Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele
bergwürding.«
Gilks zuckte die Achseln. »Zum Beispiel?« fragte er.
»Es scheing vollkong seenglos zu seing.«
»Vollkommen was?«
»Seenglos!« Er versuchte es noch mal. »Seelenlos! Ing deng, das ist sehr ingtressang!«
Und damit lüftete er höflich den Hut und eilte aus dem Haus und die Straße hinunter, wo ein Adler vom Himmel auf ihn herabstieß und ihn um ein Haar dazu gebracht hätte, unter einen in Richtung Süden fahrenden 73er-Bus zu fallen.
Die nächsten zwanzig Minuten drang gräßliches Geschrei und Gebrüll aus dem obersten Geschoß des Hauses in der Lupton Road, was bei den Nachbarn für reichlich nervöse Spannung sorgte. Der Krankenwagen brachte die oberen und unteren Überreste von Mr. Anstey sowie einen Polizisten mit blutendem Gesicht weg. Danach herrschte für kurze Zeit Ruhe.
Dann hielt ein anderer Polizeiwagen vor dem Haus. Eine Menge Kommentare von der Sorte »Bob ist da« waren aus dem Haus zu hören, als ein extrem großer und stämmiger Polizist sich aus dem Wagen hievte und die Treppe hinaufhastete. Einige Minuten und sehr viel mehr Geschrei und Gebrüll später tauchte er wieder auf, ebenfalls das Gesicht in den Händen, und fuhr ungeheuer wütend weg, wobei er die Reifen heftig und unnützerweise quietschen ließ.
Zwanzig Minuten später erschien ein Kombi, aus dem wieder ein Polizist stieg, der einen winzigen Taschenfernseher in der Hand hatte. Er betrat das Haus und tauchte kurze Zeit später wieder auf, einen lammfrommen dreizehnjährigen Jungen an der Hand, der mit seinem neuen Spielzeug sehr zufrieden war.
Als alle Polizisten bis auf den Streifenwagen abgerückt waren, der vor dem Haus geparkt blieb, um es zu bewachen, kam eine hünenhafte, pelzige, grünäugige Gestalt aus ihrem Versteck hinter einem der Moleküle in dem großen Kellerraum hervor.
Sie lehnte ihre Sense gegen einen der Lautsprecher, tauchte einen langen, schwieligen Finger in die fast geronnene Pfütze Blut, die sich auf dem Teller des Plattenspielers gesammelt hatte, schmierte den Finger über die Unterseite eines dicken, vergilbenden Bogens Papier, verschwand dann in einem dunklen und verborgenen Jenseits, wobei sie eine seltsame und bösartige Melodie pfiff, und kehrte nur kurz zurück, um sich ihre Sense zu holen.
KAPITEL 7
Ein bißchen früher am selben Morgen lag in wohltuender Entfernung von all diesen Ereignissen und in wohltuender Entfernung von einem wohlproportionierten Fenster, durch das kühles Vormittagslicht strömte, ein ziemlich alter, einäugiger Mann in einem weißen Bett. Eine Zeitung lag wie ein halb zusammengeklapptes Zelt auf dem Fußboden, wohin sie vor zwei Minuten geschleudert worden war, und zwar nach der Uhr auf dem Nachttisch um kurz nach zehn.
Das Zimmer war nicht groß, aber in einem extrem sachlichen und guten Geschmack möbliert, als wäre es ein Zimmer in einem teuren Privatsanatorium oder -hospital, was es auch exakt war - das Woodshead Hospital, das auf seinem eigenen kleinen, aber gepflegten Grundstück am Rande eines kleinen, aber gepflegten Dorfes in den Cotswolds lag.
Der Mann war wach, aber nicht froh darüber.
Seine Haut war sehr dünn und alt, wie fein gespanntes, durchscheinendes Pergament, zart gefleckt. Seine feingliedrig-zerbrechlichen Hände lagen leicht gekrümmt auf den reinen, weißen Leinentüchern und zitterten ganz leise.
Sein Name wurde abwechselnd mit Mr. Odwin, Wodin oder Odin angegeben. Er war - ist - ein Gott, und außerdem war er der am wenigsten liebe Gott, dem man begegnen konnte, ein mürrischer Gott. Sein eines Auge funkelte.
Er war mürrisch wegen des Artikels, den er in der Zeitung gelesen hatte, daß nämlich ein anderer Gott auf den Putz gehauen hatte und den Leuten auf die Nerven gegangen war. So stand das natürlich nicht in der Zeitung. Es stand da nicht: »Gott haut auf den Putz und geht im Flughafen anderen Leuten auf die Nerven«, der Artikel schilderte nur die folgende Verwüstung und war außerstande, irgendwelche sinnvollen Schlüsse daraus zu ziehen.
Der Artikel war in jeder Hinsicht äußerst unbefriedigend gewesen: wegen seiner verblüffenden Ergebnislosigkeit, seiner Zusammenhanglosigkeit und des irritierenden (vom Standpunkt der Zeitung aus) Fehlens irgendeines anständigen und handfesten Blutbads. An dem fehlenden Blutbad hing natürlich ein Geheimnis, aber eine Zeitung zog ein ordentliches Blutbad allemal einem schnöden Geheimnis vor.
Odin jedoch hatte nicht diese Schwierigkeit, zu erkennen, was los war. Über
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