Viele Einstellungen waren unscharf oder verwackelt. Frank schlug den Ordner zu und drehte sich zu Ecki um. »Hast du noch mehr Ordner mit Fotos gefunden?«
Ecki hatte zwei Ordner auf den Boden gelegt und blätterte hastig im dritten. »Du glaubst es nicht!«
»Watt is, haste wieder nackte Frauen entdeckt?«
Ecki sah Frank mit offenem Mund baff an. »Woher weißt du das?«
Frank stand auf und sah Ecki über die Schulter. »Na, dann laß’ mal sehen, welche braunen Schönheiten Masuhr in seinem Ordner hat.«
Die Fotos waren genauso unscharf und falsch belichtet wie die Fotos, die Frank gerade durchgesehen hatte. Nur mit dem Unterschied, daß diesmal Frauen zu sehen waren. Meist jüngere Frauen mit nacktem Oberkörper, die stehend in Tarnhosen posierten, oder unbeholfen versuchten, sich lasziv auf dem Boden vor einem Zelt zu räkeln. Ihre langen Haare hatten sie brav zu dicken Zöpfen geflochten.
Frank griff Ecki über die Schultern und wollte den Ordner zuschlagen. »Wie BDM-Mädchen, nur nicht so züchtig. Müssen ja nette Treffen im Wald gewesen sein. Nimm die Ordner mit, und laß’ sie von Beuke auswerten. Er wird bestimmt etwas damit anfangen können.«
»Das wird nicht nötig sein.« Ecki hielt Franks Hand fest und deutete auf eines der Fotos.
Frank mochte nicht glauben, was er sah: Heike van den Hövel, halbnackt, eine Tarnhose tief auf die Hüften geschoben, das weiße T-Shirt über die Brüste gezogen, lachend im Arm eines jungen Mannes, der dem Fotograf mit einer Bierdose zuprostete. Kein Zweifel, die junge Frau war die tote Heike van den Hövel. Die blonden Haare, das Lachen, halb hinter einer Hand versteckt, das alles kannte Frank von Fotos, die er bei dem alten van den Hövel im Büro gesehen hatte. Die lebende Heike hatte so gar nichts von der Toten, die er vom Tatort kannte, und von den Fotos, die der Obduzent gemacht hatte.
»Jetzt bin ich platt.« Frank nahm den Ordner mit zum Schreibtisch und setzte sich. Er sah auf das Datum unter dem Foto: 18. Juli. Heike van den Hövel hatte da noch knapp vier Monate zu leben. »Ecki, sieh’ die anderen Ordner durch, vielleicht gibt es noch mehr Aufnahmen. Ich faß’ es immer noch nicht. Heike van den Hövel bei Nazi-Spielchen im Wald.«
»Vielleicht ist der Typ neben ihr Markus Jansen.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das muß Beuke uns sagen können. Komm, pack’ die Ordner zusammen, wir nehmen sie mit zum Präsidium.« Frank stand auf und nahm den Ordner mit den Fotos von Heike in die Hand. An der Tür blieb er stehen und wartete ungeduldig auf Ecki, der dabei war, die restlichen Ordner nach Fotos abzusuchen, auf der Heike zu sehen sein könnte.
»Nee, ist nur dieser eine Ordner mit Fotos. In
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