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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Federbusch mehr da! Ihr könnt euch wohl denken, daß Napoleon sich verpflichtet hatte, sein Geheimnis für sich zu behalten. Darum fielen alle, die ihn begleiteten, selbst seine besonderen Freunde, wie die Nüsse: Duroc, Bessières, Lannes, alles Männer, die stark waren wie Stahlstangen, und die er zu seinem Gebrauche goß. Der Beweis endlich, daß er das Kind Gottes war, dazu geschaffen, der Vater der Soldaten zu sein, ist, daß man ihn niemals als Leutnant oder Hauptmann gesehen hat! Ja gewiß, sondern gleich als Anführer. Er sah aus, als ob er ein Vierundzwanzigjähriger wäre, als er ein alter General war seit der Einnahme von Toulon, wo er damit anfing, den anderen zu zeigen, daß sie mit Kanonen nicht umzugehen wüßten.
    Damals wird er als ganz mageres Männchen unser kommandierender General bei der italienischen Armee, der es an Brot, Munition, Stiefeln und Uniformen fehlte, einer armen Armee, die nackt war wie ein Wurm.
    ›Meine Freunde,‹ sagte er, ›da wären wir beisammen! Nun prägt eurem Kürbis ein, daß ihr heute in vierzehn Tagen Sieger und neugekleidet seid, daß ihr alle Mäntel, gute Gamaschen, tadellose Stiefel habt; doch, liebe Kinder, es heißt marschieren und sie in Mailand holen, wo's welche gibt.'
    Und wir marschierten los. Der platt wie eine Wanze gequetschte Franzose richtet sich wieder auf. Wir waren dreißigtausend Habenichtse gegen achtzigtausend österreichische Eisenfresser, alles schöne, wohlausgerüstete Männer, die ich noch vor mir sehe. Napoleon nun, der nur erst Bonaparte war, bläst uns, ich weiß nicht was, in den Bauch: und man marschiert nachts, man marschiert tagsüber, man haut sie bei Montenotte, man läuft und verwamst sie bei Rivoli, Lodi, Arcole, Millesimo und läßt sie nicht los. Der Soldat findet Geschmack daran, Sieger zu sein. Napoleon schließt euch denn diese österreichischen Generäle ein, die nicht wußten, wo sie sich hinverkriechen sollten, um's bequem zu haben, verprügelt sie tüchtig, stibitzt ihnen manchmal zehntausend Mann auf einen Hieb, indem er sie mit fünfzehnhundert Franzosen umzingelt, die er auf seine Weise aus dem Boden schießen ließ. Endlich nimmt er ihnen ihre Kanonen, Lebensmittel, ihr Geld, ihre Munition, alles Gute, was sie zum Abnehmen hatten, wirft sie zu Wasser, schlägt sie in den Bergen, beißt sie in der Luft, verschlingt sie auf der Erde und verwichst sie überall. Da kriegten die Truppen wieder Federn, weil der Kaiser, müßt ihr wissen, der auch ein kluger Mann war, sich die Einwohner kommen ließ und ihnen erklärte, daß er da wäre, um sie zu befreien. Da nun herbergten die Zivilisten uns und verhätschelten uns, und die Frauen auch, die sehr gescheite Weiber waren. Am Ende, im Ventôse 96, was zu der Zeit der heutige Märzmonat war, hatten wir uns in eine Ecke des Murmeltierlandes zurückgezogen, aber nach dem Feldzuge, da waren wir Herren von Italien, wie Napoleon es vorausgesagt hatte. Und im folgenden Märzmonde, in einem einzigen Jahre und in zwei Feldzügen bringt er uns vor Wien: alles war verprügelt. Drei verschiedene Armeen hatten wir hintereinander aufgefressen, und vier österreichische Generäle getötet, darunter einen, der weiße Haare, und der zu Mantua wie eine Ratte in den Strohsäcken geschwitzt hatte. Die Könige baten kniend um Gnade! Der Frieden war erstritten. Hätte ein Mensch das tun können? Nein. Gott half ihm, das ist mal sicher. Er teilte und teilte sich wie die fünf Brote des Evangeliums, befehligte tagsüber die Schlacht, bereitete sie nachts vor, daß die Schildwachen ihn immer kommen und gehen sahen, und schlief nicht und aß nicht. Damals, als der Soldat solche Wunder sah, nahm er ihn dir zum Vater an. Und vorwärts!
    Die anderen in Paris sahen das und sagten:
    ›Das ist ein Pilger, der seine Parole im Himmel zu empfangen scheint, er ist bedenklich kapabel, die Hand auf Frankreich zu legen, man muß ihn auf Asien oder Amerika loslassen, vielleicht wird er sich damit zufrieden geben!'
    Das stand für ihn wie für Jesus Christus geschrieben! Tatsache ist, daß man ihm Befehl gibt, in Aegypten Schildwache zu stehen. Da ist seine Aehnlichkeit mit Gottes Sohne. Das ist nicht alles. Er versammelt seine besten Kerle, die er besonders wütig gemacht hat, und sagt etwa folgendes zu ihnen:
    ›Meine Freunde, für den Augenblick gibt man uns Aegypten zu kauen. Wir wollen es aber im Handumdrehen hinterschlucken, wie wir es mit Italien gemacht haben. Die einfachen Soldaten werden Fürsten sein,

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