Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home
nichts passieren. Aber du wirst für zehn bis fünfzehn Jahre im Gefängnis landen. Wie klingt das?«
Grauenvoll ... Gabriella traute ihren Ohren nicht. Von kaltem Entsetzen erfasst, brachte sie kein Wort hervor.
»Genau das habe ich vor«, fahr er fort. »Es sei denn, du gibst mir sofort fünfhunderttausend. Ein kleiner Preis für deine Freiheit. Denk darüber nach. Zehn bis fünfzehn Jahre. Und ein Mädchen wie du würde im Knast zu Grunde gehen. Ich weiß, wovon ich rede. Weil ich dort war.«
»Wie kannst du mir das antun?« Plötzlich glänzten Tränen in ihren Augen. »Wie konntest du?« Er hatte beteuert, er würde sie lieben. Und jetzt versuchte er, sie zu erpressen und ihr Leben zu zerstören. Für eine halbe Million.
»Ganz einfach, meine Süße. So geht's nun mal auf dieser Welt zu. Alles dreht sich nur ums Geld. Großzügig, wie ich nun mal bin, überlasse ich dir hundert Riesen. Also darfst du dich nicht beklagen. Viel mehr würdest du ohnehin nicht brauchen. Übrigens solltest du dich möglichst bald entscheiden. Wenn du's in die Länge ziehst, nehme ich mir dein ganzes Erbe. Am besten rufst du sofort den Anwalt und die Bank an.«
»Und wie willst du ihnen erklären, dass ich dir mein ganzes Geld schenke? Fürchtest du nicht, das könnte etwas seltsam wirken?«
»Wenn's um die Liebe geht, drehen die meisten Frauen durch. Das weißt du sicher, Gabbie.«
Gepeinigt senkte sie den Kopf. Natürlich – sie hatte einen Priester geliebt und ein Kind von ihm erwartet. Das war fast unverzeihlich gewesen ... »Steve, ich glaube einfach nicht, dass du dazu fähig bist.«
»O doch. Fünfhunderttausend – sechshunderttausend, wenn du dich nicht beeilst. Danach verschwinde ich für immer aus deinem Leben. Der große böse Wolf sucht das Weite. Und du kannst mir bis an dein Lebensende nachtrauern, zusammengerollt am Fußende deines Betts liegen und deine Mama und Joe in bösen Träumen wiedersehen.«
»Verdammter Bastard!« Instinktiv sprang sie auf, um ihn zu schlagen. Nachdem er den Professor umgebracht hatte, wollte er auch ihr Leben vernichten, in Fetzen reißen. Er kannte keine Skrupel. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte er ihren geliebten Mentor, ihren Retter ins Jenseits befördert. Und nun drohte er, sie hinter Gitter zu bringen, wollte sie beschuldigen, sie habe ihn zu einem Mord getrieben ... Nein, niemals würde sie auf seinen Vorschlag eingehen. »Erzähl der Polizei, was du willst. Von mir bekommst du keinen Cent, Steve Porter, oder wer immer du bist. Sieben Monate lang hast du mich schamlos ausgenutzt und belogen und behauptet, du würdest mich lieben ... Das alles nur, um mir mein bisschen Geld wegzunehmen. Nein, noch mehr wirst du nicht kriegen!«
Sie meinte es ernst. Das las er deutlich genug in ihren Augen. Aber er war stärker als sie. Erbost packte er ihr Haar und riss ihren Kopf nach hinten. »Red nie wieder so mit mir, teure Gabbie. Wenn du nicht tust, was ich dir sage, wirst du sterben.« Entgeistert starrte sie ihn an. Wie das Echo einer Totenglocke gellte seine Stimme in ihren Ohren. »Ich will das Geld.
Jetzt
– verstanden? Oder bist du noch dümmer, als ich dachte? Ruf die Bank an!« Gebieterisch zeigte er auf das Telefon.
»Nein, ich werde niemanden anrufen«, erwiderte sie in kühlem Ton, obwohl ihre Knie zitterten. »Das Spiel ist aus.«
»Keineswegs.« Steve ließ ihr Haar los. Wie weit musste er noch gehen, um ihr klar zu machen, dass er keine leeren Drohungen ausstieß? Sicher nicht mehr allzu weit. Gabbie fürchtete sich doch schon vor ihrem eigenen Schatten. »Jetzt fängt das Spiel erst an. Nur die Romanze ist vorbei, dieses alberne Süßholzgeraspel. Um zu kriegen, was ich will, muss ich dir nicht einmal meine unsterbliche Liebe vorgaukeln, sondern einfach nur betonen, was mit dir passiert, wenn du nicht spurst. Hast du's endlich kapiert?« Statt zu antworten, trat sie ein paar Schritte zurück und kämpfte mit ihren eigenen stummen Dämonen. »Ruf die Bank an, Gabbie. Oder ich verständige die Polizei. Der Mann ist tot, du hast sein Geld geerbt, also werden die Beamten meine Geschichte glauben.«
Am liebsten hätte sie ihn eigenhändig erwürgt. Der heiße Zorn, der in ihr aufstieg, überwältigte sie beinahe. Entschlossen nahm sie den Hörer ab, und ihre ausdruckslose Miene beunruhigte Steve.
»Was tust du?«
»Ich rufe die Polizei an. Bringen wir's hinter uns.«
Hastig nahm er ihr den Hörer aus der Hand und warf ihn auf die Gabel. Dann riss er das Kabel aus
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