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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Schatten waren dicht, aber nicht so dicht. Er lief ein Stückchen weiter und warf rasch alle Vorsicht beiseite, um die kleine Gruppe zu erreichen, die noch zu sehen war. Aber als er in der Mitte der Bahnhofshalle ankam, wo sie eben noch beisammengestanden hatte, war niemand mehr da, und er drehte sich mitten in dem riesigen, dunklen, leeren Bahnhof verwirrt im Kreise.

KAPITEL 26
    Das einzige, was Kate am Schreien hinderte, war der gewaltige Luftdruck, der ihr in die Lungen fuhr, als sie in den Himmel hinaufraste.
    Als ein paar Sekunden später die wahnsinnige Beschleunigung ein bißchen nachließ, merkte sie, daß sie schluckte und würgte, daß ihr die Augen dermaßen brannten und tränten, daß sie kaum was sehen konnte, und an ihrem Körper war kaum ein Muskel, der nicht vor Schreck schlotterte, während die Luft in Wellen an ihr vorbeiknatterte, an ihren Haaren und Kleidern riß und die Knie, Knöchel und Zähne aufeinanderschlagen ließ.
    Sie mußte gegen sich ankämpfen, um ihren Drang zu unterdrücken, gegen das hier anzukämpfen. Einerseits wollte sie natürlich nicht losgelassen werden. Soweit sie überhaupt begriff, was mit ihr passierte, wußte sie, daß sie nicht losgelassen werden wollte. Andererseits sah sich ihr körperlicher Schrecken einer ziemlich scharfen Konkurrenz in Gestalt ihres durch und durch gekränkten Zorns gegenüber, daß sie so plötzlich und ohne Warnung in den Himmel befördert worden war. Das Resultat war, daß sie nur ganz schwach dagegen ankämpfte und wütend auf sich war, daß sie es tat. Und als Resultat davon klammerte sie sich auf die jämmerlichste und würdeloseste Art und Weise an Thors Arm fest.
    Die Nacht war finster, und der Segen daran war, vermutete sie, daß sie nicht die Erde unter sich sehen konnte. Die Lichter, die sie in der Ferne hier und da als kleine Pünktchen erblickt hatte, schwenkten jetzt schwindelerregend unter ihr weg, aber ihr Instinkt wollte nicht anerkennen, daß sie den Boden markierten. Die flackernden Feuerzeichen, die von dem Gebäude mit den verrückten Türmchen leuchteten, das sie Sekunden vor dieser Ungeheuerlichkeit ganz kurz gesehen hatte, schwankten nun bereits in immer größerer Ferne hinter ihr davon.
    Sie stiegen noch immer höher.
    Sie konnte nicht dagegen ankämpfen, sie konnte nicht sprechen. Sie konnte wahrscheinlich, wenn sie es versuchte, diesem dämlichen Scheusal in den Arm beißen, aber sie gab sich dann doch lieber mit der Vorstellung davon zufrieden als mit der wirklichen Tat.
    Die Luft war schlecht und kratzte in ihren Lungen. Nase und Augen liefen, und das machte es ihr unmöglich, nach vorn zu sehen. Als sie es ein einziges Mal versuchte, erblickte sie ganz kurz und verschwommen den Kopf des Hammers, der vor ihnen durch die Finsternis raste, und Thors Arm, der den gedrungenen Stiel gepackt hielt und davon mitgerissen wurde. Der andere Arm umfaßte ihre Taille. Seine Stärke spottete ihrer Vorstellungskraft, machte sie aber kein bißchen weniger wütend.
    Ihr war so, als flögen sie jetzt direkt unter den Wolken dahin. Ab und zu wurden sie von dumpf-feuchter Luft durchgerüttelt, dann wurde das Atmen noch schwieriger und schädlicher. Die nasse Luft schmeckte bitter und war eiskalt, und ihr flatterndes nasses Haar peitschte und schlug ihr ins Gesicht.
    Sie kam zu dem Schluß, die Kälte werde sie unweigerlich töten, und nach einer Weile war sie überzeugt, daß sie allmählich das Bewußtsein verlor. Doch die Zeit glitt in eine Grauphase, und ihr war weniger klar, wieviel Zeit verging.
    Endlich spürte sie, daß sie langsamer wurden und abwärts zu schweben begannen. Das führte bei ihr zu neuen Anfällen von Übelkeit und Desorientiertheit, und sie hatte das Gefühl, ihr Magen werde langsam durch eine Mangel gedreht.
    Die Luft wurde womöglich noch schlechter. Sie roch übler, schmeckte noch schärfer und schien sehr viel stürmischer zu werden. Sie bewegten sich jetzt ganz entschieden langsamer, und das Vorwärtskommen wurde immer schwieriger. Der Hammer zeigte nun deutlich nach unten und suchte sich eher mühsam seinen Weg, statt zügig vorwärts zu drängen.
    Noch weiter hinunter gingen sie, rumpelten durch die immer dichter werdenden Wolken, die um sie herumwirbelten, bis es schien, als müßten sie jetzt gleich den Boden erreichen.
    Ihre Geschwindigkeit hatte so weit abgenommen, daß Kate sich imstande sah, nach vorn zu blicken, allerdings brannte die Luft derart, daß sie nur einen ganz kurzen Blick wagen konnte.

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