Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
Meer nach Asien führen, in Länder, wo es nur Diamanten und Gold gibt, um den Soldaten die Löhnung zu zahlen, und Paläste als Etappen, als der Mody sich mit der Pest zusammentut und sie uns schickt, um unsere Siege zu unterbrechen. Halt! Da nun zieht alle Welt auf jene Parade, von der man nicht wieder zurückkommt... Der sterbende Soldat kann dir Akkon nicht nehmen, in welches man dreimal mit einem hochherzigen und kriegerischen Starrsinn eingedrungen ist. Doch die Pest war stärker: mit der konnte man nicht gut Freund sein. Alles war sehr krank. Napoleon allein war frisch wie eine Rose, und die ganze Armee hat ihn die Pest trinken sehen, ohne daß es ihm irgend etwas angehabt hat. Ja, liebe Freunde, glaubt ihr, daß das mit rechten Dingen zuging?
    Da die Mamelucken wußten, daß wir alle in den Ambulanzen waren, wollten sie uns den Weg versperren; doch bei Napoleon war mit solchen Späßchen nichts zu machen. Er sagt also zu seinen Teufelskerlen, zu denen, die dickeres Leder hatten als die anderen:
    ›Geht und macht mir den Weg sauber!‹ Junot, der ein Haudegen erster Güte und sein wirklicher Freund war, nimmt nur tausend Leute und hat sofort die Armee eines Paschas geschlagen, der so anmaßend war, sich ihm in den Weg zu stellen. Dann kehren wir nach Kairo in unser Hauptquartier zurück ... Eine andere Geschichte. Als Napoleon nicht da war, hatte Frankreich sich das Temperament durch die Pariser Leute zerstören lassen, die den Sold der Truppen, ihr Leinenzeug, ihre Kleider behielten und sie vor Hunger verrecken ließen, und wollten, daß sie dem Erdkreise geböten, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Das waren Dummköpfe, die sich damit vergnügten, zu schwätzen anstatt mit Hand ans Werk zu legen. Unsere Heere waren also geschlagen, Frankreichs Grenzen standen offen: der Mann war nicht mehr da. Seht ihr, ich sage der Mann , weil man ihn so genannt hat, aber das war eine Dummheit; denn er hatte einen Stern und alle seine Besonderheiten: wir andern, wir waren Männer! Er hört die Geschichte aus Frankreich nach seiner berühmten Schlacht bei Aboukir, wo er, ohne mehr als dreihundert Mann zu verlieren, und mit einer einzigen Division die große fünfundzwanzigtausend Mann starke Armee der Türken besiegt und mehr als die größere Hälfte ins Meer getrieben hat; jawohl! Das war sein letzter Donnerschlag in Aegypten. Als er alles da unten verloren sah, sagte er sich:
    ›Ich bin Frankreichs Retter, ich weiß es, ich muß hin.'
    Doch begreift ihr wohl, daß die Armee nichts von seiner Abreise gewußt hat; sonst würde man ihn mit Gewalt dabehalten haben, um ihn zum Kaiser des Orients zu machen. So sind wir denn alle traurig, als wir ohne ihn sind, weil er unsere Freude war. Er überläßt seinen Oberbefehl Kleber, einem großen Frechdachs, der aus der Garde hochgekommen ist und der von einem Aegypter ermordet wurde; den hat man sterben lassen, indem man ihm ein Bajonett in den Hintern stieß, auf welche Weise man dortzulande die Leute guillotiniert. Doch dabei hat man so viel auszuhalten, daß ein Soldat Mitleid mit dem Verurteilten gehabt und ihm seine Kürbisflasche hingehalten hat; und sobald der Aegypter das Wasser getrunken, hat er die Augen mit unsäglichem Vergnügen verdreht. Doch wir wollen uns nicht mit dieser Bagatelle unterhalten. Napoleon setzt den Fuß in eine Nußschale, ein kleines Schiff, absolut ein Nichts, das Fortuna hieß, und im Handumdrehen schifft er trotz England, das ihn mit Linienschiffen, Fregatten und allem, was segelt, blockierte, nach Frankreich; denn er hat immer die Gabe besessen, mit einem Schritt über die Meere zu kommen. War das natürlich? Bah. Sobald er in Fréjus ist, hat er die Beine auch schon in Paris. Dort betet ihn alles an, er aber ruft die Regierung zusammen.
    ›Was habt ihr mit meinen Kindern, den Soldaten, gemacht?‹ sagt er zu den Advokaten, ›ihr seid ein Haufen Tröpfe, pfeift auf die Welt und macht euren Kohl mit Frankreich fett. Das ist nicht recht, und ich spreche für alle Welt, die nicht zufrieden ist.‹
    Da nun wollen sie schwatzen und ihn töten; aber warte nur! Er sperrt sie in ihre Schwatzkaserne ein, läßt sie durch die Fenster springen und regimentiert sie in sein Gefolge ein, wo sie stumm wie die Fische und geschmeidig wie Tabaksbeutel werden. Nach diesem Streiche wird er Konsul; und da er doch wirklich an dem höchsten Wesen nicht zweifeln konnte, erfüllt er dann sein Versprechen dem lieben Gott gegenüber, der ihm so genau Wort hielt; gibt

Weitere Kostenlose Bücher