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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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die ihre eigenen Ländereien besitzen sollen. Vorwärts!'
    ›Vorwärts, Kinder!‹ sagen die Sergeanten.
    Und man kommt in Toulon an, dem Abfahrtshafen nach Aegypten. Damals hatten die Engländer alle ihre Schiffe auf See. Als wir uns aber einschifften, sagte Napoleon zu uns:
    ›Sie werden uns nicht sehen; und es ist gut, daß ihr von jetzt ab wißt, daß euer General einen Stern am Himmel besitzt, der uns leitet und schirmt!'
    Wie gesagt, so getan. Auf der Ueberfahrt nahmen wir Malta, wie eine Orange, um seinen Siegesdurst zu stillen; denn er war ein Mensch, der nicht sein konnte, ohne etwas zu tun. Wir sind also in Aegypten. Schön. Dort eine andere Weisung. Die Aegypter, wißt ihr, sind Menschen, die, seit die Welt Welt ist, gewöhnt sind, Riesen zu Herrschern und Heere, zahlreich wie Ameisen zu haben, weil es ein Land der bösen Geister und Krokodile ist, wo man Pyramiden, groß wie unsere Berge, gebaut hat, unter die sie den Einfall gehabt haben, ihre Könige zu begraben, um sie frisch zu bewahren: etwas, das ihnen überhaupt gefällt. Beim Ausschiffen sagte dann der kleine Korporal zu uns:
    ›Liebe Kinder, die Länder, die ihr erobern sollt, hängen einem Haufen Götter an, die man respektieren muß, weil der Franzose aller Welt Freund sein und die Leute schlagen soll, ohne sie zu placken. Rammt euch vor allem in den Dötz ein, nichts anzurühren: weil ihr nachher alles haben werdet! Und nun marsch!'
    Alles geht gut. Alle die Leute aber, denen Napoleon unter dem Namen Kebir Bonabardis, ein Wort ihrer Sprache, das soviel wie Sultan Feuerbrand heißt, geweissagt worden war, haben eine Teufelsangst vor ihm. Der Großtürke, Asien und Afrika nehmen nun ihre Zuflucht zur Zauberei und schicken uns einen Geist, namens Mody, von dem vermutet wurde, daß er vom Himmel herabgestiegen sei auf einem Schimmel, der wie sein Herr kugelsicher war, und die alle beide von der Luft der Zeit lebten. Es gibt welche, die ihn gesehen haben, ich aber habe keine Gründe, die euch das beweisen könnten. Die Mächte Arabiens und die Mamelucken wollten ihre Komißsoldaten glauben machen, daß der Mody imstande sei, sie vor dem Schlachtentode zu bewahren, unter dem Vorwande, er sei ein Engel, ausgesandt, Napoleon zu bekämpfen und ihm Salomos Siegel abzunehmen, eines ihrer Zaubermittel, das ihnen nach ihrer Behauptung von unserem General gestohlen worden war. Ihr begreift, daß man ihnen trotzdem die Zunge herausgestreckt hat.
    Ja, nun sagt mir, wo hatten sie etwas von Napoleons Pakt erfahren können? Ging das mit rechten Dingen zu? In ihrem Gemüte galt es für sicher, daß er den Geistern gehörte und sich mit einem Wimperzucken von einem Ort zum anderen begebe, wie ein Vogel. Tatsache ist, daß er überall war. Endlich, daß er ihnen eine Königin entführt hatte, schön wie der Tag, für die er alle seine Schätze und taubeneiergroße Diamanten geboten hatte; einen Handel, den der Mameluck, dem sie gehörte, obwohl er ihrer andere besaß, glatt abgeschlagen hatte. Unter solchen Umständen konnten die Angelegenheiten nur durch viele Kämpfe erledigt werden. Und daran fehlte es denn auch nicht; denn es hat Hiebe für jedermann gegeben. Wir haben uns damals in Schlachtordnung gestellt bei Alexandrien, bei Gizeh und unter den Pyramiden. Man mußte in der Sonne und im Sande marschieren, wo die Leute, die an Halluzinationen litten, Wasser sahen, das man nicht trinken konnte, und Schatten, bei dem man schwitzt. Doch nach unserer Gewohnheit verspeisten wir den Mamelucken, und alles beugte sich vor Napoleons Stimme, der sich des oberen und unteren Aegyptens und schließlich Arabiens bis zu den Hauptstädten der Königreiche bemächtigte, die nicht mehr vorhanden sind, und wo es Tausende von Statuen, die fünfhundert Teufel der Natur, und dann – eine Besonderheit – eine unendliche Menge Eidechsen gab, ein donnermäßiges Land, wo jeder seine Arpents Land, sofern er nur irgend mochte, haben konnte. Während er sich mit seinen Angelegenheiten im Innern beschäftigt, wo er die Idee hatte, großartige Sachen zu machen, verbrannten ihm die Engländer seine Flotte in der Schlacht bei Aboukir; denn sie wußten nicht, was sie aushecken sollten, um uns in die Suppe zu spucken. Napoleon aber, der die Schätzung des Orients und Okzidents besaß, den der Papst seinen Sohn und der Vetter Mohammeds seinen lieben Vater nannte, will sich an England rächen und ihm Indien nehmen, um sich für seine Flotte zu entschädigen. Er wollte uns über das Rote

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