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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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man nicht aufpaßt, kann man plötzlich ganz leicht selber in einen höchst erregenden und herausfordernden Dialog verwickelt werden. Man könnte ein billiges Autoradio verpaßt kriegen, während man wartet, und wenn man sich für ein paar Minuten umdreht, wäre man auch schon wieder darum gebracht, während man wartet. Andere Dinge, um die man gebracht werden kann, während man wartet, sind die Brieftasche, das Mageninnere, die Seele und der Lebenswille. Die Straßenräuber, Drogenhändler, Zuhälter und Hamburger-Verkäufer - die Reihenfolge ist beliebig - könnten all das für einen erledigen.
    Aber können sie einem zu einem Päckchen Zigaretten verhelfen, dachte Dirk mit wachsender Nervosität. Er überquerte den York Way, lehnte ein paar erstaunliche Angebote ab, weil sie in keiner unmittelbar ins Auge springenden Weise Zigaretten betrafen, eilte an der geschlossenen Buchhandlung vorbei und durch die Haupttüren hinein in die Halle, weg vom Leben auf der Straße in das sicherere Reich der Britischen Eisenbahn.
    Er blickte sich um.
    Alles wirkte hier ziemlich merkwürdig, und er fragte sich, warum, aber er fragte sich das nur ganz kurz, weil er sich auch fragte, ob es irgendwo einen geöffneten Tabakladen gäbe, aber den gab's nicht.
    Verzweifelt ließ er den Kopf hängen. Es kam ihm vor, als habe er den ganzen Tag mit der Welt Fangen gespielt. Der Morgen hatte auf eine etwa so katastrophale Weise begonnen, wie das einem Morgen nur möglich ist, und seitdem war es ihm nicht mehr gelungen, die Sache richtig in den Griff zu kriegen. Er fühlte sich wie jemand, der versucht, auf einem scheuenden Pferd zu reiten, einen Fuß im Steigbügel, während der andere hoffnungsvoll noch immer am Boden mithüpft. Und jetzt stellte sich heraus, daß selbst so was Simples, wie sich eine Zigarette zu verschaffen, nicht im Bereich seiner Fähigkeiten lag.
    Er seufzte und suchte nach einem Stuhl oder wenigstens einem Platz auf einer Bank.
    Das war gar nicht so einfach. Im Bahnhof waren viel mehr Menschen, als er das erwartet hatte um - wie spät war's? Er sah zur Uhr hoch - ein Uhr nachts. Was, Himmelherrgott noch mal, machte er um ein Uhr nachts auf King's Cross Station, ohne Zigaretten und ohne ein Zuhause, in das er vernünftigerweise hineinzugelangen hoffen konnte, ohne von einem blutrünstigen Vogel totgehackt zu werden?
    Er beschloß, sich selber leid zu tun. Das würde ihm die Zeit vertreiben. Er sah sich um, und nach einer Weile nahm der Drang, sich leid zu tun, langsam ab, während er seine Umgebung allmählich wahrnahm.
    Was ihm so sonderbar daran erschien, war, daß ihm so ein unmittelbar vertrauter Ort so fremd vorkam. Da waren die Fahrkartenschalter, die zum Fahrkartenverkauf noch immer geöffnet waren, aber sie wirkten düster und gequält, als wünschten sie sich, sie wären zu.
    Da war die W. H. Smith-Filiale, über die Nacht geschlossen. Niemand würde heute nacht noch Zeitungen oder Illustrierte brauchen, es sei denn zu Zwecken der Bequemlichkeit, aber um darunter zu schlafen, würden es auch alte tun.
    Die Zuhälter und Taschendiebe, die Drogenhändler und Hamburger-Verkäufer waren alle draußen auf den Straßen und in den Hamburger-Bars. Wenn man schnellen Sex oder einen dreckigen Fix oder, Gott behüte, einen Hamburger haben wollte, dann ging man dahin.
    Hier waren die Leute, von denen überhaupt niemand etwas haben wollte. Hier versammelten sie sich, um ein Dach über dem Kopf zu haben, bis sie in regelmäßigen Abständen verscheucht wurden. Es gab tatsächlich etwas, was man von ihnen wollte - ihre Abwesenheit. Die war sehr gefragt, aber nicht leicht zu haben. Jeder mußte schließlich irgendwo sein.
    Dirk blickte von einem zum andern zwischen den Männern und Frauen, die herumschlurften oder zusammengekrümmt dasaßen oder verzweifelt auf Bänken zu schlafen versuchten, die eigens so konstruiert waren, daß die Leute daran gehindert wurden, genau das zu tun.
    »Haste 'ne Lulle, Kumpel?«
    »Was? Nein, tut mir leid. Nein, ich habe keine«, antwortete Dirk und schlug in linkischer Verlegenheit auf seine Manteltaschen, wie um ein Suchen anzudeuten, das, wie er wußte, ergebnislos wäre. Er war erschrocken, als er so aus seinen Träumen gerissen wurde.
    »Da haste eine.« Der alte Mann reichte ihm eine zerknüllte Zigarette aus einem zerknüllten Päckchen.
    »Was? Oh. Oh - danke. Vielen Dank.« Im Moment durch das Angebot völlig sprachlos, nahm Dirk die Zigarette dennoch dankbar an und erhielt Feuer von der

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