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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Arme.
    Ecki hatte die Nachfrage nach seinen Erfahrungen mit einem Russenpuff überhört. Während er die Tischschublade aufzog und gleich wieder zumachte, mußte er weiter an den toten Masuhr denken und rief Frank hinterher, der schon auf der Treppe mit der abgelaufenen und fleckigen Auslegeware auf dem kurzen Weg ins Obergeschoß war. »Möchte wissen, ob der auch mal sauber gemacht hat. Wohin du auch packst, alles klebt. Ich spür’ das sogar durch die Gummihandschuhe. Echt ekelhaft. Hier scheint nichts zu sein. Außer Dreck und Abfall. Die Bude ist auf jeden Fall eine echte Herausforderung für die Müllabfuhr.«
    Im Obergeschoß waren zwei Zimmer leer, ihre Türen hatten sich in den vergangenen Jahren verzogen und ließen sich nur mit Mühe und ruckweise öffnen. Als Frank das dritte und größte Zimmer neben dem schmuddeligen Badezimmer öffnete und das Licht einschaltete, pfiff er durch die Zähne. Der Raum war als einziger im ganzen Haus penibel aufgeräumt. Als er den Raum betrat, verschlug es ihm der Atem. Es roch penetrant nach Gummi. Über seinem Kopf hing eines dieser gefleckten Tarnnetze von der Decke. Mit drei langen Schritten war er am Fenster, zog die Rolläden hoch und öffnete das Fenster. Obwohl sie sich noch nicht lange in dem alten, miefenden Haus aufhielten, war die einströmende Kälte eine Wohltat nach der übelriechenden Luft, die in den Räumen wie Blei zu stehen schien.
    »Ecki, komm’ mal hoch.«
    Ecki war schon auf dem Weg und blieb auf der Türschwelle stehen. »Alle Achtung. Das nenne ich Ordnung.«
    Neben dem Fenster stand ein hochmoderner Flachbildschirm auf einem Schreibtisch, der bis auf die schnurlose Tastatur und die schnurlose Maus leergeräumt war. Der Rechner stand rechts neben dem Schreibtisch auf dem Boden. An den Wänden hingen, fein säuberlich aufgereiht, große gerahmte Poster mit Nachdrucken von Nazipropaganda. Es waren mehrere Bilder, die immer das gleiche Thema hatten: hochgewachsene Soldaten, die in Kampfmontur, den Karabiner oder die Maschinenpistole in der Hand, stolz in die imaginäre Ferne sahen.
    An einer Wand hing die Reichskriegsflagge. Auf einem hohen Sockel war eine Hitlerbüste montiert. Neben der Tür standen in einem Regal dicht gedrängt zahlreiche Bücher mit einschlägigen Titeln. Ecki sah an den Reihen entlang, die exakt an einer imaginären Linie entlang ausgerichtet waren, und zog eines der zum Teil alten, zum Teil neuen Bücher willkürlich heraus. Ecki hielt das Buch schräg, um den Titel lesen zu können: »Die Judenlüge.« Ecki blätterte kurz in dem dicken Buch, um es dann kopfschüttelnd wieder zurückzustellen. Dabei rückte er den Buchrücken so lange zurecht, bis er wieder genau in der Flucht stand. »So ein Quatsch. Wie kann man ernsthaft bezweifeln, daß sechs Millionen Juden umgebracht wurden? Daß in Auschwitz und anderswo die Öfen brannten?«
    Frank sah ihn kurz an. »Ich bin davon überzeugt, daß es von diesen Spinnern mehr gibt, als wir beide ahnen. Ich fürchte, daß es genug Dumpfe gibt, die nichts kapiert haben oder verstehen wollen.«
    Ecki öffnete einen schmalen Schrank, der neben der Tür stand. Im oberen Teil fand er mehrere sauber beschriftete Aktenordner. In den Fächern darunter standen Karteikästen, und auf dem untersten Regal drängte sich noch eine Reihe mit Aktenordnern. »Scheint ein Büro zu sein.« Ecki zog die Kästen auf. Er fand Karteikarten, die mit Namen und Zahlenkombinationen beschrieben waren. Nicht ein Name, an dem er beim ersten schnellen Durchblättern hängen blieb. »Bin gespannt, was die Kollegen damit anfangen können.«
    »Ich habe das unbestimmte Gefühl, daß Masuhr mehr war als nur ein einfältiger Schläger, der für andere die Drecksarbeit macht. Und ich glaube nicht, daß Beuke das alles hier schon gesehen hat. Und so aufgeräumt, wie das hier aussieht, könnte es glatt so etwas wie das Gehirn oder die Schaltzentrale einer Organisation sein. Vielleicht wurden hier bei den Treffen, die der Nachbar erwähnt hat, nicht nur Bierdosen und Pizzakartons leergemacht. Vielleicht liefen hier Fäden zusammen, von denen wir noch nichts wissen. Auf jeden Fall sollten wir Staatsanwalt Böllmann informieren und die Sachen schnellstens ins Präsidium bringen lassen. Verstehe gar nicht, daß Beuke nicht schon längst den Laden hier dichtgemacht hat.«
    »Vielleicht ist ja gar nichts da, was man dichtmachen könnte. Ist vielleicht alles halb so wild.«
    Frank setzte sich an den Schreibtisch und startete den

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