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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Geburtsrecht nicht verkaufen, und ich bin auch nicht bereit, das Geburtsrecht des Volkes auf Freiheit zu verkaufen.
    Welche Freiheit bietet man mir an, wenn die Organisation des Volkes verboten bleibt? Welche Freiheit bietet man mir an, wenn ich wegen eines Paßvergehens verhaftet werden kann? Welche Freiheit bietet man mir als Familienleben an, wenn meine liebe Frau in Brandfort in Verbannung bleiben muß? Welche Freiheit bietet man mir an, wenn ich um Erlaubnis bitten muß, um in einem städtischen Gebiet leben zu dürfen? Welche Freiheit bietet man mir an, wenn sogar meine südafrikanische Staatsangehörigkeit nicht respektiert wird?
    Nur freie Menschen können verhandeln. Gefangene können keine Verträge schließen. Ich kann und werde nichts unternehmen, solange ich und ihr, das Volk, nicht frei sind. Eure Freiheit und meine Freiheit sind nicht zu trennen. Ich werde zurückkommen.«
     
    1985, nach einer Routineuntersuchung durch den Gefängnisarzt, wurde ich an einen Urologen überwiesen, der eine vergrößerte Prostata diagnostizierte und eine Operation empfahl.
    Er sagte, es handele sich um eine Routineoperation. Ich beriet mich mit meiner Familie und beschloß, mich dem Eingriff zu unterziehen.
    Unter starken Sicherheitsvorkehrungen wurde ich in das Volks Hospital in Kapstadt gebracht. Winnie flog mit dem Flugzeug herbei und konnte mich vor der Operation sehen. Doch ich hatte noch einen Besucher, einen überraschenden und unerwarteten: Kobie Coetsee, den Justizminister. Nicht lange zuvor hatte ich an Coetsee geschrieben und ihn zu einem Treffen gedrängt, um über Gespräche zwischen dem ANC und der Regierung zu diskutieren. Er hatte nicht geantwortet. Doch an diesem Morgen kam der Minister unangemeldet ins Krankenhaus, als besuche er einen alten Freund, der dort für ein paar Tage lag. Er war insgesamt liebenswürdig und herzlich, und die meiste Zeit tauschten wir einfach Nettigkeiten aus. Obwohl ich mich benahm, als sei das die normalste Sache der Welt, war ich erstaunt. Die Regierung rechnete sich auf ihre langsame und zögerliche Art aus, daß sie zu irgendeiner Vereinbarung mit dem ANC kommen mußte. Coetsees Besuch war ein Olivenzweig.
    Obwohl wir nicht über Politik sprachen, brachte ich ein sensibles Thema auf, und das war der Status meiner Frau. Im August, kurz vor meiner Einlieferung ins Krankenhaus, war Winnie nach Johannesburg gegangen, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Die einzigen Reisen, die sie von Brandfort aus unternehmen durfte, waren Besuche bei mir oder bei ihrem Arzt. Während sie in Johannesburg war, wurden ihr Haus in Brandfort und die Klinik dahinter durch eine Bombe in Brand gesetzt und zerstört. Winnie hatte keine Wohnung mehr, und sie beschloß, in Johannesburg zu bleiben, obwohl ihr die Stadt verboten war. Ein paar Wochen lang geschah nichts, doch dann schrieb ihr die Sicherheitspolizei und teilte ihr mit, das Haus in Brandfort sei repariert und sie müsse zurückkehren. Aber sie weigerte sich. Ich bat Coetsee, Winnie den Verbleib in Johannesburg zu gestatten und sie nicht zur Rückkehr nach Brandfort zu zwingen.
    Er sagte, er könne nichts versprechen, aber er werde sich darum kümmern. Ich dankte ihm.
     
     
    Ich verbrachte einige Tage im Krankenhaus, um mich von der Operation zu erholen. Als ich entlassen wurde, kam Brigadier Munro, um mich aus dem Hospital abzuholen. Gewöhnlich holen kommandierende Offiziere keine Gefangenen aus dem Krankenhaus ab, und so war ich sofort mißtrauisch.
    Auf der Rückfahrt sagte Brigadier Munro in so beiläufigem Ton zu mir, als mache er bloß Konversation: »Mandela, wir bringen Sie jetzt nicht zu Ihren Freunden zurück.« Ich fragte, was er meine. »Von jetzt an werden Sie allein sein.« Ich fragte, warum. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich habe aus dem Hauptquartier nur diese Anweisung bekommen.« Wieder einmal gab es keine Vorwarnung und keine Erklärung.
    Bei meiner Rückkehr nach Pollsmoor wurde ich in eine neue Unterkunft im Erdgeschoß des Gefängnisses gebracht, drei Stockwerke tiefer und in einem ganz anderen Flügel. Ich erhielt drei Zimmer und eine separate Toilette; ein Zimmer war zum Schlafen bestimmt, ein weiteres auf der anderen Seite des Ganges als Arbeitszimmer und das dritte für die Gymnastik. Nach Gefängnismaßstäben war dies ein Palast, aber die Räume waren feucht und muffig und hatten sehr wenig Tageslicht. Ich sagte nichts zu dem Brigadier, da ich wußte, daß nicht er diese Entscheidung

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