Der Lambertimord
den anderen ist nur Schriftkram oder Prospektmaterial von Computern, Waffen oder Adressen von Militariahändlern in der Schweiz.«
Frank wurde noch unruhiger. Sie schienen endlich eine Spur gefunden zu haben, und Ecki trödelte noch herum. »Komm’, das kann sich der Erkennungsdienst ansehen. Mach’ den PC aus und laß’ uns fahren.«
Auf dem Weg nach Mönchengladbach saßen die beiden Ermittler im Auto zunächst schweigend nebeneinander. Frank fuhr vergleichsweise langsam. Das tat er immer, wenn er in Gedanken versunken war und sich konzentrierte.
Angenommen, dachte Frank, angenommen, der Mann neben Heike war Markus Jansen: Was hatte der mit den Neonazis zu tun? Jedenfalls schien er dazuzugehören, wenn man von der Tatsache ausging, daß er auf dem Foto Tarnhosen, Springerstiefel und ein dunkelgrünes T-Shirt trug. Wenn sich sein Verdacht bestätigte, konnte das Foto, das sie vor wenigen Minuten im Schrank von Masuhr gefunden hatten, ihre bisherige Arbeit total auf den Kopf stellen und sämtliche Gedankengebäude zu den verschiedenen Tattheorien über den Haufen werfen.
Frank wurde zunehmend unruhiger. Dann gab es vielleicht einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden? Womöglich hatte die Presse bei ihren Vermutungerl und wilden Spekulationen der vergangenen Tage und Wochen, ohne es zu wissen, in die richtige Richtung gezielt. Hatten die blinden Hühner ein Korn gefunden, und sie waren die ganze Zeit von falschen Annahmen ausgegangen? Waren sie am Ende die Blinden?
»Was denkst du?« Ecki sah Frank fragend an.
»Ich muß mich erst noch sortieren. Das macht alles noch keinen Sinn.«
»Für mich schon. Ich habe so meine Vermutungen.« Ecki sah angespannt aus. Wie immer war er ganz versessen darauf, seine Version loszuwerden. Er war in diesen Fällen wie ein kleines Kind. Er konnte es einfach nicht abwarten.
»Dann laß’ mal hören. Du läßt mir ja doch keine Ruhe.«
Ecki setzte sich im Sitz des MGB aufrecht, soweit das in dem niedrigen Sportwagen überhaupt möglich war, und sah beim Sprechen auf die Autobahn, als würden ihm seine Gedanken über den Asphalt entgegenfliegen. »Ich denke, daß Jansen und Masuhr in der gleichen Gruppe aktiv waren.«
»Kampfgruppe 20. Juli ’44.«
Ecki sah Frank fragend an.
»Nicht so wichtig. So heißt die Truppe biersaufender Machos, wenn sie es denn sind. Ich erzähl’ dir nachher, was Beuke mir über diese Vereinigung erzählt hat. Wenn die beiden miteinander zu tun hatten. Ich betone: wenn. Aber laß’ dich nicht stören, mach’ einfach weiter mit deinen Überlegungen. Ich bin ganz Ohr.«
»Also, ich denke, daß die beiden befreundet waren. Irgendwann ist Heike dazugestoßen. Vielleicht sind die Morde an Heike und an Masuhr tatsächlich Beziehungstaten. Masuhr hat Heike dem Jansen ausgespannt. Und Markus Jansen hat sich fürchterlich gerächt. Er hat zuerst Heike erschlagen und dann Masuhr. Beide Male hat er mit einem Baseballschläger zugelangt. Um Spuren zu verwischen, hat er dann noch das Auto von Masuhr angezündet.« Ecki sah Frank erwartungsvoll an.
»Angenommen, du hast recht. Warum legt er dann die tote Heike vor dem Lambertiturm ab? Und warum nimmt er nicht das Handy mit? Er muß doch damit rechnen, daß man es bei der Toten findet?« Frank war noch nicht so ganz von Eckis Theorie überzeugt.
Ecki ließ nicht locker. »Vermutlich hat er, besser gesagt, hat der Mörder es übersehen. Vielleicht war das Ablegen vor dem Turm eine Panikreaktion, oder er wollte bewußt eine falsche Spur legen?« Ecki zog die Stirn noch mehr in Falten. »Vielleicht hat er …«
Frank unterbrach ihn. »Und warum bringt er erst Heike um und dann viel später Masuhr?«
»Ich vermute, daß Masuhr nicht geahnt hat, wer Heike umgebracht hat. In den Zeitungen hat jedenfalls nichts über einen möglichen Täter gestanden, nur Spekulationen und halbgare Theorien der Journalisten. Und gibt es nicht einen Ehrenkodex in solchen Neonazi-Zirkeln? Daß er, Masuhr, gar nicht auf die Idee gekommen ist, daß er seinen Mörder kennt?«
»Da ist was dran.« Frank wollte diese Möglichkeit nicht ausschließen. »Je mehr ich darüber nachdenke, um so einleuchtender wird mir deine Theorie. Wir sollten nachher schleunigst Böllmann aufsuchen. Und wir müssen die Fahndung nach Markus Jansen rausgeben. Außerdem müssen wir auf jeden Fall van den Hövel nach Jansen fragen. Vielleicht kennt er ihn doch.«
»Mensch, paß’ auf!«
Frank bremste so stark, daß Ecki sich am Armaturenbrett
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