Der lange Traum vom Glück
nötig sein, aber vielleicht komme ich auf das Angebot zurück“. Ihre Miene wurde ernst, und etwas in ihrem Blick ließ Mikhail erkennen, dass sie kein Kind mehr war. „Ich bin wirklich gut, Onkel Mik. Die Musik liegt mir im Blut, sie ist ein Teil von mir. So wie die Kunst bei dir“.
„Und wenn du etwas willst …“
„Dann finde ich einen Weg, um es auch zu bekommen“. Dieses unerschütterliche Selbstbewusstsein war ebenfalls ein Teil von ihr. „Ich will mit Nick arbeiten, ich will ihm helfen. Und das werde ich auch tun“.
„Und was willst du von mir?“
„Vielleicht werde ich die Unterstützung der Familie brauchen, obwohl ich eigentlich glaube, dass es mir auch so gelingen wird, ihn zu überzeugen“. Sie warf ihr Haar zurück, eine Geste, die Mikhail sehr an seine Schwester erinnerte. „Zuerst brauche ich einmal Hilfe oder zumindest Rat, wie ich an eine Wohnung komme. Ich dachte mir, Tante Sydney wüsste vielleicht etwas in der Nähe der Bar“.
„Schon möglich, aber wir haben genug Platz bei uns im Haus. Die Kinder würden sich freuen, wenn du bei uns wohnen würdest. Und Sydney auch“. Er seufzte, als er ihr Gesicht sah. „Ich habe deiner Mutter versprochen, ich würde es wenigstens versuchen. Du weißt doch, dass Natasha sich Sorgen um dich macht“.
„Das braucht sie aber nicht. Schließlich haben sie und Dad alles darangesetzt, um eine sehr eigenständige Person zu erziehen. Die Wohnung muss auch nicht groß sein, Onkel Mik“, fuhr sie hastig fort, bevor er etwas erwidern konnte. „Ich bin im Waldorf untergekommen, vielleicht kannst du Tante Sydney ja bitten, mich dort anzurufen, wenn sie etwas hört. Wir könnten uns auch zum Lunch treffen, wenn sie Zeit hat“.
„Sie hat immer Zeit für dich. Wir alle“.
„Ich weiß. Ich gedenke auch, das auszunutzen. Ich will diese Wohnung so schnell wie möglich. Bevor“, sie begann zu grinsen, „Grandma auf die Idee kommt, dass ich zu ihr nach Brooklyn ziehen soll. Aber jetzt muss ich gehen“. Sie drückte ihm einen herzhaften Kuss auf die Wange. „Ich muss noch woanders hin“. Sie ging zur Tür, drehte sich noch einmal um. „Oh, wenn du mit Mama redest, dann sage ihr ruhig, du hättest es versucht“. Ein letztes Winken, und damit stand sie auf der Straße und hielt ein Taxi an.
Nun, da der erste Punkt auf ihrer Liste der zu erledigenden Dinge in Gang gesetzt worden war, ließ sie sich zum „Lower the Boom“ fahren und läutete am Hintereingang bei Nicks Wohnung, die über dem Lokal ihres Onkel Zackary Muldoon lag. Es dauerte eine Weile, bis sie Nicks verschlafene und sehr verärgerte Stimme durch die Gegensprechanlage hörte.
„Noch im Bett?“, erkundigte sie sich munter. „Du wirst langsam zu alt für wilde Nächte, Nicholas“.
„Freddie? Wie spät ist es, zum Teufel?“
„Zehn, aber wen interessiert das schon? Lass mich rein, ja? Ich habe etwas für dich dabei. Ich lege es unten auf den Küchentisch“.
Er fluchte, und sie hörte, wie etwas zu Boden fiel. „Ich komme runter“.
„Nein, nicht nötig“. Sie glaubte nicht, ihn halb verschlafen und noch warm vom Bett aushalten zu können. „Ich kann ohnehin nicht bleiben. Mach mir einfach nur auf und ruf mich an, wenn du dir das, was ich dir hinlege, angeschaut hast“.
„Was ist es denn?“, fragte er, während der Türdrücker summte.
Statt einer Antwort huschte Freddie hinein, ließ ihre Musikmappe auf den Küchentisch fallen und raste wie ein geölter Blitz wieder hinaus. „Entschuldige, dass ich dich geweckt habe, Nick“, rief sie durch die Gegensprechanlage. „Wenn du heute Abend Zeit und Lust hast, können wir zusammen essen gehen. Bis dann“.
„Warte doch, verdammt …“
Aber sie war schon an der Ecke, wo ihr Taxi wartete. Sie stieg ein, lehnte sich zurück, atmete tief aus und schloss die Augen. Wenn er sie – ihr Talent, korrigierte sie sich – nach dem, was sie ihm dagelassen hatte, nicht wollte, musste sie wieder ganz bei null anfangen.
Denk positiv, rief sie sich selbst zur Ordnung. Sie straffte die Schultern und verschränkte die Arme. „Bringen Sie mich zu Sak’s“, sagte sie dem Fahrer.
Wenn eine Frau eine mögliche Verabredung mit dem Mann hatte, den sie zu heiraten beabsichtigte, verdiente sie zumindest ein neues Kleid.
2. Kapitel
Bis Nick schließlich seine Jeans gefunden und angezogen hatte und die Treppe hinuntergestolpert war, war Freddie schon lange weg. Er fluchte, als er sich seinen nackten Zeh an dem klobigen Bein des
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