Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
die Berichte stand »Thor« kreuz und quer in Buchstaben geschrieben, die viel zu groß waren, als daß sie jemand anderer als ein Gott sehen konnte. Er hatte seine Morgenzeitung gereizt beiseite geworfen und versuchte jetzt, sich auf seine Entspannungsübungen zu konzentrieren, um sich von alledem nicht allzusehr beunruhigen zu lassen. Diese Übungen umfaßten das Einatmen auf eine bestimmte Weise und das Ausatmen auf eine bestimmte andere Weise und waren gut für seinen Blutdruck und so weiter. Es war nicht so, daß er etwa im Sterben lag oder so was - ha! -, aber es gab keinen Zweifel, daß er in seinem Alter - ha! - es vorzog, sich nicht aufzuregen und sehr auf sich zu achten.
    Am liebsten von allem mochte er den Schlaf.
    Schlafen war für ihn eine sehr wichtige Tätigkeit. Er schlief gern über längere Epochen, große Zeitspannen. Bloß in der Nacht zu schlafen hieß die Sache nicht ernst nehmen. Er genoß einen guten Nachtschlaf und hätte um alles in der Welt keinen einzigen missen mögen, aber er war für ihn etwas, das an die wahre Sache auch nicht halb rankam. Wenn's ging, schlief er gern vormittags um halb zwölf weiter, und falls sich das direkt an ein nettes, gemütliches Lange-im-Bett-Bleiben anschloß, desto besser. Ein kleines, leichtes Frühstück und ein rascher Ausflug ins Bad, während sein Bett mit frischer Wäsche bezogen wurde, das war eigentlich alles an Aktivität, was er unternehmen mochte, und er achtete darauf, daß dadurch nicht die Schläfrigkeit aus ihm herausgeschrillt und so sein Nachmittagsnickerchen gestört wurde. Manchmal konnte er eine ganze Woche schlafend verbringen, das sah er als ein gesundes Schläfchen an. Er hatte auch das ganze Jahr 1986 verschlafen und es nicht vermißt.
    Aber zu seiner tiefen Verärgerung wußte er, daß er sich in Kürze erheben und einer heiligen und ärgerlichen Pflicht nachkommen mußte. Heilig, weil sie göttlich war oder zumindest mit Göttern zu tun hatte, und ärgerlich wegen des bestimmten Gottes, um den sie sich drehte.
    Heimlich zupfte er von weitem an den Vorhängen, wofür er nichts als einen göttlichen Willen brauchte. Er seufzte heftig. Er mußte unbedingt nachdenken, und, was schlimmer war, es war Zeit für seine Morgenvisite im Bad.
    Er klingelte nach dem Pfleger.
    Der Pfleger in seinem gut gebügelten, losen grünen Kittel kam augenblicklich angelaufen, wünschte fröhlich einen guten Morgen, eilte geschäftig hin und her und suchte Hausschuhe und Morgenrock zusammen. Er half Odin aus dem Bett, was ein bißchen so war, als rolle man eine ausgestopfte Krähe aus ihrem Kasten, und führte ihn langsam zum Badezimmer. Odin ging steif, als hänge sein Kopf zwischen zwei mit gestreiftem Yiyella und weißem Frottee behängten Stelzen. Der Pfleger kannte Odin als Mr. Odwin und hatte keine Ahnung, daß er ein Gott war, eine Tatsache, über die Odin nicht ungern Stillschweigen bewahrte und von der er sich wünschte, auch Thor respektiere sie.
    Thor war der Gott des Donners und benahm sich, offen gesagt, genau so. Das war unpassend. Er war offenbar nicht bereit oder nicht fähig oder vielleicht einfach zu dämlich, um das zu verstehen oder gelten zu lassen ... Odin bremste sich. Er fühlte, daß er innerlich zu toben begann. Er würde ruhig darüber nachdenken müssen, was mit Thor als nächstes zu geschehen habe, und er war zu dem richtigen Ort unterwegs, um richtig drüber nachzudenken.
    Kaum hatte Odin mit seinem würdevollen Gehumpel die Badezimmertür erreicht, da eilten zwei Schwestern in das Zimmer, zogen das Bett ab und machten es mit ungeheurer Präzision neu, strichen das frische Leinen glatt, zogen es stramm, schlugen es um und steckten es fest. Eine der Schwestern, sichtlich die ältere, war drall und matronenhaft, und die jüngere war dunkler und glich im großen und ganzen mehr einem Vogel. Die Zeitung wurde aufgehoben und ordentlich zusammengefaltet, die Blumen und das unberührte Obst durch neue Blumen und frisches Obst ersetzt, das, wie jedes einzelne Stück Obst vorher, unberührt bleiben würde.
    Als nach kurzer Zeit die Morgenwaschungen des alten Gottes beendet waren und die Badezimmertür wieder aufging, war das Zimmer verwandelt. Die tatsächlichen Veränderungen waren natürlich minimal, aber die Wirkung war die einer subtilen, doch magischen Verwandlung in etwas Kühles und Frisches. Odin nickte stumm befriedigt, als er es erblickte. Er tat ein bißchen so, als prüfe er eingehend das Bett, wie ein Monarch, der eine

Weitere Kostenlose Bücher