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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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sei die Völlerei ausgebrochen, und alle amüsierten sich köstlich. Abgesehen von Weihnachten war der 4. Juli das Lieblingsfest der Nonnen.
    Nach der Mahlzeit, als die letzte Portion Eiscreme das letzte Kindergesicht verschmiert hatte, begann das Baseballmatch.
    Erwartungsgemäß war Vater Joe der Kapitän des St.-Stephen's-Teams, und er organisierte das Spiel sehr fair und professionell. Bei einer Abstimmung hatten die Priester und Nonnen entschieden, es sei besser, wenn in jedem Team beide Geschlechter vertreten wären. Wie versprochen postierte Vater Joe seine Freundin Gabriella im Außenfeld, wo sie für St. Stephen's spielte. Sogar Schwester Anne schien sich an diesem Tag ein wenig zu entspannen. Sie spielte für St. Matthew's auf dem ersten Mal. Natürlich waren die Priester, die Jeans und T-Shirts trugen, im Vorteil. Die Schwestern traten in ihrer Tracht an, aber sie klappten ihre Nonnenhauben, so gut es ging, nach hinten. Erstaunlicherweise rannten sie in ihren langen Röcken fast genauso schnell wie die Männer in den Bluejeans. Einige hatten sogar Turnschuhe gefunden. Und alle jubelten, als Schwester Timmie auf dem dritten Mal ausrutschte und hinfiel, ohne ihre Beine zu entblößen. Allerdings prophezeite die Nonne, die für die Wäscherei zuständig war, diese Tracht würde sie nie mehr sauber kriegen. Einige Minuten später schaffte Schwester Immaculata einen Homerun, und das schrille Geschrei beider Teams erschreckte die kleineren Kinder gewaltig.
    In vollen Zügen genossen sie alle das Match. Danach überraschte Mutter Gregoria die Teams und das Publikum mit Limonade und Bier. Voller Stolz servierten die Novizinnen selbst gebackene Zitronenkekse. Einen so vergnüglichen Tag hatte Gabriella noch nie erlebt. Als sie mit Vater Joe über das Match diskutierte, lobte er ihre hervorragende Leistung.
    »Soll das ein Witz sein?« Lächelnd nippte sie an ihrer Limonade und verspeiste einen Zitronenkeks. »Ich stand einfach nur da und flehte den Allmächtigen an, der Ball möge niemals in meine Richtung fliegen. Glücklicherweise hat er mich erhört. Keine Ahnung, was ich sonst getan hätte ...«
    »Wahrscheinlich hätten Sie den Kopf eingezogen«, zog er sie grienend auf.
    Gegen Abend bedauerten alle, dass die Zeit viel zu schnell vergangen war. Die Familien gingen vor dem Dinner nach Hause, die Nonnen und Priester aßen, was vom Barbecue übrig geblieben war. Es gab genug für alle. Während die Dunkelheit hereinbrach, saßen sie im Klostergarten und beobachteten das Feuerwerk am Sternenhimmel. Den meisten hatte dieser Tag so viel Freude bereitet wie ein ganzer Urlaub.
    »Was haben Sie in Ihrer Kindheit am vierten Juli gemacht?« An Gabriellas Seite erklang Vater Joes tiefe Stimme, die ihr inzwischen so vertraut war.
    Über diese Frage konnte sie nur lachen. »Ich versteckte mich in einem Schrank und hoffte, meine Mutter würde mich nicht finden.«
    »Nun ja, es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Fest zu begehen«, meinte er, um das schmerzliche Thema ein bisschen zu entschärfen.
    »Damals war's mein Ganztagsjob, am Leben zu bleiben. Was ein Feiertag ist, erfuhr ich erst im St. Matthew's, und das Picknick am vierten Juli gefällt mir am besten.«
    »Ja, mir auch. Als ich ein kleiner Junge war, erlebte ich einen ganz besonderen vierten Juli. Ich ging mit meinem Bruder und ein paar Freunden zelten. Zur Feier des Tages wollten wir Wunderkerzen kaufen. Aber die bekamen wir nicht, weil wir noch zu klein waren.«
    Überrascht wandte sie sich ihm zu. »Ihren Bruder haben Sie noch nie erwähnt.« Immerhin kannte sie ihn seit vier Monaten.
    Nun entstand ein langes Schweigen, dann schaute er wehmütig in Gabriellas Augen. »Er war zwei Jahre älter als ich. Kurz nach meinem siebten Geburtstag ertrank er. Wir schwammen im Fluss, obwohl es die Eltern verboten hatten, und da geriet er in eine starke Strömung ...« Tränen drohten seine Stimme zu ersticken. Ohne zu wissen, was sie tat, ergriff sie seine Hand, und eine seltsame Elektrizität schien zwischen ihnen zu knistern. »Ich war bereits ans Ufer geklettert. Plötzlich sah ich ihn untergehen und wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte. Verzweifelt schaute ich mich nach einem Zweig um, den ich ihm hinhalten konnte. Aber ich fand keinen, der lang genug war. Ein paar Sekunden lang stand ich nur da – dann rannte ich davon, um Hilfe zu holen. Wenig später kam ich zurück ...« Mühsam schluckte er und vermochte nicht weiterzusprechen.
    Am liebsten hätte sie ihn in

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