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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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zu«, drang Dirk von neuem auf ihn ein.
    Dirk hatte das Gefühl, er komme allmählich ernstlich in Gefahr, in der Situation die Oberhand zu verlieren. Es war nicht nur so, daß die Aufmerksamkeit des Jungen auf den Fernseher gerichtet war, sondern es schien nichts anderes für ihn auch nur irgendeine Bedeutung oder selbständige Existenz zu besitzen. Dirk war lediglich ein nichtssagender Gegenstand, der ihm das Fernsehbild verdeckte. Der Junge schien ihm nicht böse zu sein, er wollte nur an ihm vorbeisehen.
    »Hör zu, können wir das Ding mal für 'n Moment abdrehen?« sagte Dirk und versuchte, sich nicht gereizt anzuhören.
    Der Junge reagierte nicht. Vielleicht eine kleine Verspannung der Schultern, vielleicht ein Achselzucken. Dirk drehte sich um und wußte nicht, welchen Knopf er drücken sollte, um den Fernseher auszumachen. Das ganze Bedienungsfeld schien dem einzigen Zweck zu dienen, das Ding laufen zu lassen - es gab keinen einzigen Knopf, an dem »Ein« oder »Aus« stand. Deshalb zog Dirk einfach das Kabel aus der Steckdose in der Wand und drehte sich wieder zu dem Jungen um, der ihm das Nasenbein brach.
    Dirk fühlte, wie von dem schrecklichen Stoß der Stirn des Jungen seine Nasenscheidewand knirschte, während sie beide heftig rückwärts gegen den Apparat kippten, aber das Geräusch des brechenden Knochens und der Lärm seines eigenen Schmerzensschreis, als der Knochen brach, wurden vollkommen überdeckt von dem heulenden Wutgeschrei, das aus der Kehle des Jungen drang. Dirk fuchtelte hilflos mit den Armen, um sich vor dem wütenden Ansturm zu schützen, aber der Junge war über ihm, bohrte ihm den Ellbogen ins Auge, und die Knie trommelten erst gegen seinen Brustkasten, dann gegen sein Kinn und schließlich gegen Dirks bereits schwer mitgenommene Nase, während er über ihn wegkroch, um den Stecker des Fernsehers wieder in die Dose zu stöpseln. Danach lehnte er sich bequem in seinen Sessel zurück und beobachtete mit übellaunigem, unstetem Blick, wie das Fernsehbild zurückkehrte.
    »Sie hätten wenigstens bis zu den Nachrichten warten können«, sagte er mit dumpfer Stimme.
    Dirk glotzte ihn an. Er hockte am Boden, hielt behutsam seine blutende Nase in den Händen und starrte auf das widerlich gleichgültige Wesen.
    »Whhfff... fffnnn ... nnggh!« protestierte er, und dann gab er sich erst einmal geschlagen, während er seine Nase auf Schäden untersuchte.
    Da war ganz deutlich etwas Wabbeliges, das ihm abscheulich zwischen den Fingern herumglipschte, und das Ganze schien plötzlich eine schrecklich fremde Form zu haben. Er fischte ein Taschentuch aus seiner Tasche und hielt es sich gegen das Gesicht. Das Blut drang glatt hindurch. Er kam taumelnd auf die Beine, wischte nicht vorhandene Hilfsangebote beiseite und stampfte aus dem Raum in das winzige Badezimmer. Dort riß er den Gummischlauch wütend von dem Wasserhahn, fand ein Handtuch, ließ kaltes Wasser darauf laufen und hielt es sich ein, zwei Minuten vors Gesicht, bis der Blutstrom allmählich zu einem Tröpfeln verebbte und schließlich versiegte. Er starrte sich in dem Spiegel an. Seine Nase neigte sich eindeutig in einem etwas kecken Winkel zur Seite. Er versuchte sie mutig zurechtzubiegen, aber nicht mutig genug. Sie tat scheußlich weh, und so beschränkte er sich darauf, sie noch ein bißchen mit dem nassen Handtuch zu betupfen und leise zu fluchen.
    Dann blieb er da noch einige Sekunden stehen, lehnte sich gegen das Waschbecken, atmete heftig und übte, grimmig »Na schön!« in den Spiegel zu sagen. Es kam als »Nang föhn!« raus und ließ jede wahre Autorität vermissen. Als er sich genügend gestärkt fühlte, das heißt wenigstens soweit gestärkt, wie er das in unmittelbarer Zukunft zu fühlen erwarten konnte, drehte er sich um und stakste grimmig zurück in die Höhle des Raubtiers.
    Das Raubtier saß seelenruhig da und nahm die Vorankündigung von irgendeiner der aufregenden und anregenden Spielshows in sich auf, die der Abend für den furchtlosen Zuschauer bereithielt, und blickte nicht hoch, als Dirk zurückkam.
    Dirk ging entschlossen hinüber zum Fenster und zog die Vorhänge mit einem Ruck zurück in der vagen Hoffnung, das Raubtier könnte, dem Tageslicht ausgesetzt, kreischend in sich zusammenschrumpfen, aber außer daß es die Nase kraus zog, zeigte es keine Reaktionen. Ein dunkler Schatten flatterte kurz über das Fenster, aber aus seinem Blickwinkel konnte Dirk nicht sehen, woher er rührte.
    Er drehte sich um und

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