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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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der Wand. »Seien wir doch vernünftig. Oder müssen wir den ganzen Nachmittag darüber diskutieren? Gehen wir einfach zur Bank, und heben wir das Geld ab. Dann fliege ich nach Europa, du hast alles überstanden, und für mich beginnt ein neues Leben.«
    »Und wenn du der Polizei doch erzählst, ich wollte dich für den Mord an dem Professor bezahlen? Wie kann ich wissen, was du vorhast?«
    »Das kannst du nicht wissen. Eigentlich ist das gar keine schlechte Idee. Du musst mir eben vertrauen, weil du keine Wahl hast. Wenn du mir nicht gehorchst, bringe ich dich um. Das wär's mir wert, selbst wenn man mich erwischt. Nach dem ganzen Ärger, den du mir gemacht hast ...«
    Schon wieder trug sie die Schuld an allem ... So verhielt er sich nur, weil sie ihn dazu zwang – weil sie so ein böses Mädchen war ... »Töte mich«, forderte sie ihn tonlos auf. Es spielte keine Rolle mehr. Immer und überall gab es irgendjemanden, der sie verletzte und ihr die Schuld an diesem oder jenem gab. Immer wieder würden Menschen auftauchen, die ihr wehtaten und sie im Stich ließen, die sie belogen und drohten, sie würden ihren Körper und ihre Seele töten. In gewisser Weise war es ihnen sowieso bereits gelungen, sie zu ermorden.
    »Bist du wahnsinnig?« Langsam ging er auf sie zu. Von dieser Frau würde er sich nicht besiegen lassen – von der einfachen kleinen Närrin. In den letzten sieben Monaten hatte er mit ihr zusammengelebt, von ihrem armseligen Gehalt profitiert, versteckte Fünfdollarscheine unter ihren Strümpfen hervorgeholt. Lange genug hatte er sich mit den Krümeln begnügt. Jetzt wollte er sich den ganzen Kuchen aneignen. »Hör auf mit dem idiotischen Theater, Gabbie!« Aber so kam er nicht weiter. Das sah er ihr an. Und er hatte keine Zeit mehr zu verschwenden. Bald würden die anderen Mieter in die Pension zurückkehren. Und vorher wollte er das Geld haben.
Sein
Geld. Es gehörte
ihm,
nachdem er sich's schwer genug verdient hatte.
    Lautlos legte er seine Hände um ihre Kehle und begann sie zu schütteln. Sie ließ es geschehen. Ohne sich zu wehren, stand sie einfach nur da. Ein braves kleines Mädchen. Das war sie immer gewesen.
    »Verdammtes Biest, ich bringe dich um!«, schrie er. »Begreifst du's denn nicht?« Aber er spürte eine Kraft in ihr, der er nicht gewachsen war, eine bodenlose Tiefe, die er nicht erreichen konnte – das hatte bisher noch niemand geschafft. Wenn er sie bezwingen wollte, musste er sie töten. Doch er legte keinen Wert auf diesen Sieg. Ihr Geld interessierte ihn. Sonst nichts.
    »Ich hasse dich, Steve Porter«, flüsterte sie. Nicht nur ihn ... Da schlug er sie mitten ins Gesicht, und sie erschrak, weil ihr die Szene so vertraut war. Sie kannte das Geräusch solcher Ohrfeigen, den Schmerz, das Schwindelgefühl, das sie schwanken ließ und gegen die Schreibtischkante schleuderte. Als er merkte, dass sie das Gleichgewicht verlor, packte er ihren Arm und zerrte sie zu sich heran. Seine Faust traf ihre rechte Schläfe. In ihrem Ohr dröhnte ein dumpfer Lärm, wie Sandsäcke, die auf Asphalt fielen. Dieses Trommelfell konnte Steve nicht mehr beschädigen – nichts vermochte er ihr anzutun, was nicht schon geschehen war. In den ersten zehn Jahren ihres Lebens hatte sie den gleichen Albtraum oft genug erlitten. Eine Steigerung gab es nicht.
    Immer wieder schlug er zu. Seine Fäuste trommelten auf ihr Gesicht und ihren Körper ein. Und dann stürzte sie. Steve kniete über ihr, umfasste ihren Kopf und hämmerte ihn auf den Boden, in stetigem Rhythmus. Wie aus weiter Ferne hörte sie seine Stimme, eine Litanei, die aus einem einzigen Wort bestand – 
Geld.
Inzwischen hatte er den letzten Rest seiner Selbstkontrolle verloren – sie war ein Biest, das man vernichten musste, ein Monstrum, das ihm den Weg zu seinem ersehnten Ziel versperrte.
    Nach einer Weile zog er sie wieder auf die Beine, schleuderte sie gegen die Wand, und sie spürte, wie ihr Arm brach. Darum kümmerte sie sich nicht. Ihr war alles egal. Von ihr würde er nichts bekommen. Das Leben, das er ihr nehmen wollte, bedeutete nichts mehr. Zu viele Lügen, zu viel seelisches Leid, zu viele Schmerzen, zu viele Verluste – und dazu zählte auch er. Irgendwann lag sie am Boden und sah ein weiß glühendes Licht, während er nach ihr trat, sie anschrie und ihr befahl, die Bank anzurufen, und ihr erklärte, wie niederträchtig sie sei, wie verachtenswert, dass er sie nie geliebt habe. Seine Worte prasselten auf sie herab, genauso

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