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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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nichtsdestoweniger hatte es den Anschein, als habe sich das ganze Wetter um sie versammelt, zöge im Kreise um sie herum und warte auf sie.
    Wieder holte Thor seinen Hammer hervor und betrachtete ihn so gedankenverloren und geistesabwesend, wie sie es schon vor wenigen Minuten in ihrer Wohnung gesehen hatte. Er zog die Stirn kraus und schien winzige, unsichtbare Staubfussel wegzuzupfen. Er wirkte ein bißchen wie ein Schimpanse, der sein Weibchen flöht, oder - das war's! - der Vergleich war ungewöhnlich, aber er erklärte, warum sie in so wachsame Gespanntheit verfallen war, als er es das letztemal gemacht hatte: Er sah aus wie Jimmy Connors, wenn er sorgfältig die Saiten seines Schlägers zurechtrückt, ehe er den Aufschlag vorbereitet.
    Abrupt blickte er wieder auf, streckte den Arm nach hinten, drehte sich ein-, zwei-, dreimal im Kreis, wobei er seine Hacken tief in den Modder schraubte, und dann schleuderte er den Hammer mit erstaunlicher Kraft in die Höhe.
    Er verschwand fast auf der Stelle in dem dichten Dunst am Himmel. Dumpfe Blitze flackerten tief in den Wolken auf und markierten seinen Weg durch die Nacht in einer langen Kurve. An ihrem äußersten Scheitelpunkt schwang er sich aus den Wolken herab, ein ferner, winziger Punkt, der sich jetzt langsamer bewegte, dann wieder in Fahrt kam und in Richtung Rückflug einschwenkte. Kate sah atemlos zu, wie der Punkt hinter die Kuppel von St. Paul's kroch. Dann schien es, als sei er völlig zum Stillstand gekommen und hänge still und traumhaft in der Luft, ehe er allmählich und fast unmerklich größer zu werden begann und immer schneller zu ihnen zurückgeflogen kam.
    Beim Zurückkommen schwenkte er zur Seite, indem er keine simple Parabel mehr beschrieb, sondern vielmehr eine neue Bahn einschlug, die an der Peripherie eines gigantischen Möbiusstreifens entlang verlief und ihn um die andere Seite des Telecom-Turms herumführte. Dann schwenkte er plötzlich in eine Bahn ein, die direkt auf sie zu führte, und raste wie ein in einen Lichtstrahl gehüllter Kolben mit unglaublicher Wucht und Geschwindigkeit aus der Nacht heran. Kate taumelte und kippte beinahe ohnmächtig zur Seite, als Thor vortrat und ihn mit einem Knurren auffing.
    Durch den Ruck fuhr ein kurzer, heftiger Schauer in die Erde hinab, und dann lag das Ding ruhig in Thors Hand. Sein Arm zitterte leicht, dann regte er sich nicht mehr.
    Kate fühlte sich völlig benommen. Sie konnte nicht genau sagen, was eben geschehen war, aber sie war sich verdammt sicher, daß es zu der Sorte Erfahrungen gehörte, die ihre Mutter bei einem ersten Rendezvous nicht hätte durchgehen lassen.
    »Gehört das alles zu dem, was wir machen müssen, um nach Asgard zu kommen?« fragte sie. »Oder spielst du bloß ein bißchen rum?«
    »Wir fliegen nach Asgard, und zwar... jetzt«, sagte er.
    In dem Augenblick hob er die Hand, als wolle er einen Apfel pflücken, aber anstatt etwas zu pflücken, machte er eine winzige, abrupte Drehbewegung. Es war, als habe er die ganze Welt um den billionsten Teil eines billionsten Teils eines Grades herumgedreht. Alles verschob sich, war einen Moment lang ein ganz klein wenig unscharf und schnappte dann wieder zurück als eine plötzlich ganz andere Welt.
    Diese Welt war viel dunkler und noch kälter.
    Ein eiskalter, stinkiger Wind blies heftig und ließ jeden Atemzug im Hals steckenbleiben. Der Boden unter ihren Füßen war nicht mehr das weiche, sumpfige Gras des Hügels, sondern ein faulig riechender, modderiger Matsch. Finsternis breitete sich über den ganzen Horizont aus, nur ein paar kleine Feuer bildeten hier und da in der Ferne lichte Punkte, und ein heller Lichtschein war etwa anderthalb Meilen entfernt nach Südosten hin zu sehen.
    Dort ragten riesige, phantastische Türme in die Nacht empor; gewaltige Zinnen und Firste flackerten im Feuerschein, der aus tausend Fenstern drang. Es war ein Bau, der die Vernunft zum Narren hielt, die Wirklichkeit lächerlich machte und der Nacht höhnische Fratzen schnitt.
    »Der Palast meines Vaters«, sagte Thor, »die Große Halle von Walhalla, dort müssen wir hin.«
    Es lag Kate eben auf der Zunge, daß ihr an dem Ort irgend etwas merkwürdig bekannt vorkomme, als der Wind das Geräusch von Pferdehufen zu ihnen herantrug, die durch den Morast stampften. In der Ferne, zwischen dem Punkt, wo sie standen, und der Großen Halle von Walhalla, sah man eine kleine Zahl flackernder Fackeln auf sie zu holpern.
    Noch einmal untersuchte Thor

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