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Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
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Céline nie wieder aufgewacht.
    Der Geiselnehmer Freddy Ruiz wurde von Franck ins Präsidium am Quai des Orfèvres gebracht. Jean-Marc und Claudine fuhren nach Hause, um einige Stunden Schlaf zu tanken. Auch LaBréa begab sich kurz in seine Wohnung. Er rasierte sich, duschte und verspeiste ein ordentliches Frühstück mit mehreren doppelten Espressos. Ein Anruf im Krankenhaus ergab, dass es Céline den Umständen entsprechend gut ging. Schwerere Verletzungen hatte sie nicht erlitten, abgesehen von den Wunden an ihren Handgelenken. Schmerz- und Beruhigungsmittel hatten sie in einen tiefen Schlaf versetzt. Gegen Mittag würde LaBréa sie besuchen.
    Anschließend rief er in der Brûlerie an und sprach mit Alissas Mutter. Diese zeigte sich ausgesprochen erleichtert, dass Céline befreit war. In zwei Stunden wollte Jenny nach Hause kommen und ihre Schulsachen abholen. Bis dahin war LaBréa bereits im Präsidium. Heute Abend würde er Jenny kurz berichten, was geschehen war. Sie würde eine abgeschwächte Version der Geschehnisse zu hören bekommen, damit das Trauma ihrer eigenen Geiselnahme im letzten Jahr nicht wieder aufbrach. Er würde mit ihr essen gehen. Ins Gamin de Paris , wohin sonst? Das war schließlich ihr Stammrestaurant. Plötzlich fiel LaBréa ein, das das Gamin de Paris seit drei Wochen geschlossen war. Unwiderruflich. Die Besitzerin ging in Rente und zog zu ihrer Tochter aufs Land.
    Wie hatte er das nur vergessen können? Aber gut, dann würden sie sich eben ein anderes Stammlokal suchen. An Auswahl mangelte es nicht in LaBréas Viertel.
    Als er seine Wohnung verließ, erreichte ihn ein Anruf des Gefängnisarztes. Er hatte Freddy Ruiz untersucht und ärztlich versorgt. »Sein Nasenbein ist gebrochen, Commissaire. Ein paar Zähne fehlen auch. Franck hat mir erzählt, dass er beim Fluchtversuch gegen einen Baum gerannt ist?«
    »Stimmt, Docteur.«
    »Er selbst behauptet natürlich was anderes.«
    »Das machen solche Typen immer.«
    »Ich habe ihm ein Schmerzmittel gegeben. Aber er ist trotzdem voll vernehmungsfähig. Allerdings …« Der Arzt zögerte einen Moment. »Der Mann nimmt Drogen. Crystal Meth. Die letzte Dosis hat er gestern am frühen Abend genommen. Jetzt wirkt er aggressiv und nervös. Die ersten Entzugserscheinungen.«
    »Danke für den Hinweis, Docteur. Wir beeilen uns mit der Vernehmung.«

25. KAPITEL
    Punkt acht Uhr betrat LaBréa das Polizeipräsidium. Er ging kurz in sein Büro, dann begab er sich, zusammen mit Franck, ins Vernehmungszimmer, wo der Mörder und Geiselnehmer bereits wartete.
    »Was ist mit dem Ermittlungsrichter?«, fragte LaBréa seinen Mitarbeiter, als sie über den langen Flur gingen. »Ich habe Couperin heute früh eine SMS geschickt, aber bei mir hat er sich nicht gemeldet.«
    »Komisch, der ist doch sonst immer so früh da!« Franck tippte eine Nummer in sein Handy.
    »Mademoiselle Martin? Ist Ihr Chef schon im Büro? Was? Das gibt’s doch nicht! Das tut mir leid … Wird er durchkommen? Halten Sie uns auf dem Laufenden. Nein, wir kümmern uns selbst darum. Mal sehen, wer uns zugeteilt wird.«
    Kopfschüttelnd steckte Franck das Handy ein. »Couperin hatte heute Nacht einen Herzinfarkt«, sagte er zu LaBréa. »Er liegt im Hôtel Dieu. Sein Zustand ist kritisch.«
    »Ach du liebe Güte …« LaBréa war ehrlich betroffen. Er mochte Couperin, trotz des angespannten Verhältnisses, das seit dem Sommer zwischen ihnen herrschte.
    »Seine Frau hat vorhin die Sekretärin informiert. Was machen wir? Wir brauchen einen Ermittlungsrichter. Soll ich den Gerichtspräsidenten anrufen?«
    »Später, Franck, später. Wir verhören Ruiz erst mal allein. Der Richter kann sich dann das Video ansehen.«
    Freddy Ruiz wurde von zwei uniformierten Beamten bewacht. Er sah fürchterlich aus. Sein Gesicht war geschwollen, auf mehrere Platzwunden klebten Mullpflaster. Die Haare standen wirr vom Kopf ab, sein Blick flackerte.
    LaBréa musterte den Mörder seiner Frau und Geiselnehmer seiner Freundin. Vier Menschen hatte dieser Mann getötet, drei allein am gestrigen Tag. Die Untersuchung seiner Waffe hatte bestätigt, dass auch Luc Chambon mit Freddy Ruiz’ Glock erschossen worden war. Céline wäre sein fünftes Opfer geworden.
    »Ich will einen Anwalt!«, krächzte Ruiz sofort, als LaBréa ihm gegenüber Platz nahm.
    »Erst mal unterhalten wir uns.« Er gab einem der Uniformierten einen Wink. »Nehmen Sie ihm die Handschellen ab. Franck, lassen Sie die Kamera laufen.«
    In einer Ecke

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