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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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zu arbeiten. Die Postulantinnen und Novizinnen verließen das Haus nur selten. Da bildete der Sommer keine Ausnahme. Auch Mutter Gregoria blieb im St. Matthew's, beaufsichtigte die Mädchen und leitete umsichtig den Orden. Seit Jahren hatte sie keinen Urlaub genommen, denn sie fand, dies wäre ein Privileg der wesentlich älteren Frauen.
    Einige Missionarinnen zogen für ein paar Tage ins Kloster. Fasziniert lauschte Gabriella den Berichten über Afrika und Südamerika. Bald empfand sie den Wunsch, eines Tages dem Beispiel dieser tapferen Schwestern zu folgen. Darüber sprach sie aber nicht mit der Oberin, weil sie ihr keine Sorgen bereiten wollte.
    Nachdem die Missionarinnen abgereist waren, verfasste Gabriella spannende Kurzgeschichten über die Abenteuer, die sie erlebt hatten. Schwester Emanuel las diese neuen Werke und meinte, sie müssten unbedingt veröffentlicht werden. Doch Gabriella schrieb nur, um sich selbst und die Nonnen zu erfreuen. Dabei hatte sie manchmal das Gefühl, nicht ihr eigenes Gehirn würde die Worte aneinander reihen, sondern irgendein Geist, der sie als Medium benutzte. Wann immer sie am Schreibtisch saß, dachte sie nie an sich selbst, sie schien gar nicht zu existieren und glich einer Glasscheibe, durch die jemand anderer blickte. Was dabei in ihr vorging, war schwierig zu schildern, und sie vertraute es nur Vater Joe an, der sie eines Tages im hinteren Teil des Klostergartens antraf. Da saß sie auf einer Bank, aß einen Apfel und schrieb selbstvergessen eine Seite nach der anderen voll. Er fragte, ob er ihr Werk lesen dürfe. Das erlaubte sie ihm ohne Zögern, und nach der Lektüre war er tief bewegt. Die Geschichte handelte von einem Kind, das gestorben war und auf die Erde zurückkehrte, um ein Unrecht wieder gutzumachen und den Menschen Frieden zu bringen.
    »Das sollten Sie wirklich veröffentlichen«, sagte er sichtlich beeindruckt und gab ihr die Blätter zurück. Er war von der Sonne gebräunt und erklärte, er habe auf Long Island mit Freunden Tennis gespielt. Während sie ihm zuhörte, erinnerte sie sich an ihre Eltern. Seit ihrer Kindheit hatte sie niemanden über Tennis reden hören, obwohl sie wusste, dass einige ihrer Kommilitonen am College begeisterte Tennisspieler gewesen waren. Aber dort hatte sie sich nie mit irgendjemandem unterhalten. »Ganz im Ernst«, fügte Vater Joe hinzu und kehrte zum Thema ihrer Schriftstellerei zurück. »Sie sind ungewöhnlich talentiert, Gabbie.«
    »O nein, es macht mir einfach nur Spaß, Geschichten zu verfassen.« Schließlich erzählte sie ihm von ihrem Gefühl, ein Geist würde sie als Medium benutzen. »Wenn mir bewusst ist, was ich tue, kann ich nicht schreiben. Nur wenn ich mich selbst vergesse.«
    »Ziemlich gespenstisch«, foppte er sie grinsend. Aber er verstand, was sie meinte, und es interessierte ihn wirklich sehr. »Wenn es auch ein Geist ist, der Ihre Feder führt – Sie sollten ihn gewähren lassen. Und wie ist's Ihnen sonst gegangen?«
    Eine Woche lang hatte er Urlaub gemacht, und es kam ihm so vor, als hätte er Gabriella eine halbe Ewigkeit nicht gesehen.
    »Gut. Am 4. Juli wollen wir wieder picknicken. Besuchen Sie uns?« Jedes Jahr veranstalteten die Nonnen ein Barbecue. Solche Feste feierte Mutter Gregoria sehr gern. Auf diese Weise blieben sie in Kontakt mit Freunden, Verwandten und bedeutsamen Gemeindemitgliedern. Gespannt wartete Gabriella auf Vater Joes Antwort. Inzwischen stand er ihr sehr nahe – nicht nur wie ein Freund, fast wie ein Bruder.
    »Ist das eine offizielle Einladung?«, fragte er. Auch er fühlte sich wachsend zu ihr hingezogen.
    »Die brauchen Sie nicht. Fast die ganze St. Stephen's School kommt zu unserem Barbecue – die Priester, die Sekretärinnen, die Ministranten. Außerdem ein paar Leute aus dem Krankenhaus und der Gemeinde. Allerdings sind um diese Zeit viele im Urlaub.«
    »Ich nicht. Diesen Monat muss ich sechs Tage pro Woche arbeiten und arme Sünder retten.«
    »Großartig!« Sie gab ihm einen Minzezweig und eine Hand voll Erdbeeren, die sie vorhin gepflückt hatte. »Macht's Ihnen was aus, dass sie nicht gewaschen sind? Sie schmecken köstlich.«
    Als er eine saftige rote Beere aß, verdrehte er entzückt die Augen. »Wundervoll!« Der Ausdruck in seinen Augen hätte einem aufmerksamen Beobachter verraten, dass er nicht die Erdbeere, sondern Gabriella meinte. Wann immer er sie sah, war er glücklich.
    Später begleitete er sie in die Halle, wo sie bei der Schwester, die für diverse

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