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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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blauen Kinderaugen strahlten.
    Aber Eloise stellte die Tasse gnadenlos ans andere Ende des Tisches. »Das darfst du nicht trinken, Gabriella. Es ist ungesund. Auf dieser Welt gibt's nichts Schlimmeres als dicke kleine Mädchen.«
    Diese Gefahr drohte Gabriella nicht, das wussten sie alle drei. Viel mehr glich sie einem der hungernden ungarischen Kinder, auf die sie jedes Mal hingewiesen wurde, wenn sie ihren Teller nicht leer aß. Trotzdem musste sie auf die Schokolade mit der verlockenden Schlagsahne verzichten. Natürlich, sagte sie sich, weil ich etwas so Wundervolles gar nicht verdiene. Letzte Nacht hatte sie ihre Mutter fast zum Wahnsinn getrieben. Also war sie selber schuld an ihren Schmerzen – wenn sie auch nicht verstand, warum.
    Bis zum späten Nachmittag blieben sie im Plaza, plauderten mit Freunden und beobachteten fremde Leute. Das machte Gabriella normalerweise großen Spaß. Aber nicht an diesem Tag, wo ihr alle Knochen wehtaten. Als sie endlich aufbrachen, atmete sie trotz ihrer schmerzenden Rippen erleichtert auf. Der Vater war bereits vors Haus gegangen, um ein Taxi zu rufen.
    Mit anmutigen Schritten durchquerte Eloise die Halle, und Gabriella folgte ihr etwas langsamer. Wie immer zog die Mutter alle Blicke auf sich. Von Ehrfurcht und Hass erfüllt, schaute Gabriella ihr nach. Wenn Mommy so schön war – warum konnte sie nicht nett sein? Auf diese Frage würde sie wohl niemals eine Antwort finden.
    Während sie das Hotel verließ und darüber nachdachte, stolperte sie und trat versehentlich auf die Zehenspitze eines der eleganten Wildlederschuhe, die ihre Mutter trug. In kaltem Entsetzen begann das Kind zu zittern.
    Eloise blieb wie erstarrt stehen, musterte ihre Tochter verächtlich und zeigte auf den Schuh. »Bring das in Ordnung!«, befahl sie leise, mit messerscharfer Stimme. Außer ihrer Tochter schien niemand die gebieterische, demütigende Geste zu bemerken.
    »Verzeih mir, Mommy«, flehte Gabriella, die Augen voll tiefer Reue und Kummer.
    »Unternimm was!«, fauchte Eloise, und Gabriella konnte nur ihre Finger benutzen, um den Staub von dem exquisiten schwarzen Wildlederschuh ihrer Mutter zu wischen. Vielleicht sollte sie ihr Kleid dafür verwenden – oder den Pullover. Doch dann würde sie Mommy womöglich noch mehr ärgern. Ein Taschentuch trug sie nicht bei sich. Und so tat sie mit flinken kleinen Fingern ihr Bestes.
    Der Fleck verschwand. Zumindest glaubte sie das. Aber Eloise war anderer Meinung. Minutenlang musste Gabriella die Schuhspitze abwischen, während sie vor dem Hotel auf dem Pflaster kniete.
    »Mach das nie wieder, verstanden?«, herrschte sie das Kind an, das ein stummes Dankgebet zum Himmel schickte, als die Mutter endlich mit dem Resultat seiner Bemühungen zufrieden war. Andernfalls würde Gabriella daheim eine gehörige Tracht Prügel bekommen. Die drohte ihr wahrscheinlich so oder so, denn der Tag war noch jung.
    Inzwischen hatte der Vater ein Taxi gefunden. Sie stiegen ein und fuhren nach Hause. Mit jeder Sekunde verstärkten sich Gabriellas Schmerzen. Leichenblass schlang sie ihre zittrigen Hände ineinander und hoffte, die Mutter würde es nicht bemerken. Aber zur Abwechslung, aus unerfindlichen Gründen, war Eloise in bester Stimmung. Davon profitierte Gabriella nicht, nur John, den das unerwartete freundliche Verhalten seiner Frau überraschte. Natürlich entschuldigte sie sich nicht für den nächtlichen Streit. Das tat sie nie. Nach ihrer Ansicht war das nicht nötig. Da nur er die Schuld an den Differenzen trug, musste sie nicht um Verzeihung bitten und auch keine Erklärung abgeben.
    Daheim angekommen, schickte sie Gabriella sofort ins Kinderzimmer. Sie wollte das kleine Mädchen nicht im Haus umherwandern sehen und zog es vor, wenn es da oben auf einem Stuhl hockte, wo es nichts anstellen konnte. Und genau das hatte Gabriella auch vor. Sie wollte die Mutter nicht noch mehr provozieren. So schnell es ging, flüchtete sie in ihr Zimmer hinauf und blieb dort.
    Es gab nichts zu tun. Wegen ihrer Schmerzen wäre sie ohnehin unfähig gewesen, sich zu beschäftigen, selbst wenn es die Eltern verlangt hätten. Während sie in ihrem Zimmer saß, erinnerte sie sich an Meredith, die letzte Nacht zerbrochen war. Sie vermisste die Puppe, ihre einzige Freundin, ihre Vertraute, ihre Seelenverwandte. Jetzt hatte sie niemanden mehr.
    Darüber dachte sie nach, als plötzlich fröhliche Stimmen und lautes Gelächter im Flur erklangen, direkt vor ihrer Tür. Ihre Mutter lachte

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